Berühre mich nicht - Maria Magdalena und die Templer

Aus meiner Pinterest- Seite zu Magdalena
 Hier ein erster kleiner Hinweis auf Gordon Napiers Buch "Mary Magdalene: Biography of a Legend", in dem er als Historiker allen erdenklichen Spuren des Magdalenen- Kultes nachgeht, aus verschiedenen Kulturkreisen heraus, und Quellen bis hinzu bizarren gnostischen Kulten. Man sollte sich bei dieser Figur der Heilsgeschichte nicht vom katholischen Schwulst beirren lassen. Napier spannt den Bogen bis hin zu den antiken, vorchristlichen Religionen:
"Similarly a number of pre-Christian mythologies included stories of a goddess attending and anointing a slain god who returned from the dead, such as the Egyptian story of Isis and Osiris, or the Mesopotamian legend of Ishtar and Tammuz; this is a consideration that may in some way be linked to the story of Mary Magdalene’s presence at the Resurrection of Jesus."

Aber natürlich kommt Napiers auch in seinem Blog immer wieder spür- und nachlesbare Neigung zu den Templern durch: "Of comparable prominence among the early saints was she whom the Templars called 'the glorious Mary Magdalene'." In diesem Beitrag möchte ich etwas spekulieren über eine mögliche Verbindung gerade des Templerordens in der Tiefe seiner spirituellen Dimensionen zu dieser Gestalt. Aber, um es nochmals zu betonen, ich picke hier nur einige Aspekte aus einer umfassenden Darstellung heraus. Es gibt, um es noch anzufügen, sehr verschiedene Interpretationen über das weitere Leben Magdalenas (ein Name, der übrigens neben der Ortsbezeichnung ihrer Herkunft etymologisch auch schlicht auf den damals verfemten Frisörberuf verweist), denn nur in den gnostischen westlichen Legenden landete Magdalena im Gefolge oder in der Nachfolge von Josef von Arimathia im südlichen Frankreich und ist demnach vielleicht in der Provence begraben.

Mir kommt es in diesem Zusammenhang auf das "Berühre mich nicht" des Auferstandenen ihr gegenüber an- diese allererste Begegnung überhaupt, in der sie die Gegenwärtigkeit besaß, Ihn in dieser Gestalt, die ihr da gegenüber stand, zu realisieren. Napiers schreibt: "Jesus’ instruction to Mary not to touch him may be meant to show that at that stage he was in some mid-way state between the spiritual and corporeal. However this seems to contradict Matthew’s account, wherein the risen Christ does permit Mary Magdalene and her companion to embrace his legs. In fact, in the original Greek the phrase is Μή μου aπτου (mi mou aptou) which has a meaning more like ‘do not go on clinging to me’ or ‘do not seek to hold on to me’, so potentially (according to John’s Gospel) Mary was already touching Jesus when he spoke those words to her."

Wie kann man eine andersartige, realistischere Übersetzung dieser Art im Sinne von "do not go on clinging to me" verstehen? Ist es ein "Hänge nicht an dem, wie Du mich gekannt hast?" Oder etwa ein "Klammere Dich nicht an meine Erscheinung?" Dann kämen wir einem Mysterienspruch näher, der besagen würde, Magdalena solle sich ganz einlassen auf eine Qualität innerer Wahrnehmung, jenseits alles Persönlichen, jenseits der bloß visuellen Erscheinung. Das alleinige Medium zur Erkenntnis kann nur der reine, wache Ich- Sinn sein, über den sie zweifellos verfügte. Sie sollte sich lösen von den Erfahrungen, die sie - wie vermutet wird- über die persönliche Bekanntschaft mit Jesus - als Schwester von Lazarus- zur Person Jesu hatte. Gerade ihre zweifellos ebenso gemachte Lebenserfahrung mit unorthodoxen Positionierungen im Leben hatte sie stets in die Lage versetzt, die Einweihungsvorgänge, die ihr Herr an anderen vollzog, zu begreifen. Sie war dem Schwarm der Jünger daher weit voraus. Sie war die, die verstand, was er tat, wer er war. Sie war schon in die Lage des heutigen Bewusstseinsseelen- Menschen versetzt. Genau diese ihre besondere Reife in der Selbständigkeit, in der verstehenden Hinwendung machte es ihr möglich, als erste Ihn zu erkennen.

