Der anthroposophische Autoritarismus, Trumpisten und Neocons: Beziehungen, Überschneidungen, Gegensätze
Zusammenfassung kritischer Thesen zur Anthroposophie in diesem Essay:
Verschwörungserzählungen: Steiner vertrat die Ansicht, die Gesellschaft werde von geheimen Eliten (“einige wenige Menschen, die an den Drähten ziehen”) gesteuert. Diese Sichtweise erinnert an populistische Klischees und die Haltung des Trumpismus, der Eliten ebenfalls misstraut. Steiner benannte dabei explizit “Logen, Jesuiten, Engländer, Amerikaner” als Akteure.
Geringschätzung des Parlamentarismus: Steiner kritisierte den Parlamentarismus als von egoistischen Interessen geleitet und nicht vom “Schicksal der Menschheit” durchweht. Dies erinnert an Trumps Missachtung parlamentarischer Entscheidungswege. Beide Ansätze zeigen eine Tendenz zum Autoritarismus, da die angeblich herrschende Korruption kaum anders als durch autoritäre Intervention zu lösen sei.
Teleologie und Elite: Steiner verband seine teleologische Weltsicht mit dem Gedanken einer “Philosophenherrschaft” einer kleinen Gruppe “Auserwählter”, die objektive Wahrheiten erkannt hätten. Dies steht im Widerspruch zu demokratischen Idealen.
Rudolf Steiners Werk wird aufgrund seines Eurozentrismus und seiner rassistischen Aussagen kritisiert. Er unterschied “Rassen” hierarchisch und sah die “weiße” Rasse als am weitesten entwickelt an. Aussagen über “blonde Menschen” und “dunkelhaarige” sowie abwertende Äußerungen über afrikanische Völker sind problematisch und werden als rassistisch eingestuft. Dies steht im Widerspruch zu den universalistischen Idealen der Demokratie, die selbst säkulare Neokonservative nach außen hin vertreten.
Steiner deutete an, dass das Proletariat, betrogen von den “leitenden Kreisen”, am Ende mit dem Klassenkampf antwortet und “die große, berechtigte Forderung eines menschenwürdigen Daseins für alle Menschen” stellt. Dies erscheint im Kontext seiner anderen Aussagen paradox.
Ähnlich dem “amerikanischen Exzeptionalismus” der Neokonservativen, die sich als globale Ordnungsmacht sehen, weist die Anthroposophie durch ihre Fokussierung auf einen “mitteleuropäischen, eigentlich deutschen Geist” eine Form des “Anthroposophischen Exzeptionalismus” auf.
Eine antisemitische Konnotation findet sich in dem apokalyptischen Kontrast zwischen der Initiaten- Elite der zukünftigen Kulturepoche und dem alten Denken, das in hebräischen Kulturen und Jahwe- Weisheit gefangen sei.
Vorbemerkung
Ich hatte vor kurzem ein Essay über Neocons gelesen (und wieder verlegt¡)…ihre Bildungs – Affinität, ihr Stil, ihre soziale Stoßkraft – in Wirklichkeit Jünglinge in steifen Anzügen und mit ebensolchen Ansichten; sie sind in New York in politisch ambitionierten Denkschulen und in einflussreichen Clubs und auf Parties allgegenwärtig. Ich habe mir auch die Beziehung der heutigen Jung– Konservativen zum Trumpismus angesehen, was ich weiter unten ausführen möchte. Ob und inwieweit die Differenzen der älteren Neo– Konservativen zum Trumpismus tatsächlich noch relevant sind, sei dahingestellt; gerade in den ganz Jungen, in ihren 20ern, haben das Ende der Wokeness und die reale Macht des Trumpismus euphorische Gefühle ausgelöst– der Gestaltungswille ist ihr Elixier, und die Dynamik, die zusätzlich durch Elon Musk und die kalifornische Computer - Media- Unternehmen und Big Tech angefacht wurde, zeigt sich auf den vielen Meetings, in denen die neue rechte politische Elite entschlossener denn je nach der Macht und dem großen Geld greift – in Clubs, Gesprächsrunden und politischen Debatten. Nicht allen wird es gefallen, mit welchen Methoden Donald Trump die parlamentarischen Entscheidungswege aushebelt. So zumindest die Eindrücke einer Reihe von Essayisten. Zum Schluss erlaube ich mir, die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Neocons und Anthroposophie anzudeuten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Begriffe zu identifizieren und zu entwickeln und zu umreissen, die charakteristisch für den Neo- Konservatismus, aber auch den Trumpismus sind- also die machtvollen Spielfelder der Rechten. Mit diesen zentralen Begriffe beleuchten wir die Anthroposophie und untersuchen, ob es Übereinstimmungen gibt. Letztere würden erklären, warum es immer wieder bei Rechten und Identitären Annäherungen an Anthroposophie gibt und vice versa. Eine kleine Untersuchung wie diese kann nur mögliche Methoden entwickeln, Aspekte und Perspektiven.
Neokonservatismus als säkulare messianische Ideologie
Die Beziehungen zwischen Neokonservativen -Neocons- und Anhängern Donald Trumps sind komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint. Sie sind, entgegen dem ersten Eindruck, von starken Unterschieden, aber auch von Gemeinsamkeiten geprägt. Ursprünglich galten Neocons als Gegner von Trumps "America First"-Politik, doch es gibt auch Strömungen, die Gemeinsamkeiten aufweisen.
