Über Atlantier, Chinesen und überflüssig gewordene Kulturen. Die Tao- Offenbarungen Rudolf Steiners
Höret hin, Ihr anthroposophischen- Nachtigallen! Höret auf das TAO, das im Nachtwind schwingt und bebt! Was sagt der Atlantier dazu, Dr. Steiner?
„Wenn der Atlantier unter den ihm erklingenden Tönen hinhorchte auf den Zwischenton, dann hörte er den Namen dessen, was er als das Göttliche erkannt hatte.“ (1)
„Der äußere Laut davon ist in dem chinesischen Worte TAO enthalten.“ (2) oder
„Wenn der Atlantier von seinem großen Geist sprach, so drückte er das aus in dem Worte, das ähnlich klang dem noch in China erhaltenen Worte Tao. Und eine ahrimanische Karikatur, ein ahrimanischer Widerpart, Gegner dieses Großen Geistes Tao, der aber doch mit ihm verwandt war, (ist) Taotl, eine mächtige, nicht bis zur physischen Inkarnation kommende Wesenheit der amerikanischen nachatlantischen Mysterien.“ (3)
Nun ja, wir wollen nicht gleich wieder die Dämonen rufen, aber vielen Dank, Dr. Steiner, vielleicht werden wir später darauf zurückkommen. Fassen wir aber noch zusammen: Dr. Steiner sieht die Ursprünge des TAO in der Zeit um 10000 bC, kulturell im Chinesischen verwurzelt und so sehr Teil des kulturellen Backgrounds, dass man heute das Tao Te King wirklich überraschend umdichten, umwidmen und neu erfinden kann - als Projekt- in einer Version für Coder -Programmierer-, in THE WAY OF CODE. The Timeless Art of Vibe Coding. Based on Lao Tzu. Adapted by Rick Rubin, (4) inklusive sensibler AI- generierter und beweglicher Grafiken.
Rick Rubin, der diese Umdichtung vorgenommen hat, erinnert sich in The way of Code an seine ersten Begegnungen mit dem Taoteking, vor 40 Jahren: „Each encounter I’ve had with Lao Tzu has pointed me to something new. Almost as if the book changes with every reading. I first picked up Stephen Mitchell’s translation 40 years ago at the Bodhi Tree bookstore in Los Angeles and my life has never been quite the same.“ (4)
Vielleicht ist es auch für den einen oder anderen ungebührlich, einen derart antiken, quasi sakralen Text zu einem Manifest für Coding umzugestalten, wobei aus dem berühmten Original Anfang des Tao Te King
„Der Sinn, den man ersinnen kann,
Ist nicht der ewige Sinn
Der Name, den man nennen kann, ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.“ (5)
Das neue Credo wird bei Rubin zu:
„The code that can be named
is not the eternal code.
The function that can be defined
is not the limitless function.
The nameless is the origin of heaven and earth.
The named is the mother
of ten thousand things.“ (4)
Die Kopie, die die Uni Bochum im Link 5 vorlegt, ist eine schöne Ausgabe aus dem Jahr 1911, ein Band, den ich auch einmal besessen habe, und der so prominent und bedeutungsvoll in dieser Übersetzung gewesen sein muss, dass sie Steiner wahrscheinlich vorgelegen hat.
Aber gehen wir noch einmal zurück auf Rubin und seine Tao- Anleitungen für Programmierer. Wenn man das liest, bemerkt man ja, wie ernst das gemeint ist. Ganz offensichtlich handelt es sich darum, im Prozess des Codens eine Art Flow- Zustand zu erreichen, der vielleicht mit einer Jazz- Improvisation vergleichbar ist- oder mit einem Zustand meditativer Versenkung:
„Empty, yet inexhaustible,
fathomless and eternal.
Source is the ancestor of elegant patterns.
It smooths sharp logic,
unravels the knots of control.
It softens the glare of complexity,
and merges with every challenge.
Code flows, effortless, from its depths.
It is unseen yet always present.
I do not know its origin.
Heaven and earth came later.
It is older than God.“ (5)
Das „Weichwerden“ der nackten Logik übersteigt selbst den Ehrgeiz, etwas erreichen zu wollen und wird zu einem improvisierten Spiel. Denn das Tao Te King vermittelt eine spirituelle Haltung der Hingabe, Natürlichkeit und Demut. Es lädt dazu ein, sich von der Welt der Konzepte, des Zwangs und der Gier zu lösen und dem natürlichen Fluss des Lebens (dem Dao) zu vertrauen. Es richtet sich weniger an den Verstand als an die Intuition – ein spiritueller Weg der inneren Transformation. Insofern ist jede Art von Flow willkommen, die diesen „natürlichen Fluß des Lebens“ antizipiert, sich auf ihn einlässt, sich von ihm treiben lässt.
