Absolute Stille, Nullpunkt und Inspiration. Zwischen Dionysius Areopagita, John Cage, Zen und Anthroposophie
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Rudolf Steiner, Heilpädagogischer Kurs |
Punktuelle Vorbemerkung
Heute, während draußen der Schnee fällt, und der Hund am Ofen sein Fell trocknet, und die Landschaft wie ein weißes verschwimmendes Nichts in der Weite verfließt, kann der Schreiber nicht anders, als sich als Pünktchen zu verstehen, der dem virtuellen Kreis ein paar Teller füllt, hier und da ein Bedürfnis erfüllt, oder Ärger hervor ruft, und vielleicht auf die Frage, ob es noch etwas mehr sein darf, abschlägige Antwort erhält, oder eben vielleicht auch schon ein Nun fangen Sie doch endlich an. Man kann nie wissen. Das Pünktchen fühlt sich als Kellner, der Geist und Ungeist in Kellen von Suppe ausschenkt, manchmal auch vergeblich, manchmal ist die Intelligenz gerade aus, die Preise sind im Keller und die Kundschaft ist ausgeflogen. Man kann nie wissen.
Das Pünktchen aber, unverdrossen, fischt im weiten Kreis wie in einem Teich nach einigen verständlichen, zusammenhängenden Gedanken. Auch hier, ja, kann man es nicht wissen. Manchmal beißen die Fische, manchmal findet man Zusammenhänge, manchmal bleiben die Haken und Netze leer. Man will ja, sozusagen, nicht nur Tiefgefrorenes servieren. Manchmal fischt es sich am besten bei Vollmond, manchmal bei Nebel, manchmal wenn die Frösche quaken. Manchmal hat man gründelnde Sonderlinge im Netz, die unverdaulich scheinen, manchmal ein schneeweißes Höhlentier, aber meist ein paar kleine, silberne, zappelnde Flussfische. Man kommt schon etwas herum, wenn man die Flüsse entlang nach den besten Fanggelegenheit sucht.
Urfriede und Objektivismus des Geistes
Aber was schwatzen wir als Laien daher, lassen wir doch die Meister sprechen. Einen, sagen wir, wie Dionysius Areopagita, der sich auf den Weg machte „von den Namen zum Unnennbaren“ (1). Im Vorwort tut sich Endre von Ivanka schon etwas schwer, die spezifische Mystik - oder ist es eine Technik der Erkenntnisgewinnung? - Areopagitas zu beschreiben- in Abgrenzung zu dem, „was wir heute Mystik zu nennen pflegen: Schilderungen außerordentlicher seelischer Zustände“ (2) zum Beispiel. Stattdessen beobachte man bei Areopagita einen „Aufstieg über geistigste, begrifflichste Erkenntnis hinweg bis zu einer Erkenntnisweise, die „schon nicht mehr“ begriffliche Erkenntnis ist, weil sie deren Übersteigerung und Überhöhung besagt, ihre Selbstaufhebung durch den Übergang in das Unendliche, aller Bestimmung Entrückte.“ (2) Während von Ivanka die Grenzüberschreitung von Punkt zu Kreis bei Areopagita konstatiert, gehen ihm selbst die Worte aus oder werden schwammig, bis auf die Beobachtung der Richtung der vertieften Erkenntnismethodik Areopagitas: Das „denkende Erkennen“ bleibe bei Areopagita in der „ungebrochene(n) Linie der Bewegung, die (..) nicht am denkenden Erkennen vorbei, sondern durch das denkende Erkennen hindurch und über es hinweg zu einer Erfassensweise führt, die jenseits von allem Vorstellen und Denken liegt.“ (2) Tatsächlich jenseits? Oder wird das dualistische Bild vom Denken hier einfach über die Texte von Areopagita gestülpt? Hier reitet der Katholizismus hoch zu Ross, um den unbequemen Text in rechte Form zu bringen- von Ivanka verdächtigt Areopagita dann in der Folge, dass er „vor beinahe pantheistisch klingenden Wendungen nicht zurückschreckt“ (3), „bloß um nicht ein Auseinanderfallen des äußeren Welterkennens und des inneren Gotteserkennen aufkommen zu lassen, das die Geltung des intellektuell- mystischen Gotterlebens auf die Subjektivität des inneren Menschen beschränken und ihr eine gottentfremdete, rein rational erfassbare Welt gegenüber stellen würde“ (3).