Der Neokonservatismus wird heute als eine politische Ideologie betrachtet, die in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten entstand und verschiedene Merkmale zu einem neuen politischen Konzept vereinte. Zu den Kernmerkmalen des Neokonservatismus zählt in der Außenpolitik die Idee einer messianischen Rolle der USA als globale Vorkämpfer für die Verbreitung von Demokratie und westlichen Werten, gegebenenfalls auch durch den Einsatz militärischer Gewalt. Der amerikanische Exzeptionalismus, die Einzigartigkeit der USA, impliziert, dass nur die Vereinigten Staaten als geeignet erachtet werden, als Supermacht die globale Führungsaufgabe zu übernehmen. Ein starkes Militär wird als notwendig erachtet, um die Interessen der USA zu schützen und die Weltordnung zu gestalten. Neokonservative befürworten zwar Allianzen, sind jedoch oft skeptisch gegenüber internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen, wenn diese die Handlungsfreiheit der USA, insbesondere ihre Führungsrolle, die nationale Sicherheit und die Förderung amerikanischer Interessen, gefährden könnten.
Trumpismus gegen die Eliten
Der Trumpismus ist weniger eine klar definierte, in sich geschlossene Ideologie, als vielmehr ein Mix populistischer und nationalistischer Elemente, die Donald Trump seit den 1980er Jahren, zum Teil in Talkshows und als Showmaster, formuliert hat. Der offensichtliche Hauptpunkt des Trumpismus ist seine „America First“-Außenpolitik, die nationalistisch und protektionistisch geprägt ist. Trump konzentriert sich darauf, die amerikanische Wirtschaft (angeblich) zu stärken und internationale Verpflichtungen zu reduzieren. Dies bedeutet häufig, dass er sich von bestehenden Allianzen und multilateralen Abkommen zurückzieht. Trump ist ein Wirtschaftsnationalist, der Zölle und Handelsbarrieren nutzt, um heimische Industrien und Arbeitsplätze zu schützen. Trump misstraut politischen Eliten, Medien und etablierten Institutionen. Er spricht die sich gefühlt übersehenen und benachteiligten Bevölkerungsteile an und behauptet, den „Volkswillen“ zu vertreten. Er betont eine nationale Identität, oft verbunden mit restriktiver Einwanderungspolitik. Die politischen Entscheidungswege der parlamentarischen Demokratie achtet Trump nur so weit, wie sie ihm nutzen.
Interventionisten vers Isolationisten
Es zeigen sich grundsätzliche Widersprüche und Unterschiede zwischen Trumps Ansichten und denen der Neokonservativen: Der größte Streitpunkt liegt in der Außenpolitik. Neokonservative sind traditionell Interventionisten und setzen darauf, dass die USA sich auch in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen und eine führende Rolle in der Welt spielen. Trump hingegen vertritt eine isolationistische „America First“-Haltung, die sich aus ausländischen Beziehungen löst und sich dabei auch aus militärischen Einsätzen und Verantwortlichkeiten zurückziehen möchte. Viele klassische Neokonservative sahen Trumps Aufstieg 2016 als Bedrohung ihrer außenpolitischen Pläne. Neokonservative schätzen Allianzen wie die NATO, um die Interessen der USA zu schützen und zu bewahren, aber auch die der Partnerländer. Trump hingegen hat diese Allianzen oft als „ungerecht“ oder als zu teuer kritisiert. Bei ihm gibt es keinen Interessenausgleich, sondern nur brachiales Durchsetzen nationalistischer Ziele und vordergründiger Vorteile. Auch die komplexen multilateralen Beziehungen, die im Freihandel gepflegt werden, lehnt Trump zugunsten eines simplen amerikanischen Protektionismus ab. Neokonservative dagegen sind im Prinzip dafür, dass Länder frei miteinander handeln können.
Sowohl Neokonservative als auch Anhänger Trumps tendieren zu einem unilateralen Handeln der USA. Neokonservative streben eine globale Führungsrolle der USA an, während Trump-Anhänger die Unabhängigkeit der USA von internationalen Einflüssen anstreben. Beide Gruppen lehnen eine Beeinflussung der US-amerikanischen Politik durch internationale Organisationen oder Verträge ab. Desweiteren neigen beide Gruppen dazu, die Welt in Freunde- Feind- Schemata zu kategorisieren. Terroristen, China oder „Globalisten“ werden als Feinde betrachtet und entsprechend bekämpft und ausgehebelt.
Beide Gruppen hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber bestimmten Gruppen, die sie als Teil des Establishments wahrnehmen. Damit sind vor allem die woken liberalen Demokraten gemeint. Sowohl die Neocons wie die Trumpisten befürchten, dass diese Gruppen amerikanische Werte oder Interessen gefährden könnten. Einige Beobachter sehen sowohl im Neokonservatismus wie auch im Trumpismus autoritäre Tendenzen.
Republikaner
Der Einfluss von Donald Trump hat die Republikanische Partei stark verändert. Er hat den klassischen Neokonservatismus, der unter George W. Bush stark vertreten war, deutlich geschwächt. Viele der ehemaligen Neokonservativen haben sich offen gegen Trump positioniert. Dennoch haben einige von ihnen Wege gefunden, mit Trumps Team zusammenzuarbeiten oder seine Ideen in bestimmten Bereichen zu unterstützen, wie beispielsweise in einer härteren Haltung gegenüber China oder dem Iran.
Neokonservative und Anhänger von Donald Trump vertreten unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der globalen Rolle der Vereinigten Staaten. Gemeinsamkeiten bestehen beispielsweise in der Betonung von Stärke, entschlossenem Handeln und der Suche nach gemeinsamen Feinden der USA. Dies ermöglicht es einigen Mitgliedern beider Gruppen, zusammenzuarbeiten oder voneinander zu profitieren. Diese unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Republikanischen Partei prägen die US-Politik weiterhin maßgeblich.
