Der anthroposophische Flurfunk oder: Weiche von mir, Satan!

Je weiter entfernt man ist, desto besser hört man ihn, den Flurfunk, sagt der anthroposophische Volksmund. Aber der sagt natürlich viel, wenn der Tag lang ist. Schon zu Rudolf Steiners Zeiten verstand das Volk am liebsten Affären, Brände, Jesuiten- Verschwörungen und karmische Denunziationen. Damals gab es ja auch noch kein Netflix. Das anthroposophische Völkchen an sich gibt sich am liebsten frömmelnd, ist aber, wenn eine Saalschlacht ideologischer Art (für Wahrheitssucher) stattfindet, sofort dabei. Was nicht in den Kram passt, wird einfach ignoriert, notfalls ein oder zwei Inkarnationen lang. Man hat ja Zeit. Man sitzt am längeren Hebel. Priesterliche Zeiträume sind anders bemessen als die Stunde der Materialisten. 

Und überhaupt, vor den Augen der Ewigkeit, der Kontinuität, der karmischen Prozesse, was sind schon die Aufregungen des Tages- Geschehens? Das Anschwellen der öffentlichen Meinungen? Notfalls flüchtet sich der anthroposophische Exzentriker, nachdem er in den Flur “Merkel- Diktatur!” oder “Masken- Terror” oder “Corona- Verschwörung!” gerufen hat, einfach in die exklusive Einsamkeit des achtsamen Esoterikers, die schon Rudolf Steiner immer wieder beschworen hat. 

Wobei, um genau zu sein, finden sich beim Meister, wie üblich, zweierlei Maßstäbe. Denn es gibt bei ihm die exklusive Einsamkeit des edlen Esoterikers, der allein vor der endlosen Wahrheit des Kosmos steht- aber auch die Einsamkeit, die durch die profane materialistische Gegenwartskultur verursacht wird. Das muss man schon unterscheiden. 

Da sind sie, die Initiierten und ihre Schülerschar, vor den Augen der kosmischen Weite stehend, in dem Empfinden: “Wenn man da hinüberkommt, wenn man diesen Sprung getan hat und weiß: dies bist du nun, das schaust du an wie früher eine Pflanze oder einen Stein –, dann hat man zunächst ein Gefühl, von dem man sagen kann, es wird wohl keinem zu Initiierenden auf den ersten Stufen erspart bleiben; es ist die Empfindung: Nun bist du in der übersinnlichen Welt, da breitet sie sich aus, ins Unendliche hin. Man kann nicht einmal sagen «nach allen Seiten», denn sie hat viel mehr Seiten und auch ganz andere Dimensionen als die gewöhnliche Welt. Aber man ist allein drinnen. Man ist mit seinem Leben im Astralleibe drinnen – und überall die Welt, unendliche Ausbreitung, nirgends ein Wesen, man selbst allein! Und es überkommt einen, was man nennen kann: das seelisch höchst gesteigerte Einsamkeitsgefühl.”. (1)  

Während die Widersacher, die materialistischen Proleten, von derlei Gefühlslagen nur träumen können, und möglicherweise gar nicht mitbekommen haben, dass sie durch S- Bahn und PKWs bereits zu Eremiten der Moderne geworden sind: “Die modernen Verkehrsverhältnisse bringen die Menschen so zueinander, das im Grunde genommen Verhältnisse, die sich auf einen Schlag bilden, gar nicht zum Heil sein können. So treten durch diese ganzen modernen Verkehrsverhältnisse die Menschen viel, viel unpersönlicher einander in der Welt entgegen. Darauf hin ist auch die Menschheit organisiert, die nun nicht fertig mitbekommt Gemüt, das schlagkräftig wirkt, nicht fertig mitbekommt Verstand, der durchdringend wirkt, sondern durch die Bewusstseinsseele ausgebildet, ich möchte sagen, etwas viel Abgesonderteres, Individuelleres, mehr auf den Egoismus hin, auf die menschliche Einsamkeit im eigenen Leibe hin Organisiertes mitbekommt, als Verstandes- oder Gemütsseele es waren. Durch die Bewusstseinsseele ist der Mensch viel mehr ein einzelnes Individuum, ein Einsiedler, der durch die Welt wandelt, als er es war durch die Verstandes- oder Gemütsseele. Und das ist auch das wichtigste Charakteristikum schon geworden für unsere Zeit und wird es immer mehr und mehr werden, das sich die Menschen in sich abschließen werden. Die Bewusstseinsseele gibt den Charakter des Sich- Abschließens von der übrigen Menschheit, des mehr Isoliert-Lebens. Daher macht es größere Schwierigkeit, mit dem anderen bekannt und namentlich vertraut zu werden; es bedarf erst der Verhältnisse eines umständlichen Kennen-Lernens, um mit dem anderen vertraut zu werden.” (2) 