Das, in der Tat, ist das Problem des frömmelnden Materialismus, der auf ein aktives transzendentes Erkennen zugunsten einer radikalen Innerlichkeit und eines weltabgewandten Mystizismus verzichtet. Areopagita kann diese von von Ivanka konstatierte Dissonanz, den Punkt des Subjektivismus und den kreisförmigen Bereich des - geistig erfaßten- reinen Daseins ebenso überwinden wie die Hochscholastik - im „diskreten Objektivismus des Aquinaten“ (4), da er noch vom „griechischen Genius“ berührt gewesen sei. Die Qualität, sich diskret erkennend, aktiv, individuell, in der Welt jenseits purer Subjektivität auf der Ebene des Existentiellen bewegen zu können, um Punkt und Kreis zu verbinden, scheint spätestens im 19. Jahrhundert völlig unter die Räder gekommen zu sein. Die Ausnahmen sollen uns interessieren. Von Ivanka allerdings verfällt einer griechischen Schwärmerei, indem er sich murmelnd ergeht in „heilige Ästheten“, die „“nackt“ dem Unbegreiflichen zu begegnen“ (5) in der Lage seien- er verfolgt seinen frömmelnden Dualismus, indem er Mystiker als geniale Ausnahme- Erscheinungen ins Kalkül nimmt; katholische Gurus, gewissermaßen.
Vielheit der Gedanken und Einheit des Geistes
Aber lassen wir Dionysius Areopagita einmal selbst zu Wort kommen, der die mögliche „Befriedung“ zwischen dem erkennenden Bewusstseins- Punkt und dem „All“ mit Anmut und Leichtigkeit so formuliert:
„Gott als „Urfriede“ verbindet alle Wesen, ohne sie zu vermischen, und eint sie mit ihrem eigenen Wesen und mit sich selbst, verbindet die Geistwesen mit ihren Gedanken und führt sie zur Einigung mit dem, was über dem Denken liegt, er leitet die Seelen zur Befriedung der in ihnen wirksamen Vielheit von Gedanken und führt sie zu reiner geistiger Einigung, durch ihn wird das All Harmonie, Symphonie, Eintracht und Gemeinschaft, da die Macht des Friedens das All vom höchsten bis zum niedrigsten Wesen durchdringt, bis an die äußersten „Enden“ hinein, und doch in sich ruhend verbleibt.“ (6)
Die „Verbindung mit sich selbst“, die „reine geistige Einigung“ stellt zugleich ein Hineinstellen in die „Harmonie“, ja „Symphonie“ des Alls dar- es wird ein aktiver Prozess erkennender Kommunion geschildert. Trotz der inneren Widerstände, die dazu führen, dass die „Verschiedenheit und Unterschiedenheit“ (6) des Geistes durchaus nicht „freiwillig zum Stillstand gelangen“ (6) will, führt das immanente „Streben nach dem Frieden“ (6) letztlich doch dazu, „mit sich in Frieden und Einigkeit zu sein“. Dabei wird die Entdeckung gemacht, dass das Individuum trotz aller Befürchtungen in der Erfahrung der „Symphonie“ sehr wohl „das Seinige unverrückt und unverändert zu behalten“ (6) in der Lage ist. Der „Friede des Alls“ ist, ganz im Gegenteil „auch Bewahrer der unvermischten Besonderheit eines jeden Einzelnen“. Das Ich gibt sich nicht auf an dieser Schwelle, sondern wird umgekehrt „in feststehender und unabänderlicher Kraft zum Frieden und zur Unwandelbarkeit sich selbst gegenüber bestärkt“ (7).