Was denken junge Neocons von heute?
Um die Gedanken, Handlungen, Rituale und Argumentationsmuster junger Neocons von heute und ihre Beziehung zu Donald Trump zu verstehen, müssen wir uns die Sache etwas genauer ansehen. Der Neokonservatismus ist keine Einheitsbewegung, und er hat sich in den letzten Jahren, vor allem mit dem Aufstieg von Trump, verändert.
Junge Neokonservative entwickeln die Kernideen des Neokonservatismus weiter im Licht der aktuellen globalen Herausforderungen und der politischen Lage in den USA. Sie setzen auf eine starke und aktive Rolle der USA in der Welt und betrachten die USA als die mächtigste und moralisch führende Nation. Militärische Stärke sehen sie als den besten Weg zur Friedenssicherung an. Hinsichtlich des „Nation-Buildings“ sind sie weniger optimistisch. Sie vertreten die Ansicht, dass die Unterstützung pro-westlicher Regierungen und die Bekämpfung von „Schurkenstaaten“ ausreichend seien. Insbesondere seit dem Einmarsch in die Ukraine sind sie besorgt über Revisionisten und Imperialisten wie Russland und distanzieren sich von China aufgrund seiner wachsenden wirtschaftlichen und militärischen Macht sowie Menschenrechtsverletzungen. Auch Nordkorea und Iran werden von ihnen bislang als Bedrohung betrachtet.
Die heutigen Neocons befürworten weiterhin hohe Militärausgaben. Internationale multilaterale Kooperation lehnen sie nicht ab, misstrauen jedoch internationalen Organisationen, die die Macht der USA einschränken könnten. Allianzen wie mit der NATO erachten sie jedoch als notwendig. Auch junge Neokonservative sehen sich als Bewahrer traditioneller Werte und lehnen „Political Correctness“ und progressive Kulturpolitik ab. In diesem Punkt sind sie sich mit anderen Konservativen einig. Wirtschaftlich sind sie nicht darauf fixiert, Steuern zu senken, wie dies traditionelle Libertäre anstreben.
Junge Neocons pflegen eine Kultur der politischen Debatte und organisieren sich oft in Denkfabriken (wie dem American Enterprise Institute oder der Foundation for Defense of Democracies), politischen Magazinen (wie Commentary oder The Weekly Standard - früher) und Online-Publikationen. Konferenzen, Seminare und Podiumsdiskussionen sind heute das bevorzugte Milieu für die jungen Netzwerker der konservativen Denkfabriken, weniger die Universitäten, die eher als links und woke angesehen werden. Wenn es um Politik geht, neigen sie dazu, “hawkish” (interventionistische, militärisch entschlossene) Positionen zu vertreten und “dovish” (friedliche, diplomatische) Ansätze als Naivität oder Schwäche abzutun.
American Exceptionalism
Neokonservative führen häufig historische Beispiele wie den Kalten Krieg und die Reagan-Ära an, um die Wirksamkeit einer entschlossenen US-Außenpolitik zu belegen. Das Narrativ der „Lessons of Munich“ (Beschwichtigung führt zu Krieg) ist dabei oft ein roter Faden. Neokonservative neigen dazu, internationale Konflikte in einfache moralische Kategorien fassen. Als moralischen Imperativ betrachten sie nach wie vor die moralische Verpflichtung ihres Landes, Freiheit und Demokratie global zu verteidigen und autoritäre Regime zurück zu drängen. Amerikanische Werte und Interessen sind untrennbar miteinander verbunden, und die Förderung von Demokratie im Ausland ist letztlich im Interesse der amerikanischen Sicherheit. Ein weiterer Imperativ lautet: „Schwäche lädt ein zum Angriff“. Die Annahme, dass ein Rückzug der USA oder ein Mangel an Entschlossenheit autoritäre Regime ermutigen und zu mehr Instabilität führen könnte, ist weit verbreitet. Bis heute hält sich auch der Imperativ der „Unumgänglichen Verantwortung“: Das Argument, dass die USA als einzige Supermacht die einzigartige Verantwortung haben, die globale Ordnung aufrechtzuerhalten, da niemand sonst dazu in der Lage ist. Unter „Kritik am Appeasement“ verstehen Neokonservative Warnungen vor den Gefahren von Nachgiebigkeit gegenüber Aggressoren, oft unter Verweis auf historische Präzedenzfälle. Letztlich sieht diese konservative Strömung den „American Exceptionalism“, die Überzeugung, dass die USA aufgrund ihrer einzigartigen Geschichte und Prinzipien eine besondere Rolle in der Welt spielen.
Das Verhältnis junger Neokonservativer zu Donald Trump ist komplex und widersprüchlich. Einige Neokonservative vertreten eine pragmatische Haltung, schweigen oder passen sich an, während andere Trump strikt ablehnen. Letztere waren in der Ära Bush oder Obama einflussreich, sind heute jedoch isoliert. Dies liegt daran, dass Trumps „America First“-Politik im klaren Widerspruch zum neokonservativen Imperativ an eine starke US-Führungsrolle steht. Sein isolationistischer Ansatz stellt für sie eine Bedrohung für die amerikanische Sicherheit und die globale Ordnung dar, ebenso wie Trumps Verachtung für die NATO und andere internationale Allianzen. Trumps oft als unberechenbar, populistisch und autoritär empfundene Rhetorik, sein Misstrauen gegenüber Institutionen und seine mangelnde Betonung demokratischer Werte im Ausland stießen bei vielen Neokonservativen, die sich als Verteidiger der liberalen Weltordnung verstehen, auf Ablehnung. Zudem positionierte sich Trump gegen das etablierte Washington, zu dem viele Neokonservative gehören.
