Einweihung und Faschismus:. Zu Julius Evola, Massimo Scaligero, Ernst Jünger
Der Zustand, dass außerhalb Italiens wenig von den Einflüssen auf Massimo Scaligero und auch von ihm selbst bekannt war, ändert sich. Früher waren vorliegenden Dokumente, da sie von Laien und in Fragmenten übersetzt worden waren, mehr als dürftig, selbst die fünf in deutsche Sprache übersetzten Bücher Scaligeros sind nicht alle lieferbar, allerdings erscheinen mehr und mehr seiner Bücher in englischer Übersetzung (1). Dazu gehören auch Scaligeros autobiografische Notizen in „Dallo yoga alle rosacroce“ (2). Aus diesen Bruchstücken lässt sich aber immerhin ablesen, dass Scaligero nicht immer diesem „rosenkreuzerischen Schulungsweg“ (den er in diesen Büchern so sehr beschwört) gefolgt ist. Als die biografische Bruchstelle stellt er seinen erzwungenen Gefängnisaufenthalt am Ende des Weltkrieges dar. In der Zelle kam er dazu, etwas für sich auszubilden, in dem Anthroposophie keine „Lehre“ im Sinne aufsagbarer Vokabeln mehr für ihn war, sondern etwas, was ihn im Innersten berührte: „Im Gefängnis kam ich dazu, meine konkrete Methode der Meditation auszubilden. Es war für mich die Möglichkeit, durch klare, reine Gedankenkraft, die Lehre von Rudolf Steiner erfahren zu können (…). Hier konnte ich beginnen, die Kraft der Einsamkeit und Stille mit meinem innersten Wesen zu erleben (…) Ich nahm die Synthese aller meiner vorherigen esoterischen Erfahrungen und begann diese auf die Geisteswissenschaft Steiners auszurichten.“ (3)
An dieser Nahtstelle fragt man sich, auf was sich diese „Synthese aller meiner vorherigen esoterischen Erfahrungen“ eigentlich bezieht. Aus manchen der übersetzten Bruchstücke wird deutlich, dass diese Synthese auf Fragen deutet, die denkbar weit entfernt erscheinen von dem, was den Inhalt dessen, was Rudolf Steiners Geisteswissenschaft ausmacht, tangiert. Es handelt sich um die „Magia Sexualis“, um die Sexualmagie, um das Erleben einer „Natur, die das Ich mit sich reisst“ (3), um „die höchsten Kräfte, in denen die Widersachermächte wirken“ (3). Der Weg nach Scaligeros innerer Wende 1945 (soweit diese tatsächlich stattgefunden hat) bestand in einer Aufarbeitung einer Positionierung, in der „man“ (..) „geneigt ist, sich für einen geistigen Führer zu proklamieren“ und in einer Arbeit in Bezug auf die „Erlösung des Eros“ („Dallo yoga alle rosacroce“), wobei der Schlüssel „das gereinigte Denken“ sei. Massimo Scaligero war der Auffassung, dass diese spezifische Arbeit schon im Sinne Rudolf Steiners sei, auch wenn dieser „in seinem Werk nicht vom Sexus“ („Dallo yoga alle rosacroce“) spräche. Scaligero war der Ansicht, dass der Gralsweg derjenige sei, „der das Ich in das Herz der Erde führt“. Für ihn selbst bedeute dieser so gesehene Weg vor allem - nicht bewonders originell- „die Erlösung der menschlichen Seele von dem Eros.“ Er findet diese Erlösung in einer geistigen „androgynen Wiederherstellung“- schon immer war der Eros für Scaligero „die tiefste Sehnsucht, das verlorene Paradies wieder zu erlangen.“ Im Reinen Denken beginnt der Erlösungsprozess für Scaligero, der in eine „Auferstehung des Fühlens“ mündet, eine Art „Sonnen- Alchemie“, in der der Eros im „Mittelpunkt des Herzens“ frei von der „begehrenden Hitze“ auferstehe. Am Ende erlebt Scaligero „das Fließen der kosmischen Willensströmung in die Ätherstrukturen seines Denkens und Fühlens“.(„Dallo yoga alle rosacroce“)
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