Mühsam über Steiner

Auch der 1934 in Oranienburg ermordete Anarchist, ewige Bankrotteur und Sex- Maniak Erich Mühsam hat sich als Zeitzeuge - auf denkbar unfreundliche Art und Weise - zu Rudolf Steiner geäussert. Das kann man seinen teilweise wieder aufgefundenen und nun publizierten Tagebüchern entnehmen:

"Mühsam war ständig pleite, nur mit herausragenden Pump- Leistungen konnte er sich über Wasser halten. Es ging bei Mühsam in finanzieller Hinsicht eigentlich andauernd um alles oder nichts – und den Unterschied machten manchmal 50 Pfennige aus. Grundsätzlich aber war es so, dass auch bei Anarchistens ohne Geld überhaupt nichts los war. Das hinderte den Dichter aber nicht daran, leidenschaftlich zu pokern und dabei sogar gelegentlich zu gewinnen. In seinen Münchener Stammlokalen traf der Bohemien alles, was Rang und Namen hatte in der damaligen Szene, in diesem Punkt lesen sich die Tagebücher wie ein unendliches Namedropping. Dabei gibt es interessante Entdeckungen zu machen. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, erschien Mühsam als Hohlkopf, der es vor allem verstand, sein Mäntelchen in den Wind des Zeitgeistes zu halten."

Vielleicht war Mühsams Blick nicht nur durch Pokern und Geldnot getrübt, sondern durch seine wild wuchernde Libido: "Mühsam betrachtete jede Frau unter dem Aspekt, ob sie ihm „koitabel“ erschien oder nicht." Die Tagebücher sind auch online einsehbar. Weitere Teile werden editiert. Der hier angesprochene erste Teil stammt aus dem Jahr 1910.