Diese „Never Trump“-Neokonservativen haben oft die Republikanische Partei verlassen oder sich aktiv gegen Trumps Präsidentschaft ausgesprochen, teilweise sogar die Demokraten unterstützt oder neue konservative Strömungen (z. B. „National Conservatives“) kritisiert. Beispiele hierfür sind Persönlichkeiten wie Bill Kristol oder Max Boot, die offen zu Trump-Kritikern wurden.
Machtkonstellationen
Ungeachtet ihrer grundlegenden Differenzen haben sich einige junge Neokonservative, pragmatisch mit Trump arrangiert. Trumps harte Haltung gegenüber China und dem Iran (beispielsweise der Ausstieg aus dem Atomabkommen) findet bei vielen Neokonservativen Anklang, da diese Länder als zentrale Bedrohungen angesehen werden. China kann im Gegensatz zu Russland die Führungsrolle der USA untergraben. Obwohl Trumps Einsatzbereitschaft für Interventionen geringer war, erhöhte er die Militärausgaben, was von Neokonservativen ebenso positiv bewertet wurde wie seine konsequente Unterstützung Israels, die sich auch in der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem zeigte. In seiner ersten Amtszeit berief Trump Persönlichkeiten wie John Bolton oder Mike Pompeo in Schlüsselpositionen, die neokonservative Ansichten vertraten, auch wenn sie letztlich mit Trumps eigenen Instinkten kollidierten. Junge Neokonservative schätzen den brachialen politischen Durchsetzungswillen Trumps, sobald sie sich mit seinem Stil und dem Mangel an ethischen Prinzipien arrangiert haben.
Das Verhältnis ist im Wesentlichen ambivalent. Es bestehen zwar reale, tiefgreifende Differenzen, diese werden jedoch durch die faktische Machtverteilung überdeckt. Der Kern des Neokonservatismus, die Idee einer Intervention der USA in anderen Ländern zur Förderung von Demokratie und westlichen Prinzipien, Toleranz und Inklusion, steht im Widerspruch zu Trumps Position, die USA sollten sich aus den Angelegenheiten anderer Länder heraushalten. In der Praxis existieren jedoch einige gemeinsame Interessen, wie beispielsweise die Identifizierung von Bedrohungen und die Betonung der Stärke der USA. Daher kam es in der Vergangenheit zu Kooperationen oder zumindest zu einer Vermeidung von Konfrontationen. Die Zukunft des Neokonservatismus innerhalb der Republikanischen Partei hängt von der Entwicklung dieser Spannungen ab. Wird die „America First“-Gruppe weiterhin die Macht innehaben oder wird das neokonservative Denken, möglicherweise in einer neuen Form, die sich stärker auf den Wettbewerb mit anderen Ländern als auf die Demokratieförderung konzentriert, wiederbelebt werden? Derzeit verhält sich das konservative Lager gegenüber dem Trumpismus geradezu unterwürfig – ein paradoxes Verhalten angesichts der globalen Machtansprüche, die diese Gruppe postuliert.
Neokonservatismus und Anthroposophie
Die Frage nach dem Verhältnis von Neokonservatismus und Rudolf Steiners Anthroposophie erweckt zunächst den Eindruck, zwei voneinander unabhängige Welten zu betrachten. Beide weisen unterschiedliche Ursprünge, Ziele und Ansichten auf. Der Neokonservatismus ist eine politische Ideologie, die sich primär mit der Staatsführung, der Rolle der USA in der Welt, der nationalen Sicherheit und mitunter auch mit innenpolitischen Themen wie Recht und Ordnung oder Wirtschaft auseinandersetzt. Obwohl viele Neokonservative religiös sind, ist der Neokonservatismus stark in der säkularen politischen Philosophie verwurzelt. Neokonservative konzentrieren sich auf die Demonstration von Macht und die Gestaltung der Welt. Die Anthroposophie, eine esoterische Geisteswissenschaft und Weltanschauung, die vor über hundert Jahren von Rudolf Steiner begründet wurde, erforscht die geistige Welt, die menschliche Evolution, die Reinkarnation und das Karma. Sie bietet eine umfassende spirituelle Deutung von Mensch und Kosmos und findet Anwendung in der Pädagogik, der Medizin und der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Ihr Fokus liegt auf der Entwicklung des individuellen Bewusstseins und der Verbindung von Geist und Materie. Sie gibt sich vordergründig als unpolitisch.
Der Neokonservatismus entstand aus einer Abkehr von linken Positionen in den Vereinigten Staaten der 1960er und 1970er Jahre. Denker wie Leo Strauss („Esoterik der Politik“), Irving Kristol, Norman Podhoretz und später Richard Perle, Paul Wolfowitz und andere prägten diese Bewegung. Ihre Wurzeln liegen in der westlichen politischen Philosophie und der Reaktion auf die Schwächen des Liberalismus und Realismus.
Die Anthroposophie, eine Idee, die aus der Theosophie und anderen esoterischen Strömungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hervorging, wurde von Rudolf Steiner, einem Goetheanisten, geprägt. Steiner ließ sich vom deutschen Idealismus, mystischen Traditionen und östlichen Philosophien inspirieren.