Aber Schluss mit den Zitaten, ich weiß, Sie hassen das, Sie wollten anthroposophischen Flurfunk. Dazu gehört natürlich, dass sich Anthroposophen auch gern gegenseitig in die Einsamkeit verbannen. “Du gehörst nicht dazu” ist das anthroposophische Mantra der gegenseitigen ultimativen Bestrafung. Ich selbst bin diesen Mechanismus der sozialen Ausgrenzung als chronischer Kritiker und Nestbeschmutzer seit Jahrzehnten gewöhnt, und reagiere amüsiert bis erstaunt, wenn ich bemerke, dass die sektiererischen Reflexe immer noch angewendet werden, und zwar völlig unverändert. Nun, in Corona- Zeiten findet das Ritual der zelebrierten Ausgrenzung im Eis, das früher Inuit mit den zu alt gewordenen Dorfbewohnern anstellten, wenn diese nicht mehr zum Robbenfangen zu gebrauchen waren, natürlich bei Facebook statt. 

Der Rahmen, der uns gerade interessiert, ist ein weiterer Beitrag der Dornacher Eurythmistin Gisela (Name verändert) die - doch für Außenstehende etwas überraschend- von dem anthroposophischen Credo ausgeht, dass Leiden an sich für den Menschen gut ist, da er sich daran entwickelt und sein Karma verbessert. Würde man Leiden abschaffen - wie auch immer- würde man dem materialistischen Teufel Ahriman in die Hände spielen, weil dieser damit die Menschen ohne weitere Entwicklung an die Erde fesseln könnte, wo er mit ihnen seine teuflischen Spiele treiben könnte: Dem Stoff sich verschreiben, heißt Seelen zerreiben, war ja schon Credo des Meisters. Gisela ist jedenfalls der Meinung, dass gerade die Corona- Impfstoffe der mRNA- Kategorie Ahriman in die Hände spielen würden, weil sie erfolgreich sein würden. Man könnte ja nicht nur das Corona- Virus damit bekämpfen, sondern, per Neu- Programmierung der Impf- Attacke, praktisch jede Krankheit, und damit das menschliche Leiden ausrotten. Das darf nicht sein! So schreibt Gisela: “mRNA-Impfstoffe sind nach bisheriger Kenntnis nicht gefährlich, weil sie dem Leib schaden. Sie sind – anders als die meisten Anthroposophen bislang denken – gerade deshalb gefährlich, weil sie dem Leib möglicherweise NICHT schaden. Aber das Impfprinzip kann noch mehr. Man kann sich diesen Impfstoff vorstellen wie die Erfindung des Autos: wenn es einmal da ist, kann jeder, der weiss wie man ein Auto bedient, in dieses einsteigen und fahren, wohin er will. Begrenzt wird er lediglich durch die Besitzverhältnisse, nicht jedoch durch die Technik des Autos. Gleiches gilt für die Technik des mRNA-Impfstoffes: nachdem sie einmal da ist und unbedenklich zu sein scheint, kann man alles mögliche damit losschicken, denn der Fahrer ist austauschbar, solange er weiss, wie Fahren funktioniert. Die Folge wird sein, dass alle Viruserkrankungen – egal, um welche es sich handelt – über kurz oder lang als Erkrankungsmöglichkeiten aus der Welt der Menschen verschwinden werden, denn man benutzt einfach diesen Impfstoff, packt ihn mit neuen Informationen voll – und schon ist die Möglichkeit besiegt, dass der Mensch krank werden und damit sich entwickeln könnte.

D.h.: die eigentliche Gefahr ist nicht, dass dieser Impfstoff NICHT WIRKT oder Nebenwirkungen hat. Die eigentliche Gefahr ist, dass er WIRKT und in der Zukunft als Technologie verwendet werden kann, um eine ganze grosse Gruppe von Krankheiten aus der Menschheit ausrotten zu können. Damit ist ein wesentlicher Schritt erreicht, der Menschheit die Möglichkeit zur eigenen Weiterentwicklung zu nehmen.” (3)