Fassen wir die Grundgedanken des kulturtragenden Tao Te King (auch: Dao De Jing) zusammen, das von Laozi (Lao-Tse) im 6. Jahrhundert v. Chr. verfasst wurde, stellen wir fest dass dies eines der zentralen Werke des Daoismus (Taoismus) ist und zu den bedeutendsten spirituellen Texten der Weltliteratur zählt. Es umfasst etwa 81 kurze Kapitel, die in poetischer Sprache die Prinzipien des Dao (Tao) und des rechten Handelns (Te) beschreiben. Das Dao ist das unaussprechliche, allumfassende Urprinzip, das allem zugrunde liegt – Ursprung und Quelle von allem, was existiert. Es ist formlos, unbenennbar, jenseits aller Begriffe und Vorstellungen:
„Das Dao, das man benennen kann, ist nicht das ewige Dao.“ (Kapitel 1)
Spirituell gesehen ist das Dao eine kosmische Ordnung, die in allem wirkt und zur Harmonie führt, wenn man ihr folgt.
Worum es geht, ist Innere Leere und Stille. Die spirituelle Entwicklung im Taoismus erfordert das Kultivieren von innerer Leere, Stille und Demut. Nur wer - zumindest situativ- leer wird von Ego, Wünschen und zu enger Logik, kann das Dao in sich erfahren. „Nutzen hat das, was ist; doch ohne das, was nicht ist, wäre es nutzlos.“ (Kapitel 11) Yin und Yang symbolisieren die Einheit der Gegensätze, denn im Sinne des Tat Te King ist die Welt ist durch Gegensätze geprägt (Licht/Dunkel, Sein/Nichtsein, Aktiv/Passiv), die sich jedoch nicht widersprechen, sondern ergänzen. Spiritualität besteht im Akzeptieren und Ausgleichen dieser Polaritäten, ohne an einem Pol zu haften. „Schwer und leicht ergänzen sich, lang und kurz messen sich aneinander.“ (Kapitel 2) Der Zeit und Kultur entsprechend, wird im Tao Te King der Weise – das spirituelle Ideal -verehrt, der zurückgezogen, ohne Ehrgeiz, ohne Eitelkeit, in tiefem Vertrauen ins Dao lebt. Er ist weich wie Wasser, geduldig wie die Erde, demütig und frei von Ego: „Der Weise ist wie Wasser – es streitet nicht, doch nichts ist stärker als es.“ (Kapitel 8)
Aber neben dem Weisen wird auch die Natur als Lehrer, nämlich als Ausdruck des Dao verstanden. Sie folgt dem kosmischen Rhythmus. Spiritualität im Taoismus bedeutet, sich an der Natur zu orientieren, von ihr zu lernen und in ihr die göttliche Ordnung zu erkennen. Schließlich kennt und benennt das Tao Te King Tugenden wie Bescheidenheit, Einfachheit, Genügsamkeit, die das einfache spirituelle Leben beschreiben sollen- zum Erreichen der echte Krafts die eben nur aus Sanftheit und Bescheidenheit erwachsen kann: „Je mehr man gibt, desto mehr hat man.“ (Kapitel 81)
Lassen wir gesammelte Zitate aus Rudolf Steiners Gesamtwerk durch AI- Filter in eine Zusammenfassung münden, ergibt sich das Bild, dass Rudolf Steiner den Taoismus sehr wohl als Ausdruck einer alten, instinktiven spirituellen Inspiration des chinesischen Geisteslebens betrachtet, die sich auf das gesamte Weltall bezog und nicht primär auf den Menschen. Die taoistische Weltsicht schildert Steiner konventionell im Sinne von Yin und Yang; in seinem Verständnis entsprach Yang dem „Haupt" oder dem geistig Bewussten – dem oben Befindlichen, dem geistig sich Ausbreitenden, dem Himmlischen, Leuchtenden, Zeugenden, Aktiven und Gebenden. Yin bezieht sich dagegen sich auf das Irdische, Finstere, Empfangende – vergleichbar mit den „Gliedmaßen" des Menschen, die uns mit der Umgebung verbinden.
Das Tao verstand „der Chinese“ als den Rhythmus und Ausgleich zwischen diesen beiden Prinzipien – dem Oberen (Himmel) und Unteren (Erde). Steiner verdeutlicht dies anhand von Naturphänomenen wie Wolken, Regen oder Pflanzenwachstum, die den ständigen Fluss und die Wechselwirkung zwischen Yin und Yang manifestieren. Die alte chinesische Kultur sah sich dabei nicht als getrennt von diesem kosmischen Ganzen, sondern als darin verwachsen.
