Mudras- geistige Ströme

Auf Pinterest habe ich eine kleine Sammlung von Fotos der Mudras gefunden- "Die Mudra (Sanskrit, f., मुद्रा, mudrā, urspr.: „Siegel“) ist eine symbolische Handgeste (Handbewegung, Handstellung), die sowohl im alltäglichen Leben (siehe die Gruß-Geste Namaste), in der religiösen Praxis als auch im indischen Tanz ihre Anwendung findet. Übersetzt aus dem Sanskrit bedeutet Mudra „das, was Freude bringt“. Mud heißt Freude, aber auch Geste, um den Göttern zu gefallen. Ra bedeutet „das, was gibt“." (Wikipedia)

Die Geste, die Freude bringt und dazu dient, den "Göttern zu gefallen", ist aber zugleich ein wesentlicher Aspekt jedes ernsthaften Yoga. Es geht dann aber nicht um eine körperliche Haltung, sondern um die Vollendung eines inneren Seins im Sinne einer geistigen Realisation. Die Darstellungen der Buddhas und Bodhisattvas spiegeln bis in die Kleidung, den Schnitt des Gesichts, die Ausgestaltung der Chakren, die Haltung und die Kopfkrönung, um welche Vollendung es jeweils geht. Daher sind alle echten Buddha- Darstellungen (wie auch jede echte Marien- Darstellung) immer eine visualisierte Meditationsanleitung; der Betrachter ist dazu aufgerufen, diese Vollendung in sich selbst zu realisieren.

Auch wenn der Übende sich nicht in solchen Haltungen wieder finden kann - in der Praxis wird man ihnen früher oder später begegnen- auch ohne die explizite Geste. Allerdings geht es in der Praxis auch darum, einen physischen Fixpunkt zu finden in einer Übungspraxis, die zeitweilig vollkommen in der Zeitlosigkeit aufgeht und keine körperliche Schwere mehr erfährt. Es gibt das Bedürfnis nach einem leiblichen Punkt- eine Art Schnittstelle, eine Bindung in der Tiefe der meditativen Praxis. Es reicht, dazu z.B. die Lippen, den Mund, die Hand auf dem rechten Knie zu verwenden. Die jeweilige Erfahrung wird sich ebenso in der Gestik z.B. der Lippen abbilden wie in den Mudras, aber am Punkt des Fixpunktes sammeln sich auch die energetischen Ströme, die mit der Entfaltung der Chakren einhergehen, da ab einem bestimmten Punkt der Entwicklung Chakren nicht mehr einzeln empfunden werden, sondern zu einer den ganzen Menschen umhüllenden meditativen Aura verschmelzen.

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass den Händen eine besondere Bedeutung zukommt- nicht nur im täglichen, sondern auch im meditativen Leben. Jede innere Realisation im Sinne einer vollen Meditation (meist nähert man sich ja nur an, wenn überhaupt) bezieht die Herzregion mit ein, was sich in einer deutlich spürbaren Reaktionen sensibler Punkte in den Handinnenflächen ausdrückt. Sie strahlen eine Kraft aus, die das gesamte geistig unabhängige Leben wie von unten tragen- Richtung, Form und Gestalt geben. Auch im Christentum wird symbolisch - durch die Wundmale Christi- dieser Punkt charakterisiert.

Auch Rudolf Steiner hat in frühen Meditationsangaben um 1907 auf die dynamisch- meditativen Kräfte der Hände hingewiesen. Eine umfassende Realisation der durch die Mudras angedeuteten Energien wäre sicherlich durch Eurythmie denkbar, sofern diese nicht als tradierte "Bewegungskunst" aufgefasst würde, sondern als lebendiger, wortloser Vortrag eines sich Vollendenden. Die Haltung der Buddhas würde aufgebrochen und in freie Improvisation übergeführt. Es ist gut vorstellbar, dass in Zukunft nicht mehr durch Vorträge und Bücher "gelehrt" wird, sondern durch eurythmische Exerzitien dieser Art- vor einem vorbereiteten Publikum, das allerdings mit höchster innerer Aktivität teilhaben würde.