In diesem Sinne wird das Erkennen als das Licht des Lebens selbst erfahren, ohne dass das Individuum in einen mystischen Ausnahmezustand geraten muss- es wird seiner selbst gewahr, wenn es mit sich „in Frieden und Einigkeit zu sein“ in der Lage ist- eine Haltung, die durch meditative Praxis vielleicht zu erlangen ist. Dionysius Areopagita freilich sieht das Ganze auch vom Kreis aus- vom „Vollkommenen“, vom „Verursacher des Alls“ her. Dieser wird vollkommen genannt, „weil er keine Zunahme kennt und immer er ist, und weil er keine Minderung kennt, und alles in sich schon vorbesitzt und überströmt in einer einzigen unaufhörlichen, gleichmäßigen, übervollen, unerschöpflichen Seinsschenkung, durch die er alles Vollkommene vollkommen macht und erfüllt mit seiner eigenen Vollkommenheit.“ (8)
Silent piece oder die Verwandlung des Denkens in eine rollende Welle
Dieses griechische Satori - die vollendete Erkenntnis-Seins-Einheit und Gott- und All- Erfahrung - in ihrer Schönheit bleibt wohl von uns Nachkommen unerreicht, auch wenn Areopagita selbst am Ende seiner Ausführungen „Entschuldigungen für die Unzulänglichkeit der gebotenen Darlegungen“ (9) formuliert. Er bittet darum, sein Werk zu verbessern und ihn zu „belehren, wenn ein anderer mehr Einsicht von Gott empfangen hat.“ (9)
Ganz im Gegensatz dazu hat John Cage, der die Schönheit durch ein anderes Medium - das der Komposition - realisierte, das Stillste seiner Stücke - „4´33“ - keinesfalls für unzulänglich gehalten.
Gerade die Besonderheit dieser Komposition hat Cage selbst, wohl im Sinne eines täglichen inneren Hinwendens, beglückt und beschäftigt: „CAGE SAID THAT he regarded 4′33″—his “silent piece”—with utmost seriousness. For him it was a statement of essence. Three years before he died, he told an interviewer: “No day goes by without my making use of that piece in my life and in my work. I listen to it every day.…I don’t sit down to do it; I turn my attention toward it. I realize that it’s going on continuously. So, more and more, my attention, as now, is on it. More than anything else, it’s the source of my enjoyment of life.“
Diese Komposition ohne Klang war also für John Cage ein Nullpunkt- ein Ursprungspunkt des Komponierens, der ewige Beginn von allem Schöpferischen, dem er sich bis ins Alter jeden Tag aussetzte. 4´33 ist also für Cage seine persönliche Quelle der Inspiration und Intuition- seine ureigene Punkt- Kreis- Meditation. Auf dem Weg bis zu diesem Punkt hat Cage mit der „Kunst der Selbstvergessenheit“ experimentiert, einer Art geistigen Kindlichwerdens (was die Offenheit und Hingabe betrifft): „“Childlikeness” has to be restored with long years of training in the art of self-forgetfulness. When this is attained, man thinks yet he does not think. He thinks like showers coming down from the sky; he thinks like the waves rolling on the ocean; he thinks like the stars illuminating the nightly heavens; he thinks like the green foliage shooting forth in the relaxing spring breeze. Indeed, he is the showers, the ocean, the stars, the foliage.“
Die Befreiung des Denkens, das in dieser Selbstvergessenheit wie „Sturzbäche von Regen aus dem Himmel“, wie „rollende Wellenberge im Meer“, wie das „Licht der Sterne, das den Nachthimmel erhellt“, wie das „erste Grün, das im Frühjahr kraftvoll entspringt“ wird, ist eine Befreiung des verpuppten, reflexiven Bewusstseins selbst. In diesem Denken findet eine Überwindung des verpuppten, selbstreflexiven Ego statt- eine Praxis der Kreativität, die John Cage auch aus dem Zen- Buddhismus ableitete, insbesondere von dem damals populären Lehrer Daisetsu Teitaro Suzuki (10), der einer Samurai- Familie entstammte und zusammen mit seiner Frau Mitglied der Theosophischen Gesellschaft Adyar gewesen ist: „Sowohl Suzuki selbst als auch seine Frau Beatrice waren Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) und riefen 1920 mit neun weiteren Theosophen die Tokyo International Lodge in Tokio mit Suzuki als Präsidenten ins Leben. Beatrice fungierte als Sekretärin der Loge. 1921 übersiedelten die beiden nach Kyōto, wo sie die theosophische Mahayana Lodge der Adyar-TG ins Leben riefen, wiederum mit Suzuki als Präsidenten und Beatrice als Sekretärin. Suzuki übersetzte 1937 bei einem Japanbesuch Curuppumullage Jinarajadasas, des späteren Präsidenten der Adyar-TG, dessen Vorträge vom Englischen ins Japanische. 1921 gründete er mit seiner Frau Beatrice Erskine Lane die Eastern Buddhist Society, eine Gesellschaft, die auf den Mahayana-Buddhismus fokussiert ist. Seinem Sendungsbewusstsein, den Buddhismus und den Zen-Buddhismus im Besonderen der westlichen Welt näher zu bringen, entsprach die Herausgabe der englischsprachigen Vierteljahresschrift The Eastern Buddhist.“
Durch Suzuki verbreitete sich eine populäre Variante des Zen im Westen, der insbesondere in der Beatnik- und Hippie- Zeit offen für diese Einflüsse war - vor allem da sie von Suzuki durch Bücher präsentiert wurde, in denen das oft erstarrte Zeremonielle des Zen nicht im Vordergrund stand, sondern die Erkenntnis- und meditative Seite.