Steiner weist darauf hin, dass die Entdeckung dieser alten Kulturen, insbesondere des Taoismus, im Abendland, zum Beispiel bei Schopenhauer und Eduard von Hartmann, zunächst Verblüffung auslöste. Er prognostiziert, dass eine noch tiefere und „gebundene Spiritualität" aus dem chinesischen Geistesleben in Zukunft das Abendland in Erstaunen versetzen werde. Diese Spiritualität, die als Erbe aus der atlantischen Zeit (einer prähistorischen Kulturepoche nach Steiners esoterischer Lehre) überliefert wurde, sei in der chinesischen Kultur verhüllt existent. Er erwartet, dass dieser „Strom spirituellen Lebens" sich entbinden wird, sobald die chinesische Kultur in ihrer geistigen Kultur freier wird. Diese Entfaltung wird die westliche, pedantische Denkweise verblüffen und nur durch ein tiefes Eintauchen in die alte Taokultur verständlich sein. Ganz offensichtlich entfaltet sie sich allerdings nicht im Sinne der Vorstellungen Rudolf Steiners, sondern als technologische Hochkultur, als Machtfaktor in der Welt.
Vielleicht erklärt diese Wendung in die Technologie - im Sinne des meditativen Programmierens, das Jerry Rubin ansprach- die Warnungen Steiners, dass die freigesetzte spirituelle Kraft des Taoismus nicht nur überraschen, sondern auch schockieren werde. Sie werde sich über die Errungenschaften der christlichen Kultur „ergießen". Er warnt davor, dass dies die europäisch-abendländische Kultur dazu verleiten könnte, ihre eigene Mission zu vergessen. Die Mission des Abendlandes sieht Steiner darin, das Geistige „trotz und hinter der sinnlichen Welt" zu erkennen. Er fordert dazu auf, fest auf dem Boden des Christentums zu stehen, das eine andere Mission aus einer anderen Zeit verkörpere als das, was sich im Taoismus ausdrücke. Man solle die alten spirituellen Einsichten- auch die des TAO- freudig aufnehmen, sie aber mit dem durchdringen, was sich in der nachatlantischen, christlichen Kultur entwickelt habe. Schwache Gemüter würden jedoch der Versuchung erliegen, nur den sensationellen Einblick in die geistigen Welten zu suchen, ohne die eigene spirituelle Entwicklung zu forcieren.
An dieser Stelle beginnt man wieder - wie in den Atlantis- Bezügen- an Rudolf Steiners Sachlichkeit und Bodenständigkeit zu zweifeln. Aber es wird noch wilder, da Steiner in Bezug auf das Tao Verbindungen zu den atlantischen Mysterien und Dschingis-Khan herstellt. Der Große Geist, der in der mythischen Atlantis verehrt worden sei, wäre durch dämonische Einflussnahmen sehr viel später wieder aufgelebt, aber in einer degenerierten Form. Steiner beschreibt, wie Nachkommen des Großen Geistes nach Osten abgedrängt wurden und im 10. bis 12. Jahrhundert in Asien Mysterienkulte entwickelten, die den alten, ursprünglichen Tao- Kultus erneuerten. Diese Kulte, die des nsbesondere einen seit der Atlantis Initiierten ermöglichten , das „elementare Geistige unterhalb der Sinneswelt“ wahrzunehmen, habe Inspirationen vom „unrechtmäßigen Nachfolger des Großen Tao-Geistes" empfangen und diese an Dschingis- Khan weitergegeben. Dieser Priester überzeugte Dschingis-Khan, dass ihm ein göttliches Gericht über die Erde übertragen sei, und leitete so den Mongolensturm ein. Der innere Sinn dieser Züge sei gewesen, die Seelen an ein göttliches Gericht glauben zu lassen und sie allmählich von der Erde Abschied nehmen zu lassen, um die Erdenkultur zu vernichten. Obwohl der äußere Sturm der Mongolen in Europa zum Stillstand kam, blieben die Impulse dieser „destillierten" Mysterien in den europäischen Kulturströmungen bestehen und werden weiterhin wahrnehmbar sein.
Mag sein, dass Steiner im Taoismus eine tiefe, alte Weisheit sah, die für das moderne Bewusstsein eine Herausforderung darstellt, aber auch eine wichtige Rolle im Verständnis globaler spiritueller Entwicklungen spielen könnte, aber er lässt, ohne sich im Detail um ein Verständnis zu bemühen, seine verbale Kavallerie los, die das ganze angeblich so heilige, weit über 10000 Jahre alte kulturelle und religiöse Phänomen durch die luziferisch- ahrimanische Schleudertrommel jagt, im mythischen Atlantis verankert, um sie dann per Inspiration von Dschingis- Khan gegen das brave Christentum zu hetzen. Das ist diese ganze surreal aufgeblasene Anthrowelt, die die Phänomene nicht wirklich sanft behandelt, sondern sie schleudert, schreddert und so weit zerlegt, bis sie in die Narrative Steiners nahtlos hinein passen.
