Der Meister der Scientologen

Nachdem The Master, der großartige und anspruchsvolle Film von Regisseur und Drehbuchautor Paul Thomas Anderson in den Programmkinos durch ist (hier der Trailer), schaut man sich gern einmal die Reaktionen der Scientologen an, denn der Film schildert die Gründungsjahre von Scientology, wenn auch auf anonymisierte Art und Weise. Es ist kein Reisser, kein Enthüllungsfilm, sondern Kunst- aber die scientologische Methodik wird doch auf sehr dichte, beklemmende Art und Weise dargestellt.

Inhalt des Films ist: "Der selbsternannte "Meister" verkauft sich den Leuten als "Autor, Arzt, Nuklearphysiker und theoretischer Philosoph". "Des Meisters große Idee ist, dass die Wissenschaft sich irrt und die Erde in Wirklichkeit Trillionen von Jahren alt ist. Alle, die auf ihr leben […], tragen eine Vielzahl vergangener Leben und Traumata aus vergangenen Zeitaltern in sich. Befreie diese Leben und versorge die Wunden, dann gibt es keine Limits mehr. Man kann Krebs heilen und der Welt den Frieden bringen", fasst "The Guardian" die Glaubensgrundlage der Sekte zusammen." (Quelle)

Die Scientologen wurden von dem Film offenbar kalt erwischt, nur von dem Top- Scientologen Cruise wird berichtet: "Dies sei auch die Szene gewesen, die Tom Cruise besonders in Rage gebracht haben soll, berichtet "The Guardian". Der Schauspieler und bekennende Scientologe war 1999 ebenfalls in Andersons Film "Magnolia" zu sehen. Die Freundschaft der beiden sei aber nicht in Gefahr, behauptet der Regisseur laut "Associated Press": "Wir sind immer noch Freunde."" (Quelle)

Nun gab es dieser Tage einige andere Berichte in der Presse über Scientology. Interessant - neben einer Reihe weiterer Austritte in der mittleren Führungsebene - die Entdeckung und Dokumentation einer riesigen Anlage in New Mexiko, die offenbar durch tief in einen Berg hinein getriebene Stollen als atombomben- sichere Lagerstätte für die Originalschriften des Sektengründers und früheren Science- Fiction- Schriftstellers L. Ron Hubbard dient. Der millionenschwere Bau enthält neben diversen Häusern aber auch eine mit geheimnisvollen Zeichen versehene Ebene, die wahrscheinlich zur Landung außerirdischer Raumschiffe gedacht ist: "The mysterious building which leads to an underground vault sits next to two giant symbols carved into the ground - believed to be markers for the religion's followers to find their way back from the ends of the universe after humanity is destroyed in the future.  
While no one knows the definite meaning of the pair of overlapping circles, each with a diamond in them, it is believed to have been trademarked by the Church of Technology, a branch of Scientology." (Quelle) Die Zeichen finden sich auf der genannten Website. Offenbar nimmt man in der Sekte an, dass der verstorbene L. Ron Hubbard nach dem erwarteten Untergang der Menschheit in einem atomaren Krieg in einem Raumschiff wieder zur Erde zurück kehren würde- eine materialistisch- messianische Vision, einer der Kerngedanken der Scientologen.

Zu diesen geheimen ideologischen Grundlagen gehört auch die Existenz von außerirdischen Meistern wie Xenu, die entweder bekämpft werden müssen oder deren bevorstehende Landung in Raumschiffen erwartet wird- Grundlagen, die erst in hohen Graden innerhalb der Sekte enthüllt werden: "‘Well, they are not really answering you. They may give you a kind of evasive answer, they may say it is ridiculous, they may say it is preposterous, “who told you that?” But the point is, if they have reached Operating Thetan Level III, OT3, they have been told about the incident, which includes a galactic overlord named Xenu, it includes space-ships coming to earth. It includes a residue of space aliens that remain, on you, on me, and we need Scientology to get rid of them. Now if you are in OT3 or higher in Scientology, you know that. But according to the church if you are not an OT3 you are not prepared to hear it. And so they may withhold that information because John, they think you are not ready yet.’"- so eine der Recherchen in einem aktuellen Buch von John Sweeney, "The Church of Fear: Inside The Weird World of Scientology", der im Auftrag der englischen BBC arbeitet. In diesem Buch wird auch eine interessante Verbindung hergestellt zum berüchtigten Magier Aleister Crowley, über den Hubbard sich geäußert habe: "Hubbard was a friend of Aleister Crowley, the Occultist and Silly Twit who the papers called ‘The Wickedest Man in the World’. Hubbard said of Crowley: ‘my very good friend… signs himself “the Beast”, mark of the Beast 666…’"

Die Verbindung Hubbards bestand 1945 vor allem zu Crowleys Schüler Jack Parsons, der zusammen mit "Betty" (Sara Elizabeth Northrup) Sexmagie betrieb. Im August 1945 betrat Hubbard die Szene, der bis dahin lediglich Science- Fiction geschrieben hatte und aus einer typisch militärischen Familie stammte. Hubbard hatte sein Studium nach zwei Jahren abgebrochen und suchte offenbar nach Orientierung, nachdem er vier Jahre in der Navy gedient hatte. Parsons, Betty und Hubbard wurden enge Freunde und beschlossen, eine gemeinsame Firma zum Zweck der Überführung von Schiffen zu gründen. Parsons schätzte Hubbard so ein: "Although Ron has no formal training in magick, he has an extraordinary amount of experience and understanding in the field. From some of his experiences I deduce that he is in direct touch with some higher intelligence, possibly his guardian angel. Ron appears to have some sort of highly developed astral vision. He described his angel as a beautiful winged woman with red hair, whom he calls the Empress, and who has guided him through his life, and saved him many times." Diese Informationen entstammen einer umfangreichen Biografie über Aleister Crowley (Perdurabo, Revised and Expanded Edition: The Life of Aleister Crowley von Richard Kaczynski)

Aus Parsons Sicht war es bedauerlich, dass Hubbard ihm die mediale "Betty" ausspannte. Dennoch begannen beide Männer eine spezielle magische Handlung (1946) im Sinne von Crowley, in der Entitäten beschworen wurden, um eine Inkarnation von "Babalon" zu initiieren. Das Ganze wurde in der Mojave Wüste durchgeführt und zog sich zunächst über 14 Tage. Trotz eines angenommenen Erfolges der Invokation betrieben die Männer die intensiven magischen Handlungen noch Wochen weiter, wobei ihnen Texte "diktiert" wurden; Hubbard war das Medium für diese und schrieb sie auf. Eine weitere involvierte Frau wurde während der Handlungen schwanger, was Parsons als das Kommen des avisierten "Babalon" deutete. Crowley, der von diesen "Erfolgen" unterrichtet wurde, war allerdings skeptisch, sprach sogar von selbstzerstörerischen Akten (Kaczynski, S. 538), kündigte aber Dritten gegenüber an, ein "Moonchild" sei auf dem Weg. Wie dem auch sei, zeigen diese Beispiele, wie tief Hubbard zwischen seiner Armeezeit und der Gründungsphase von Scientologie Anfang der 50er, die der Film The Master zeigt, tief in dunkel- magische Handlungen involviert war. Er war sicherlich der Schüler Crowleys, der dessen magische Arbeiten am effektivsten fortgeführt hat.