Aus dieser Übersicht wird deutlich, dass es keine direkten Überschneidungen von Neokonservatismus und Anthroposophie zu geben scheint, geschweige denn zum Trumpismus. Sowohl Neokonservative als auch Anhänger des Trumpismus streben eine Gestaltung der politischen Realität durch reale staatliche Macht an. Ihre Methoden umfassen politische Analyse, Lobby- Arbeit, Meinungsbildung in den Medien sowie den Einsatz von Militär und Diplomatie. Anthroposophen hingegen konzentrieren sich auf die spirituelle Entwicklung des Menschen und die Gestaltung des Lebens auf Grundlage geistiger Prinzipien. Ihre Methoden umfassen Meditation, geistige Forschung und die Anwendung anthroposophischer Prinzipien in verschiedenen Lebensbereichen wie Pädagogik, Landwirtschaft und Medizin. Für Rudolf Steiner sind politische Systeme zwar im Kontext seiner „Sozialen Dreigliederung“ relevant, stehen jedoch stets hinter der geistigen und kulturellen Entwicklung zurück.
Die, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen
Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass keine spirituelle, religiöse oder weltanschauliche Organisation unpolitisch sein kann. Selbst Steiner hat sich oft politisch geäußert, wobei es lohnend sein kann, seine überaus skeptischen Anmerkungen zu Sozialdemokratie, Demokratie oder gar Parlamentarismus zusammen zu stellen. Das von ihm formulierte Weltbild zeigt aber nicht nur gegenüber der demokratischen Kultur erhebliche Differenzen, sondern überschneidet sich mit dem Trumpismus auch in der immer neuen Behauptung Steiners, die Gesellschaft sei von geheimen Eliten gesteuert, die hinter den Kulissen ihre Arrangements betreiben würden:
„Heute nimmt man Begriffe für Wirklichkeiten. Dadurch aber ist es möglich, daß die Illusion sich an die Stelle der Wirklichkeit setzt, wenn es sich ums Menschenleben handelt: indem man die Menschen einlullt und einschläfert durch Begriffe. Dann glauben sie, in ihrem Streben gehe es dahin, dass jeder Mensch seinen Willen zum Ausdruck bringen könne durch die verschiedenen Einrichtungen der Demokratie, und merken nicht, daß diese Strukturen der Demokratie so sind, dass immer ein paar Menschen an den Drähten ziehen, die anderen aber werden gezogen. Und um so besser können diese einzelnen ziehen, wenn die anderen alle glauben, sie ziehen selbst, sie werden nicht gezogen. Und wenn einmal einer aufwacht, so wird er eben nicht berücksichtigt. Interessant ist es, wie 1910 einer (Delaisi) den schönen Satz geschrieben hat: daß es dem Großkapitalismus gelungen ist, aus der Demokratie das wunderbarste, wirksamste, biegsamste Werkzeug zur Ausbeutung der Gesamtheit zu machen. Da hat einmal einer, der aufgewacht ist, gesehen, wie es nicht darauf ankommt, von Demokratie zu deklamieren, sondern wie es darauf ankommt, die Wirklichkeit zu durchschauen. Heute (1917) wäre dies ganz besonders notwendig, denn man würde sehen, von wie wenigen Zentren aus die Ereignisse heute eigentlich gelenkt und geleitet werden, die so furchtbar, so blutig über die ganze Menschheit hin walten. (GA 177, S. 247)
Die Fabel von „einigen wenigen Menschen“, die „an den Fäden ziehen“, ist ein altbekanntes populistisches Klischee. Steiner benannte die vermeintlichen Täter immer wieder: Logen, Jesuiten, Engländer, Amerikaner. Es ist seine Mission, den mitteleuropäischen, eigentlich deutschen Geist zu retten. Steiners reaktionäre Haltung zeigt sich insbesondere in seiner Ablehnung des Parlamentarismus, den er pauschal als von egoistischen Interessen geleitet diffamiert: „Der immer stärker und stärker werdende intelligente Egoismus engt die Interessen der Menschen ein.“ Daher können die Menschen heute noch so gut Demokratien haben, Parlamente haben – wenn sie schon zusammen kommen in den Parlamenten, die Schicksale der Menschheit wehen nicht durch diese Parlamente, denn die Leute, die zumeist in die Parlamente gewählt werden, werden nicht durchweht von dem Schicksal der Menschheit. Es wehen die egoistischen Interessen. Jeder hat sein eigenes egoistisches Interesse. Äußerliche schematische Ähnlichkeiten in den Interessen, wie sie oftmals durch den Beruf hervor gerufen werden, lassen die Menschen sich gruppieren. Und wenn die Gruppen genügend groß sind, lassen sie sie zu Majoritäten werden. Und dann gehen nicht Menschenschicksale durch die Parlamente oder durch die Menschenvertretungen durch, sondern nur der Egoismus, multipliziert mit so und so vielen Personen. (GA 296, Seite 106)
Teleologie und die Elite der Philosophen
Nicht nur die teleologische Weltsicht verbindet Steiners Anthroposophie sehr wohl mit der Rechten, aber auch mit Konservativen und sogar mit dem Trumpismus. Korrupte demokratische Institutionen, egoistisch handelnde Personen und Einflussnahme von Lobby- Gruppen, die die Parlamente unterwandert hätten: Das sind die gemeinsamen Perspektiven. Sowohl Trumpisten wie diese Äußerungen des Begründers der Anthroposophie zeigen in dieser Hinsicht eine Tendenz zum Autoritarismus, da die Probleme durch die angeblich herrschende Korruption kaum anders als durch autoritäre Intervention zu lösen seien. Trump rechtfertigt seine eigene Rolle mit solchen populistischen Ausfällen- was aber treibt Steiner?