Vielleicht kann man eine Parallelität zu den aus den Folterungen genügsam bekannten Besonderheiten der Templer- Einweihung ziehen, in der es zu einer Situation kam, in der rituell das Kruzifix bespuckt worden sein soll. Die Templer haben dafür - und für ihre okkulte Ausbildung der inneren Wahrnehmungsorgane- brennen müssen. Aber die Bespuckung kann man auch begreifen als eine rituelle Distanzierung vom Bild des Jesus. So wenig wie Maria Magdalena hängen sollte am Äußeren der Erscheinung Christi nach der Auferstehung, sondern durchzudringen aufgefordert wurde, die Ebene zu wechseln, und sich verstehend- selbständig jenseits aller Sensorik an Ihn zu wenden, sollten die Templer- Adepten nicht an dem Bild des Christus hängen bleiben - an der Symbolik-, sondern sich an Seine Präsenz wenden. Von ihnen wurde also zu Beginn dieser Phase ihrer Mysterien ein inneres Umwenden, das Betreten einer höheren Ebene, in gewiss schockierender Form, abverlangt. Das "Hänge nicht an der Erscheinung" galt als Erfordernis für bewusstes Erkennen für sie wie schon für Maria Magdalena.

Unvorbereitet war keine der Parteien. Maria Magdalena kannte sieben Kreise der inneren Befangenheit - man nannte das damals sieben Dämonen. In gnostischen Schriften aus dem Umkreis der Nassener ("Reflecting the latter tradition is the so-called Gospel of Mary Magdalene, fragments of which emerged in Egypt from the 1890s. Two Third-Century fragments of the text in Greek are known.."), tauchten Lehren von Jesus an Magdalena auf, die die Grade zur inneren Befreiung, die hier gemeint ist, ansprechen: "Mary's explanation of the vision involved the soul’s journey on various metaphysical levels to become free of ignorance. She said Christ had told her that she was blessed not to be disturbed by the sight of him, for ‘there where is the mind (nous) lies the treasure’. Later (after several missing pages) she is found speaking of the ‘seven manifestations of wrath’ (possibly analogous with the Biblical ‘seven demons‘." Es geht Magdalena also um eine Systematik, um frei von Unwissenheit zu werden- um eine innere, spezifisch christliche Schulung. Denn der Schatz liege - so Christus- im Verstehen (nous). 

Diese sieben essentiellen Ebenen zum christlichen Verstehen, in der Befreiung des haftenden Denkens, - so Napier- sind folgende: Dunkelheit (des Bewusstseins), Begehren, Ignoranz, Todesangst,  Verhaftetsein an Leib und Sinnen, vergiftete Weisheit (womöglich magisches Wissen), die letzte Selbstgerechtigkeit:

"‘The first manifestation is Darkness; the second Craving (or ‘desire’); the third Ignorance; the fourth Lethal Jealousy (or ‘fear of death’) the fifth Enslavement to the Body (or ‘power of flesh’) the sixth Intoxicated Wisdom (or ‘foolish reason’) the seventh Guileful Wisdom (or ‘self-righteous pedantry’). These are the seven manifestations of wrath, and they oppress the soul with questions.‘"

Am Ende dieser apokryphen Textstelle wird die ganze spirituelle Bedeutung der Anweisung angesprochen, wenn sie endet: "Henceforth I travel towards Repose, where time rests in the eternity of time. I go now into silence.”’ So gehe ich nun in die endgültige Ruhe hinein, in der die Zeit in der Zeitlosigkeit ruht. Ich gehe jetzt in die Stille.

 Gospel of Mary, page 16, lines 4-19 and 17,1-6

Hier Informationen und eine Abbildung zum Evangelium der Maria bei Wikipedia