Für John Cage war die Stille des meditativen Nullpunktes das inspirativ befreiende Element, das er suchte. Zuvor hatte er die Stille buchstäblich bis in schallisolierte Räume hinein verfolgt, aber nie gefunden: „And it appeared to me, when I went through my work, or what was to become my work, that the experience I had had in the sound-proof room at Harvard was a turning point. I had honestly and naively thought that some actual silence existed. So I had not really thought about the question of silence. I had not really put silence to the test. I had never looked into its impossibility. So when I went into that sound-proof room, I really expected to hear nothing. With no idea of what nothing could sound like. The instant I heard myself producing two sounds, my blood circulating and my nervous system in operation, I was stupefied. For me, that was the turning point.“ (11) Aber selbst in absolut schallisolierter Umgebung macht immer noch der Körper selbst Geräusche. „Stille“ ist nur metaphysisch zu finden- befreit von der Welt der Objekte, selbst dem Objekt Leib selbst.
Hier kommt nun wieder der Meister Daisetsu Teitaro Suzuki zu Wort, der das Durchgehen des Bewusstseins durch einen absoluten Nullpunkt lehrte- einen Nullpunkt, einen Zero- Punkt, dem wie einer Gebärmutter alles Werdende, Lebendige, aber auch eigentlich Moralische entströmen kann: „Metaphysically speaking, it is the mind that realizes the truth of Emptiness, and when this is done it knows that there is no self, no ego, no Atman [an eternal ego soul] that will pollute the mind, which is a state of zero. It is out of this zero that all good is performed and all evil is avoided. The zero I speak of is not a mathematical symbol. It is the infinite—a storehouse or womb (Garbha) of all possible good or values. zero = infinity, and infinity = zero. The double equation is to be understood not only statically but dynamically. It takes place between being and becoming.“ (12)
Punkt und Kreis, Erwachen und Einschlafen
Suzuki bezieht sich hier auf das Unendlichkeitszeichen, die liegende 8, die in ihrem Schnittpunkt zugleich den Punkt repräsentiert - ein Symbol für das Nichts und die Unendlichkeit zugleich. Die Symbolik Suzukis ist dabei weniger interessant als die Praxis der Inspiration- in- der- inneren- Leere, wie sie John Cage praktizierte, aus der er seinen künstlerischen Impuls bezog. Wie Suzuki andeutet, ist dieser Nullpunkt nicht positivistisch zu erleben- er hat sehr wohl starke Werte, ja er atmet Moralität. Das ist keine theoretische Erörterung, sondern das, was jeder Praktizierende (sofern er nicht abirrt und ein fremdes Element an die Schwelle heran führt) in jeder wirklichen Praxis (gleichgültig aus welcher Tradition heraus) erfährt. Es gibt an diesem Punkt aber eine grundsätzliche moralisch- geistige Entscheidung. Es ist auch möglich, das intuitive Element, das dem Nullpunkt entspringt, in den Dienst der eigenen Macht- Interessen zu stellen.
Ansonsten rückt der Geist - in zahllosen Anläufen, in der Freude, wie immer wieder in einen leuchtenden Frühlingstag hinaus aus dem Haus zu gehen, in die - nach Dionysius Areopagita- „reine geistige Einigung“- die Verbindung mit sich selbst. Der eigentlich entfremdete Zustand ist demnach der des Alltagsbewusstseins. Beim Gang durch den Nullpunkt des Denkens findet eine Ankopplung an den eigenen Ursprung statt, in dem Bewusstsein und Natur noch nicht getrennt sind. Daher die inspirierenden, intuitiven Elemente dieser Verbindung.
