Das Evangelium der Maria

Diesen apokryphen Text hatte ich bereits in einem Beitrag vor einigen Tagen angesprochen. Er beschäftigt eine ganze Reihe von Lesern. Daher dazu weitere Informationen: "Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine gnostische Schrift, die auf etwa 160 n. Chr. datiert wird: "In her introduction in The Complete Gospels, Karen King names the manuscripts available for the Gospel of Mary, "Only three fragmentary manuscripts are known to have survived into the modern period, two third-century fragments (P. Rylands 463 and P. Oxyrhynchus 3525) published in 1938 and 1983, and a longer fifth-century Coptic translation (Berolinensis Gnosticus 8052,1) published in 1955."" (Quelle)

"Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich möglicherweise um Maria Magdalena. Da im Text selbst jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese Zuordnung unsicher.
Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Marias. Die beiden Teile scheinen ursprünglich voneinander unabhängig gewesen zu sein." (Wikipedia) Die Fragmente liegen auch nicht vollständig vor; lange Zeit nur in koptischer Übersetzung aus dem 5. Jahrhundert. Es sind aber nun auch urspünglichere griechische Textfragmente gefunden worden, die nur zum geringen Teil abweichen. Allerdings gibt es Unterschiede in der Akzeptanz von Maria (Magdalena) als Frau, wobei in der Version aus dem fünften Jahrhundert diese in ihrer Rolle als geistige Lehrerin herab gesetzt wird, im Original nicht: "For example, the Greek fragments seem to presume that the leadership of Mary Magdalene as a woman is not under debate; only her teaching is challenged. Changes in the Coptic version, however, point toward a situation in which women's leadership as such is being challenged and requires defense. The changes in the text may reflect the historical exclusion of women from their earlier leadership roles in Christian communities." (Quelle) Die angebliche Opposition der Jünger gegen Maria Magdalena ist daher vielleicht eine Verfälschung späterer Jahrhunderte.

Dennoch muss man, worauf Elsbeth Weymann hinweist, konstatieren, dass nicht nur die Zuordnung zu Maria Magdalena unsicher ist; es bleibt auch rätselhaft, wie die im deutscher und englischer Übersetzung vorliegenden Texte angesichts der bei Wikipedia zu besichtigenden, stark fragmentierten Originale zu einem solchen Textfluss kommen können. Offensichtlich sind bestehende fehlende Teile aus dem Kontext heraus ergänzt worden. Eine englische Übersetzung der koptischen Textfragmente samt weiterer Links zum Diskussionsstand findet sich hier.

Aus der deutschen Übersetzung (der koptischen Version) im Folgenden einige Ausschnitte, die sich auf den von mir referierten Aspekt der geistigen Schulung durch Jesus beziehen:

"Nachdem die Seele die dritte Gewalt hinter sich gelassen hatte, stieg sie hinauf vor die vierte Gewalt. Die war siebengestaltig. Die erste Gestalt ist die Finsternis, die zweite das Verlangen, die dritte die Unwissenheit, die vierte die Bringerin des Todes, die fünfte der Bereich des Fleisches, die sechste das dumme Verlangen des Fleisches, die siebente das Wissen des ...

Das sind die sieben Genossen des Zornes. Diese fragen die Seele: Woher kommst du, du hast Menschen getötet? Und wohin gehst du, du überwindest Raum?

Die Seele antwortete und sprach: Getötet ist worden, was mich festhielt, was mich umwendete, ist umgewendet. Mein Verlangen ist zu Ende. Meine Unwissenheit ist gestorben. In der Welt wurde ich gerettet aus der Welt durch eine hohe Gestalt. Ich wurde gerettet aus der Fessel, nicht zu erkennen. Dies besteht nur auf Zeit. Von jetzt an werde ich Ruhe erlangen. Dies ist der richtige Zeitpunkt. Ich werde Ruhe erlangen im Schweigen."

Als Maria das gesagt hatte, schwieg sie. Dies war, was der Retter zu ihr geredet hatte."

Eine wissenschaftliche Ausgabe der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die mir nicht vorliegt (Nag Hammadi Deutsch) in Neuauflage 2010 wird vermutlich die griechischen Originale einbeziehen, was aber aus dem Inhaltsverzeichnis nicht hervor geht.