Ajna Chakra und magische Beeinflussungsmöglichkeiten

Eine der für anthroposophisch- spirituelle Arbeit wesentliche Grundlagen ist sicherlich die ständige Umwandlung leibgebundener ätherischer Kräfte in geistige Ressourcen und Potentialität. Es ist ein Thema, das einen Praktizierenden an Rudolf Steiners Arbeiten geradezu anspringt, da hier primär die Nahtstelle zwischen biologisch gebundenen und leibfreien Lebenskräften entspringt. Die Verbindung und Arbeit mit den leibfreien ätherischen Ressourcen ist für reale individuelle spirituelle Arbeit essentiell, aber es ist auch ein spezifisch menschliches Element- die Möglichkeit für Bewusstsein generell: Im Denken und Wahrnehmen hat das Organische keinen Platz: Die Lebensorganisation weicht, "wenn die Tätigkeit des Denkens auftritt, zurück; sie hebt ihre eigene Tätigkeit auf, sie macht einen Platz frei; und an dem freigewordenen Platz tritt das Denken auf"***

Organische Nahtstellen in dieser Umwandlung sind nach Rudolf Steiner Herz und Zirbeldrüse. Es gibt einen reinen Strom, der aus dem Freiwerden der organgebundenen ätherischen Kräfte im Blut hervor geht. Der Prozess beginnt im Bereich des Herzens im Strom nach oben: "Das physische Blut "ätherisiert" sich, es verwandelt sich zurück in Äther"* . "Der Strom des ätherisierten Blutes umströmt und umsprüht während des Wachzustandes fortwährend die Zirbeldrüse. Ohne diesen Strom, der von der Zirbeldrüse aus auf das ganze Gehirn wirkt und über die physische Umgrenzung des Kopfes ausstrahlt, wäre der Mensch unfähig, Gedanken zu denken, die über die Bedürfnisse seines Leibes hinausgehen"*. Es sind dies die nicht mehr organisch- biologisch gebundenen ätherischen Kräfte, die die Grundlage bilden für Wahrnehmung und Bewusstsein überhaupt. Damit wird der Ätherleib dem physischen Leib gegenüber selbständig- eine Entwicklung, die von Generation zu Generation fortschreitet: Ein Exkarnationsprozess.

Der freigewordene Ätherkopf wird von der Zirbeldrüse wie von einer Spitze gehalten; sie bildet das Zentrum. Bei dem Bilden von Erinnerungsvorstellungen wird von dieser aus eine Bewegung "nach unten" eingeleitet, in der die erworbenen Vorstellungen wieder in die leibgebundenen ätherischen Kräfte hinein eingebunden werden. Eine weitere Strömung von unten nach oben ist weniger ätherischer Natur; sie bringt vielmehr die organischen "unbewussten- Wahrnehmungen bis zu einem gewissen"* Grad zum Bewusstsein.

Die Bereitschaft, die heute - in wieder einer jüngeren Generation - noch weiter frei gewordene Ätherglocke um den physischen Kopf herum in dem Sinne zu bearbeiten, dass diese Potentialität fokussiert wird, damit sich das Stirn-Chakra - Ajna-Chakra- organisch entfalten kann, ist aus dem kulturellen Umfeld heraus nicht ausgebildet. Man darf annehmen, dass die entsprechenden Fähigkeiten heute praktisch direkt unter der Oberfläche liegen, manchmal auch unversehens (und möglicherweise krisenhaft) hervorbrechen. Fragt man gezielt unter heute 20- bis 30- Jährigen, gibt es manchmal sehr wohl ein umfassendes, aber nicht geschultes Bewusstsein für differenzierte ätherische Ströme. Aber diese Begabungen werden meist abgefangen durch intensive Tätigkeiten im Umgang mit elektronischen Medien, die in solchen Fällen zur dominierenden Lebenswirklichkeit werden. Die vorhandenen geistigen Möglichkeiten werden regelrecht umgeleitet in eine digitale Sub- Natur.

Andererseits bedeutet das weitgehende Freiwerden der Lebenskräfte in einen leibfreien geistig- individuellen Bereich auch, dass viele ungewöhnliche - vor allem nervöse Beeinträchtigungen auftreten, wie etwa das massenhafte Auftreten von vielen Formen von ADS und ADHS, eine nervöse Störung, die auch rein leibgebunden, in Bezug auf Allergien, Unverträglichkeiten, Resorptionsstörungen, Organschwächen usw. auftreten kann. Diese Art von Problemen ist inzwischen bis in die frühe Kindheit vorgerückt. Dass im Jugendalter aus dem Zusammenhang mit dem Äther- als Gewohnheitsleib auch "Ablenkungen" in Hinsicht auf Sucht und andere Exzesse vordringen, erscheint nur zu verständlich in einem kulturellen Umfeld, das auf die Harmonisierung zwischen Leib und seelisch- geistiger Pflege keinerlei Wert legt.