In Rudolf Steiners „Heilpädagogischem Kurs“ (13) findet sich die Punkt- Kreis- Meditation, auf die ich hier mit diesem Artikel auch hinweisen möchte. Aber der Aspekt dabei liegt vor allem in einem besseren Verständnis dafür, dass „daß der Ich-Punkt des Kopfes im Gliedmaßenmenschen zum Kreis wird“. Auch Steiner interessierte das Spannungsverhältnis zwischen Ich- Bewusstsein und dem Unterbewussten der leiblichen Funktionen, bis in die Morphologie hinein. Die meditative Praxis umriss er wie folgt:
„Die Menschen können im allgemeinen auf dem Gebiete der Pädagogik nichts erreichen, weil sie nicht ernsthaftig jemals eine Wahrheit in sich rege gemacht haben. Die besteht darin, daß Sie sich am Abend einleben in das Bewusstsein: In mir ist Gott, in mir ist Gott, oder der Gottesgeist, oder was immer - aber sich dieses nicht bloß theoretisch vorschwätzen, die Meditationen der meisten Menschen bestehen darin, daß sie sich etwas theoretisch vorschwätzen -, und am Morgen so, daß das hineinstrahlt in den ganzen Tag: Ich bin in Gott. - Bedenken Sie nur, wenn Sie diese zwei Vorstellungen, die ganz Empfindung, ja Willensimpulse werden, in sich rege machen, was Sie da eigentlich tun. Sie tun das, daß Sie dieses Bild vor sich haben: In mir ist Gott - und daß am nächsten Morgen Sie dieses Bild vor sich haben: Ich bin in Gott. - Das ist eines und dasselbe, die obere und untere Figur. Und Sie müssen einfach verstehen: das ist ein Kreis, das ist ein Punkt. Es kommt nur abends nicht heraus, es kommt nur morgens heraus. Morgens müssen Sie denken: das ist ein Kreis, das ist ein Punkt. Sie müssen verstehen, daß ein Kreis ein Punkt, ein Punkt ein Kreis ist, und müssen das ganz innerlich verstehen.“ (14)
So weit man Rudolf Steiners grundlegende Übung auf Bewusstsein- Stoffwechsel, also auf den Menschen schlechthin, auf Ich und Gott, auf Einschlafen und Aufwachen beziehen kann, so weit auch auf die Elemente, die Areopagita und Suzuki ansprechen. Oder auf Goethes „Urpflanze“, die ihre Gestalt pendelnd zwischen sich ausbreitendem Wachstum und Reduktion bis hin zur Verknospung aufbaut.
Punkt und Kreis- Nichts und All- das sind nicht nur grundlegende meditative Übungen, sondern auch eine Sichtweise und Methodik, das Denken selbst in Bewegung zu bringen- und sei es, um, wie John Cage es praktizierte, in der absoluten Stille die Musik erklingen zu lassen, sei es, um wie Areopagita Gott und die englischen Hierarchien erklingen zu lassen, oder sei es, um wie Rudolf Steiner den Menschen besser zu verstehen. Die Punkt- Kreis- Meditation ist kultur- und zeitübergreifend.
Anmerkungen und Verweise:
1 Dionysius Areopagita, Von den Namen zum Unnennbaren, Einsiedeln o.J.
2 Endre von Ivanka, Einleitung, in: Von den Namen.. S 23ff
3 dito S. 25
4 dito S. 27
5 dito S. 28f
6 Dionysius Areopagita, Von den Namen.. S. 80
7 dito S. 81
8 dito, S. 84
9 dito, S. 87
10 https://de.wikipedia.org/wiki/Daisetz_Teitaro_Suzuki
11 Kay Larson: Where the heart beats. John Cage, Zen Buddhism and the inner life of artists
12 Daisetz Teitaro Suzuki in Kay Larson
13 Rudolf Steiner, Heilpädagogischer Kurs, Dornach
14 aus dem Heilpädagogischen Kurs, https://anthrowiki.at/Punkt-Umkreis-Meditation