Als eine unpolitische spirituelle Philosophie ist diese Anthroposophie jedenfalls nicht zu verstehen. Steiner belegte zudem Völker und Rassen mit von ihm formulierten Eigenschaften, sprach von „Volksseelen” und verschiedenen „Kultur-Epochen”, die sich geografisch manifestieren. Seine Ideen konzentrieren sich vordergründig auf das Verständnis geistiger Strömungen, nicht auf machtpolitische Interventionen. Einige seiner Aussagen, insbesondere zu Rassen und Völkern, sind aber, wie hinreichend bekannt ist, problematisch und werden als rassistisch klassifiziert. Dies steht im Gegensatz zu den universalistischen Idealen der Demokratie, die selbst die säkularen Neocons propagieren, auch wenn sie dieses Dogma von der Verbreitung von Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung wie eine Monstranz vor sich hertragen, hinter der sie ihre politischen Interessen durchsetzen.
Rudolf Steiners politische Weltsicht ist in seiner anthroposophischen Lehre verwurzelt und basiert auf der Idee der sogenannten "Sozialen Dreigliederung". Diese Dreigliederung sieht die Gesellschaft in drei voneinander unabhängige, aber aufeinander bezogene Bereiche aufgeteilt, vom Geistesleben, das Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur umfasst, über das Rechtsleben, das sich auf das staatliche und politische Leben bezieht, also die Gesetzgebung und die Regelung des Zusammenlebens bis hin zum Wirtschaftsleben, das Produktion, Handel und Konsumation umfasst. Hier sollen Prinzip der Brüderlichkeit und Solidarität wirken, basierend auf vertraglichen Vereinbarungen und einem Bewusstsein für die Bedürfnisse des anderen..
Steiner sah diese drei gesellschaftlichen Bereiche als gleichrangig und autonom an, wobei nur harmonisches Zusammenwirken die Einheit des sozialen Gesamtorganismus ermöglicht. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass Steiner in seiner Zeit auch demokratische Bestrebungen kritisch sah und eine "Philosophenherrschaft" einer kleinen Riege Auserwählter bevorzugte.
Eurozentrismus in Steiners Weltsicht
Steiners Werk wird häufig für seinen Eurozentrismus kritisiert, der sich in seinen rassenbezogenen und evolutionistischen Vorstellungen manifestiert. Steiner unterschied in seinen Vorträgen verschiedene Rassen (z.B. "Weiße" – Europäer, "Gelbe" – Mongolen, "Braune" – Malaien, "Schwarze" – Afrikaner, "Rote" – Indigene). Er vertrat die Ansicht, dass die Menschheitsentwicklung in einem Fortschritt begriffen sei, bei dem jede nachfolgende „Rasse" eine Höherentwicklung der vorherigen darstelle. Einige Rassen“, wie indigene Völker, wurden von ihm als „degeneriert" und zum Aussterben bestimmt angesehen. Er postulierte sogar eine Hierarchie, in der die "weiße" Rasse als die zur Zeit am weitesten entwickelte erschien, die Steiner zusätzlich in Mitteleuropa verortet sah. Aussagen wie die über blonde Menschen, denen Steiner im Gegensatz zu "dunkelhaarigen" und deren "Hang zum Materialismus" Gescheitheit attestiert, unterstreichen dies.
Kulturhistorisch sah Rudolf Steiner die Entwicklung der Menschheit ausgehend von „alten Hochkulturen" wie Indern, Persern, Ägyptern, Griechen und Römern über Angelsachsen verlaufen, wobei der Mensch immer vollkommener und "weißer" wurde. Dies spiegelt eine lineare, auf Europa zentrierte Geschichtsauffassung wider. Der Begriff der "Wurzelrasse" in Steiners Lehre markiert aus seiner Sicht vor allem Epochenabschnitte, wobei die Europäer oft als Repräsentanten einer aktuellen Entwicklungsstufe betrachtet wurden.
Steiners Aussagen über andere Kulturen, insbesondere afrikanische Völker, sind stark rassistisch geprägt. So sprach er beispielsweise davon, dass im "Neger" das "Hinterhirn" das "Feuer" schüre, was als abwertend und dehumanisierend verstanden werden muss. Es ist zu beobachten, dass Steiners Anhänger häufig und seit Jahrzehnten versuchen, seine Äußerungen zu relativieren oder in einem esoterischen Kontext zu interpretieren, der sich von einem biologischen Rassenbegriff abgrenzen will. Dennoch sind die kritisierten Passagen in seinen Schriften unbestreitbar vorhanden. Aktuell wird in Waldorfschulen und anthroposophischen Kreisen versucht, eurozentrische Perspektiven im Geschichtsunterricht abzubauen und postkoloniale Ansätze zu integrieren, was die Anerkennung des Problems innerhalb der Bewegung zeigt.