Das mag in anderen Kulturen aus der Tradition heraus noch anders sein - etwa in der Einbeziehung eines "weiblichen" Lebensleibes bei Männern und umgekehrt: "In Indian (and perhaps Indo-European) lore, the structure or essence of a subtle or spiritual body attached to, or contained within, the physical body is thought to be feminine (at least in the case of men)."** Aber das Wissen darum wird auch abgegriffen durch spirituelle Führer der "linken" Hand und ihren zahllosen grauen Gurus- auch solchen "christlicher" Couleur: "In the usual (right-hand-path) practice of kundalini yoga, the purpose is to reach the sahasrara chakra above the head. But it seems that from a left-hand-path perspective the point is only to raise the serpent power to the sixth chakra, or ajna chakra (“command center”), and from there to enter into the three hidden chakras. These are the secret chakras of golata, lalata, and lalana located on the uvula at the back of the throat, above the ajna chakra, and within the soft palate, respectively."**

Statt der Entfaltung des Ätherkopfs im Ajna- Chakra, einer Fokussierung und Disziplinierung, so dass sich die Bereiche um den Kehlkopf und in der Herzregion ruhig, voll bewusst und in der sich entwickelnden individuellen Devotion entwickeln können, werden Kundalini- Kräfte aus der unteren Körper- Ebene freigesetzt, die direkt auf das Ajna- Chakra und die weiteren subtilen Bewusstseinspunkte aufprallen. Eine individuelle Entfaltung ist damit nicht möglich. Stattdessen werden Erleuchtungserfahrungen ohne Möglichkeiten der Verarbeitung und ohne das Werkzeug, manipulative Eingriffe zu erkennen, frei gesetzt. Aus der Kundalini- Region heraus können Gurus und religiöse Führer auf Anhänger einwirken, in ihnen Faszination, Abhängigkeit oder "christliche Frömmigkeit" wecken. Eine individuelle, eigenständige Bearbeitung der geistigen Potentialität, die heute praktisch in der Luft liegt, wird damit verhindert. Der persönliche Einweihungsweg wird abgeschnitten.

Dies gilt nur vordergründig nur für tantrische Praktiken: "“Tantrism” has been used as a synonym for “sexual magic” in the West since the appearance of popular treatments of the subject in the 1960s and 1970s. There is much more to the tantric tradition than sexual mysticism, but the left-hand tantrics in particular do make actual sexual rituals a part of their practices."** In Wirklichkeit werden diese überwältigenden, die Ich- Entwicklung unterwandernden Praktiken heute in jeglichem spirituellem Umfeld eingesetzt; auch im anthroposophischen. Damit treten aber auch, wie beschrieben, die Einflussmöglichkeit durch Akteure der "linken Hand" sehr nah an beliebige spirituelle Kulturen heran. Das Bewusstsein dafür ist sehr wenig verbreitet. Es wird durchaus nicht bemerkt, dass sich im Kleid vieler spiritueller und religiöser Zusammenhänge uralte Kulte verbergen, die auf diese Weise operieren, nämlich "heavily influenced on a philosophical and practical level by Indian (Hindu) tantrism, indigenous Tibetan religion (Bon), and Central Asian shamanism. Again, in an antinomian spirit, the “over culture” absorbs techniques from the “under culture"."** Das Ziel ist die Vernichtung der spirituellen Entfaltung der Individualität und die grenzenlose Ausbreitung von unentwickelten Ego- Strukturen, d.h. ein Individuum, das - von Devotion oder Erleuchtung geblendet- nie wirklich an sich arbeitet und eine wirkliche innere Wandlung erfährt, sondern nur gespiegelte Scheinformen geistiger Erfahrungen- letztlich mit Auswirkungen auf das Leben nach dem Tod: "..the left-hand path ends not in the absorption or annihilation of individuality in moksha or nirvana, but in a perpetuation of that individuality on a more permanent plane of existence."**

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*Dietrich Boie, Das erste Auge. Ein Bild des Zirbelorgans aus Naturwissenschaft, Anthroposophie, Geschichte und Medizin.
**"Lords of the Left-Hand Path: Forbidden Practices and Spiritual Heresies" von Stephen E., Ph.D. Flowers
***Rudolf Steiner, Philosophie der Freiheit, Kap. IX