Sammelt man (möglichst) alle Zitate aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners, in denen er sich über die chinesische Kultur äußert, und analysiert sie mit einer AI wie Gemini von Google, werden die Kernaussagen heraus destilliert. Die semantische Verdichtung zeigt den Kultur- chauvinistischen Ansatz Steiners, der ein in sich differenziertes, aber oft auch als problematisch empfundenes Bild von China und den Chinesen zeichnete. Einige seiner Aussagen sind aus heutiger Sicht diskussionswürdig oder gar als abwertend zu betrachten. Steiner sah die chinesische Kultur als eine ältere, gewissermaßen "primitive" Entwicklungsstufe an, die eine bestimmte spirituelle Qualität besessen hätte, aber nun nicht mehr zukunftsfähig sei. Steiner meinte, dass Chinesen selten etwas Neues erfänden, sondern eher Bestehendes verarbeiteten, und führte dies auf bestimmte geistige Veranlagungen zurück. So behauptete Steiner, die Chinesen hätten kein ausreichendes Abstraktionsvermögen gehabt, um Konzepte wie "Gesetze" oder einen "Staat" im europäischen Sinne zu entwickeln. Steiner setzte sich auch mit dem Taoismus auseinander. Er betonte, dass das Wort "Tao" zwar wörtlich "Weg" bedeute, seine wahre Bedeutung jedoch "sowohl die eines tiefen, verborgenen Grundes für die Seele als auch einer erhabenen Zukunft" sei. Er sah im Taoismus ein Prinzip der geistigen Entwicklung. Allerdings warnte er auch davor, chinesische oder indische Lehren direkt auf das europäische Bewusstsein zu übertragen, da dies für "schwache Menschen" unangemessen sei. In seinen Vorträgen von 1919 sprach Steiner sogar von einer Inkarnation Luzifers in China als einem Ereignis mit weitreichenden Folgen. Dies ist ein Beispiel für die oft schwer nachvollziehbaren esoterischen Bezüge in seinen Betrachtungen. Das Bild eines "stillstehenden" Chinas findet sich bei Steiner- ein Plot, der in der gesamten kolonialen europäischen Wahrnehmung Chinas des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verbreitet war.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Steiner seine Ansichten im Rahmen seiner anthroposophischen Geschichts- und Menschheitsentwicklung darlegte. Er sah die verschiedenen Völker und Kulturen als Ausdruck unterschiedlicher Entwicklungsstufen und karmischer Zusammenhänge. Seine Aussagen sind daher nicht als rein deskriptive oder ethnologische Beschreibungen zu verstehen, sondern als Teil seines umfassenden geisteswissenschaftlichen Systems.
Moderne Interpretationen von Steiners Werk und seinem Chinabild sind oft kritisch und beleuchten die potenziell problematischen Aspekte seiner eurozentrischen Perspektive. Dennoch gibt es auch Anthroposophen, die versuchen, seine Aussagen im Kontext seiner Gesamtlehre zu verstehen und zu interpretieren, teilweise auch mit dem Ziel, den interkulturellen Dialog zu fördern.
Danke, Gemini. Diese anthroposophischen Interpreten werden wir suchen! Wem aber an einem philosophisch geschöpften, relevanten Verständnis zum Tat Te King gelegen ist, sei auf das alte Vorwort in der Ausgabe von 1911 verwiesen, in dem es heißt „Laotses Erkenntnisweg ist ein Eintauchen in das Überindividuelle, eine Abnahme vom Zufälligen und Einzelnen. Das „leere Herz" – als Sitz des unmittelbaren Kontakts zur Außenwelt und der Begierden – ist der ideale Zustand, um die großen Wahrheiten zu erfassen. Durch das Verschließen der "Pforten" der Sinne wird die Verstrickung mit der empirischen Außenwelt gelöst, was die wahre Erkenntnis ermöglicht. Dies führt nicht zu einer Weltverneinung, sondern dazu, dass das verborgene, wahre Sein umso klarer hervortreten kann. Laotse strebt nicht "Erkennen", sondern „Schauen" und „innere Erleuchtung" an, die zur Einfalt und zu einem spontanen, harmonischen Leben führt, das über den Tod hinaus reicht.“ (5)
Verweise_______________________________________
Recherche Hilfsmittel gemini.google.com
1 97.128
2 94.163
3 171.57f
4 https://www.thewayofcode.com
5 https://www.oaw.ruhr-uni-bochum.de/mam/slc/content/wilhelm_daodejing.pdf
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