Klassenkampf und die verdörrte kosmische Pflaume
Eigentlich sind die Neocons das, was Rudolf Steiner als leitende Kreise der Weltpolitik ansieht, abgesehen davon, dass sie keine spirituellen, sondern machtpolitische Ziele verfolgen. Sind die Neokonservativen, vor allem in der Person Donald Trump, die Verführer des Proletariats? Steht am Ende der parlamentarischen Selbstdemontage der Weltführer Donald? Nein, erstaunlicherweise hat Rudolf Steiner bereits eine neue Erzählung angefangen, in der das Volk zwar von einer geheimen Elite betrogen wird, aber am Ende mit dem Klassenkampf antwortet: „Die leitenden Kreise konnten ja nicht anders, als eine gewisse Demokratie über das Leben zu verbreiten. Sie brauchten, um ihre kapitalistischen Interessen in Szene zu setzen, ein geschicktes Proletariat, ein Proletariat, das gewisse Kräfte der Seele ausgebildet erhielt. Das alte patriarchalische Leben konnte man im modernen, kapitalistischen Wirtschaftsleben nicht brauchen. Nun stellte sich aber etwas höchst Unangenehmes für solche einseitige, kapitalistische Demokratien heraus. Die Menschenseele hat nämlich die Eigentümlichkeit, wenn man einzelne Fähigkeiten und Kräfte in ihr entwickelt, daß dann andere von selbst zum Vorschein kommen. So wollte die führende Menschheit vorzugsweise nun jene Seelenkräfte sich entwickeln lassen, welche die Arbeiter geschickt machen, in den Fabriken zu arbeiten. Doch stellte es sich von selbst ein, daß die Seelen aus den alten patriarchalischen Verhältnissen erwachten, und dass in ihnen besonders das Bewusstsein der Menschenrechte erwachte. Und dann sahen sie hinein in den modernen Staat, welcher das Recht verkörpern sollte. Sie fragten sich: Ist das der Boden, auf dem das Recht wirklich blüht? Und was fanden sie? Statt Menschenrechten Klassenvorrechte und Klassenbenachteiligungen. Und daraus entstand dasjenige, was man den modernen Klassenkampf des Proletariats nennt, hinter dem sich nicht mehr und nicht weniger verbirgt, als die große, berechtigte Forderung eines menschenwürdigen Daseins für alle Menschen.“ (GA 333, Seite 17f)
Der verwirrte Leser sieht das Chamäleon Steiner nun plötzlich als einen Sozialisten und Menschenrechts- Aktivisten, keinen Visionär und Apokalyptiker, der von geheimen Mächten als wirkende politische Kräfte hinter den Kulissen raunt, die parlamentarische Demokratie als Schein inszenieren, um den mitteleuropäischen Kulturimpuls, der eigentlich die Menschheit in die Zukunft führen soll, aber vom Vatikan, den USA und britischen Logen unterwandert worden ist, in einen Materialismus zu verwandeln, der die Erde zielsicher zu einer verdorrten kosmischen Pflaume werden lässt.
Fortschreitende Kulturepochen und die hebräischen Blutsbande
Die Neokonservativen sehen die USA als globale Ordnungsmacht agieren, die Demokratie und Stabilität exportiert und auch da fördert, wo man angesichts der herrschenden Clan- und Stammes- Kulturen regelrecht um Nation building handelt, auch wenn die demokratische Neuordnung militärische Intervention von außen erforderlich macht- und auch, wenn die Erfolge marginal, die Kollateral - Schäden erheblich sind. Neocons erklären die Überreste gescheiterter Interventionen “Schurkenstaaten” und “Achsen des Bösen” als Bedrohungen, die bekämpft werden müssen- das alles mit individuellen und gesellschaftlichen Folgen und Kosten, die Generationen überdauern können. Kein Wunder, dass sich Donald Trump aus derlei Verwicklungen heraus zu wickeln versucht.
Die Anthroposophie ist eine spirituelle Philosophie mit politischen Untertönen. Sie ist natürlich ebenso weit entfernt von modernen geopolitischen Theorien wie Anthroposophie von Wissenschaft. Steiner sprach von “Volksseelen” und verschiedenen “Kultur-Epochen”, die sich geografisch manifestieren sollen. Seine Ideen konzentrieren sich auf das Verständnis geistiger Strömungen, nicht primär auf machtpolitische Interventionen. Einige seiner Aussagen, insbesondere zu “Rassen” und Völkern, beziehen sich auch auf kommende Kulturepochen, die von Steiner apokalyptisch, religiös, geistig elitär geschildert worden: Eine kleine Gruppe von Pionieren wird durch den ihnen einverleibten „Christus- Impuls“, der den Exzeptionalismus dieser Elite begründet, in diese neue Kultur aktiv führen, während die Masse verfangen bleibt in ihrem materialistischen Denken und Handeln, das heißt in ihren „hebräische(n) Kulturen“ (186, S. 122f). Die elitäre Führungsgruppe, die global auftreten soll und wirke wie eine neue geistige Rasse, vertrete die altehrwürdige Initiationsweisheit“, während die Zurückgebliebenen stecken blieben in ihrer „Jahve- Weisheit“. (GA 186, S. 122f). Die antisemitische Konnotation an dieser Stelle sei nur angemerkt:
„Für den sechsten nachatlantischen Zeitraum muß der Christus-Impuls besonders wirken für das Sehertum. Da kommt das Geistselbst, Manas zur Ausbildung, innerhalb dessen der Mensch nicht leben kann ohne das Sehertum. Und im siebenten nachatlantischen Zeitraum wird eine Art prophetischer Natur, weil es ja prophetisch hinübergehen muß in eine ganz neue Zeit, als das dritte sich entwickeln; die anderen drei Glieder der sechsteiligen Christus-Weisheit wer- den in den folgenden Zeiten wirken. Das ist das reale Einleben des Christus-Impulses.
Ein Tor ist aufgeschlossen worden durch die Jahve-Weisheit. Doch dieses Tor ist unpraktikabel geworden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenn es allein durchschritten werden soll, so kann nichts anderes kommen, als daß gewissermaßen alle Völker ihrer Form nach hebräische Kulturen entwickeln. Andere Tore müssen geöffnet werden, das heißt, es muß die Initiations- Weisheit, die durch ein zweites, ein drittes, ein viertes Tor bekannt wird, zu derjenigen Weisheit hinzutreten, die durch das Jahve- Tor bekannt geworden ist. Nur so kann der Mensch in andere Zusammenhänge hineinwachsen als in diejenigen, die durch die Bluts-, das heißt durch die Atmungsbande geregelt sind, und das wird in der Zukunft von besonderer Wichtigkeit für ihn sein.“ (GA186, S. 122f)
Du bist so exzeptionell!
