Das Thema Tomberg und damit verbundene Missverständnisse

Nichts gegen Valentin Tomberg- auch nicht in meinem gerade unten erschienenen Blogeintrag über Tombergs Verständnis zum Erscheinen des "Christus im Ätherischen". Dass die zwar knappen Bemerkungen Tombergs in solcher Konkretheit und in direktem Bezug auf innere menschliche Krisen sehr viel mehr über sein Verständnis aussagen als viele abstrahierende, jubilierende und sich selbst feiernde Beiträge von klassisch anthroposophischen Autoren, ist selbstverständlich. Tomberg ist aus der anthroposophischen Gesellschaft (in den Niederlanden) heraus komplimentiert worden - vielleicht auch, weil sich während der Zeit des zweiten Weltkrieges auch die interne "Säuberung" der Anthroposophischen Gesellschaft vollzog; d.h. Marie Steiner und Albert Steffen entledigten sich aller Einflüsse, die nicht- zentralistischer Natur waren, ihre Macht in Frage stellten oder auch nur im Entferntesten mit Ita Wegman zu tun hatten.

Aber Tomberg wird auch heute noch - wie von Sergej Prokofieff- als innerer Gegner wahrgenommen- als, wie ich in diesem Blog schon vor Jahren darstellte, Doppelagent und Spion der Jesuiten: "Es „weist (alles) darauf hin, dass Tomberg in die okkulte Gefangenschaft der Jesuiten geraten ist und infolge dessen dem jesuitischen Impuls in der römisch- katholischen Kirche alle seine okkulten Fähigkeiten und Kenntnisse zur Verfügung stelle.“"
Der konservative Anthroposophismus sieht seine Feinde in Kirche und Freimaurerei, vor allem aber in internen Andersdenkenden. Leider verhält er sich dabei häufig genau so fanatisiert und suggestiv, wie er es den Gegnern vorwirft: "Somit verhält sich Prokofieff nicht wesentlich anders, als er Tomberg quer durch dessen gesamtes Werk vorwirft: Das verbindende Element bei Tomberg sei „seine nicht freilassende, suggestive und fanatisierende Wirkung.“"

Es war Marie Steiner, die ursprünglich behauptet hatte, Valentin Tomberg sei "ehrgeizig" und offenbare Anderen ihr Karma: Sie "hat in einem Aufsatz („Über falsche Mystik und persönliche Ambitionen bei der Vertretung der Anthroposophie“, 1936) auf das Problem von Tombergs Ehrgeiz hingewiesen. Danach hat Tomberg in anthroposophischen Zusammenhängen eitel und okkult ehrgeizig „als Lehrer, als Führender, als Meister“ (Prokofieff) gewirkt. 1939 habe er begonnen, einer Reihe von Personen auf höchst spekulative und manipulative Weise „deren frühere Inkarnationen zu offenbaren“."
Dieselben Vorwürfe hatte sie u.a. auch gegen Ita Wegman aufgebracht - vor allem die Behauptung, diese habe sich selbst als Reinkarnation von Alexander dem Großen bezeichnet und damit Machtansprüche verbunden. Diese Selbstdefinitionen Wegmans hat sie, wie Zeymans van Emmichoven in drei dicken Bänden nachgewiesen hat (hier die Vorstellung von Band 3 bei den Egoisten) selbst nie angestellt; sie sind ihr untergeschoben worden. So wie auch Tomberg genau dieselben Vorwürfe gemacht worden sind, da Marie Steiner ihm unterstellt hatte, er hielte sich für den reinkarnierten Wilhelm von Oranien.

Nun ist das eine Sache, die man zu den unfeinen Gepflogenheiten in anthroposophischen Machtkämpfen zählen darf. Leider kommt zu diesem Bodensatz aber die Tatsache, dass etwa seit der Jahrtausendwende Typen wie Robert Powell auftreten, die dem ganzen Irrationalen noch eins draufsetzen und die "Meister" und Bodhisattvas der Theosophen nicht nur aktivieren, sondern auch auf die handelnden Personen beziehen. So war, ist oder wird der arme Tomberg nach Powell höchstpersönlich der kommende Maitreya Buddha sein: "Some Anthroposophical scholars, such as but not limited to Dr. Robert A. Powell of the Sophia Foundation, believe that Tomberg was an incarnation of the present Bodhisattva, who will, in about 2,500 years, become the Maitreya Buddha. The characteristics of the Boddhisattva were listed by Rudolf Steiner and include a radical change of life and outlook at the age of 33, which was so in the case of Tomberg, as with St. Dominic and Blaise Pascal." Dieselben Meisterspielchen und okkulten Zuschreibekunststücke betreibt natürlich auch Judith von Halle, selbst in Bezug auf Rudolf Steiner. Kennzeichnend ist, dass solche Autoren vorrangig im Selbstverlag publizieren, um optimale finanzielle Ausbeute zu sichern. Denn solches Okkultzeug wirkt auf unbedarfte Zeitgenossen ebenso faszinierend wie es dem damaligen Vorstand nach 1933 dienlich war, um seine internen Gegner aus dem Weg zu räumen. Aber, man muss feststellen, dass selbst ein Sergej Prokofieff, der immerhin gegen die Einflüsse der von Halle aufgestanden ist, dies aus dem immer gleichen Reflex macht, den er auch schon gegen Andere (wie Valentin Tomberg) gezeigt hat- und zwar da ganz offensichtlich ohne jede Berechtigung.

Wer an diesem Punkt sagen möchte, dass er den ganzen Kindergarten meiden wolle wie die (okkulte) Pest, dem kann man nur vollstes Verständnis entgegen bringen.