Exzeptionelle Menschen sind die Führer ins neue Zeitalter, in dem sich die führende Elite auch zunehmend physisch verändern und abheben wird vom Rest der Jahwe- Menschheit: „Es bereitet sich jetzt schon der sechste nachatlantische Kulturzeitraum vor, dessen Eigentümlichkeit sein wird, dass wenig maßgebend sein werden – wie bei den vorhergehenden Kulturzeiträumen – die äußeren physiognomischen Rassenmerkmale, sondern über die ganze Erde hin wird im sechsten Kulturzeitraum maßgebend sein, wie stark schon die einzelnen Individualitäten ihrem Antlitze und ihrem ganzen Wesen aufgedrückt haben werden, was die Reste der selbstlosen Gedanken- und Empfindungsformen, namentlich der aus wirklicher Weisheit gewonnenen, zurückgelassen haben.“ (GA 133, Seite 151)
Wie apokalyptisch diese Vorgänge von Steiner aufgefasst und wiedergegeben wurden, die er offenbar schaute, zeigt die weitere Schilderung der Trennung der Menschheit bis in die kollektive Unfruchtbarkeit hinein, aber auch das dämonische Einwirken des Ostens (Russland“) und des Westens (Amerika) auf das Mitteleuropa, das auch in dieser fernen Zukunft in Rudolf Steiners Augen die Bühne zu sein scheint, auf der sich das ganze Geschehen bis hin zum zunächst finalen Krieg aller gegen alle aufschaukelt:
„In der sechsten nachatlantischen Kulturperiode wird nach und nach versiegen die menschliche Fruchtbarkeit, insoferne sie impulsiert ist von den Lichtmächten (normal fortgeschrittene Wesenheiten). Und die dunklen Mächte werden eingreifen müssen, daß die Sache noch etwas weitergehe. Die sechste Kulturperiode hat ihre Keime im europäischen Osten. Dieser wird starke Neigungen entwickeln, die menschliche Fortpflanzung nicht über die sechste Kulturperiode hinausgehen zu lassen, sondern nachher die Erde überzuführen in ein mehr spirituelles, in ein mehr psychisches Dasein. – Von Amerika herüber werden die anderen Impulse wirken für die siebente nachatlantische Kulturperiode, in welcher die Impulse der herabgestossenen Angeloi die Generation leiten werden.“ (GA 177 S. 235)
Die Initiaten- Elite, materialistische Normalos und die Vision von der Führungsrolle der USA
Während Donald Trump und die, die an ihn glauben, nichts verbunden sind außer dem nackten Eigen- Interesse und von da ihren Isolationismus sowie die Zerschlagung früherer Koalitionen, Bündnisse und Verträge begründen, denken Neokonservative an die Stellung ihrer Nation in der Welt: Die Mission der Ausbreitung der segensreichen Demokratie ist immer auch verbunden mit dem Glauben an die Führungsrolle der USA. Neokonservatismus und Anthroposophie sind zwar Welten auseinander. Den ersten geht es um Weltmacht in einer säkularen, machtpolitisch orientierten Ideologie, die andere ist eine esoterische Geisteswissenschaft, die sich zugehörig fühlt zu einer sich in ferner Zukunft global entfaltenden Initiators- Kultur, deren Vorläufer in der heutigen Kulturepoche die Anthroposophie sei. Die führende Schicht der Zukunft werde in der heutigen Anthroposophie geschult und vorbereitet auf das apokalyptische Endzeitgeschehen. Wer sich da nicht anschließe und verhaftet bleibe in seiner „hebräischen Kultur“ (Steiner, s.o.), verfalle dem Bösen schlechthin und leiste dem finalen Untergang des Planeten Vorschub. Obwohl es sich bei Neocons und Anthroposophen um Vertreter völlig getrennter intellektueller und politischer Sphären handelt, gibt es in der Vision doch Übereinstimmungen: Die amerikanische Mission, mittels wirtschaftlicher und militärischer Macht die Führungsrolle in der Welt zu spielen, steht die Vision einer Endschlacht anthroposophischer Prägung gegenüber, in der eine sich ähnlich aussehende Initiaten- Elite global auftritt, um die Horden materialistischer Normalos zu leiten und zu bekehren. Die politische Mission der Neocons steht den anthroposophischen kultartigen Heilsversprechen gegenüber. Die anthroposophische Vision, mit explizit artikulierter Skepsis gegenüber demokratischen Entscheidungsprozessen, erfordert, ganz im Gegenteil, die Unterwerfung unter eine große Führungspersönlichkeit wie einst Noah („Manu“) es war: „Wie Kinder führte der Manu erst selbst noch seine Schar. Dann ging die Führung ganz allmählich auf menschliche Eingeweihte über. Und heute besteht der Fortschritt noch immer in einer Mischung von bewußtem und unbewußtem Handeln und Denken der Menschen.
Erst am Ende der fünften Wurzelrasse, wenn durch die sechste und siebente Unterrasse hindurch eine genügend große Anzahl von Menschen des Wissens fähig ist, wird sich der große Eingeweihte ihnen öffentlich enthüllen können. Und dieser menschliche Eingeweihte wird dann die weitere Hauptführung ebenso übernehmen können, wie das der Manu am Ende der vierten Wurzelrasse getan hat. So ist die Erziehung der fünften Wurzelrasse die, daß ein größerer Teil der Menschheit dazu kommen wird, einem menschlichen Manu frei zu folgen, wie das die Keimrasse dieser fünften mit dem göttlichen getan hat. (GA 11, Seite 55f)
So sei es. Folget dem Großen Eingeweihten, der Euch Eure Arche Noah bauet! Wehret Euch gegen die amerikanischen und jüdischen Einflüsse! Gehet erleuchtet dahin, Ihr Angehörigen der globalen Initialen- Elite!