Im Kommentarteil betreibt ein dänischer Astrologe - L. T. S.* - die rituelle Verdammung der ungläubigen Neo- Anthroposophen: “Und deshalb: Ja wenn ich mir die Argumentation eines Michael Eggert anschaut der nicht einmal weiss, dass Ahriman schon seit Galillei Teil unserer modernen naturwissenschaftlichen Denken ist , und der für einer Art "verschwörungsfreien" mainstream- Kunden-Anthroposophie wirbt (no bullshit genannt), als ob es nicht in der Geschichte immer Verschwörungen gegeben hat und als ob nicht gerade Steiner der erste Verschwörungstheoretiker war, dann werde ich von der Urteilsfähigkeit deiner Jünger nicht gerade überzeugt 🙂 Okay, Lassen wir das dann, diese Leute zu erwähnen. Du bist ihnen sowieso weit überlegen.” Dagegen meint Gisela delikat: “Und ja - ich hoffe eigentlich nicht, dass Michael Eggert meinen "Fanclub" bevölkert. Ich wusste noch nicht einmal, dass ich einen solchen habe. Ich weiss auch wohl, dass zumindest 2 der 3 genannten Herren sich durchaus gelegentlich deutlich bis überdeutlich mit Kritik an meinem Vorgehen und Schreiben hervortun. Warum die jetzt plötzlich mein Fanclub sind? Da weisst Du wohl mehr als ich.” (3) So sind sie nun einmal, die anthroposophischen edlen Gemüter, die schon weiter entwickelt und uns Sterblichen daher überlegen sind. Man kann an ihnen sowohl die Steiner- Variante der Einsamkeit entdecken, die den modernen Narzissmus beinhaltet (ich allein vor der Ewigkeit), als auch die, dass man diese Leute ihren Weg durch den Kosmos mit dem entfernten Interesse eines neutralen Beobachters ziehen sieht. Da gehen sie hin, und kreisen um sich selbst. Sie fürchten das Ende der Leiden der Menschheit, mitten in einer Pandemie. 

Aber narzisstische Einsamkeit geht natürlich auch anders, sagt der Flurfunk. Nehmen wir doch einfach mal die anthroposophischen Schauungen und Gewissheiten. Jeremy Smith zum Beispiel hatte neulich eine solche Intuition und WUSSTE danach einfach, dass die anthroposophische Architektin, Spiritualistin, Eingeweihte und Sprachrohr der Meister und Rudolf Steiners, die seit Jahren stigmatisiert ist, blutet, aber durch wundersame geistige Kräfte am Leben erhalten wird, Judith von Halle, die Reinkarnation von Rudolf Steiners Meisterschülerin Edith Maryon ist. Er wusste das aus eigener Eingebung, obwohl es auch Frau von Halle mit einiger Penetranz bereits seit zehn Jahren immer wieder nahe legt, platziert und andeutet. Von Halle legitimiert damit eine Art Sonderrolle innerhalb der anthroposophischen Bewegung, die Außenstehenden bizarr erscheinen mag, aber innerhalb der ausgetrockneten, verwaisten, nahezu bankrotten anthroposophischen Gesellschaft wie Manna vom Himmel regnen muss. Völlig egal, ob es Unsinn ist. Judith von Halle bringt Leben in die Bude, beschwört die alten Legenden, hat Visionen ohne Ende, sammelt Geld, publiziert wieder geile Sachen über Meister und schwarze Magier. Jeremy Smith ist nun endlich (4) auch überzeugt, nach seinen Jahren als englischer Brexit- Fan und dem leidvollen Abwickeln britischer Waldorfschulen, die Stück für Stück von den Schulbehörden geschlossen worden waren, meistens wegen Verfehlung von Aufsicht, Sicherheit der Schüler und Mangel an relevanten schulischen Inhalten. 

Die alten Kritiken des im übrigen verstorbenen Ex- Vorstandes Sergei Prokofieff, der Judith von Halle für ein Fake- Phänomen hielt, eine Hochstaplerin mit visionär- hypnotischen Ausnahme- Zuständen, müssen uns nicht mehr interessieren. Wir WISSEN jetzt, wie Judith von Halle WEISS, dass es, anthroposophisch gesehen, kurz vor Zwölf ist, das Glöcklein hat geschlagen, die Kritiker sollen doch in ihre materialistische Einsamkeit flüchten. Prokofieff jedenfalls konnte niemand ausstehen, nicht einmal sein Kollege und Vorstands- Nachfolger Peter Selg: “In his memorial address for Prokofieff given on 29 July 2014, Peter Selg described him as “this most inwardly faithful pupil of Rudolf Steiner and protector of his new revelation of Christ.” It is abundantly clear from Prokofieff’s writings and actions that he idolised Rudolf Steiner and that he wanted to be just like his eminent teacher. Like Steiner, Prokofieff was a prolific writer and lecturer dealing with profound esoteric matters. But I take leave to doubt whether Prokofieff was a high initiate in the same mould as Steiner himself.

In his remarks at the memorial gathering, Selg clearly did not feel it appropriate to make any reference to the controversies surrounding Prokofieff’s interpretations of Steiner’s teachings, nor his attacks on Judith von Halle. He did manage, however, to imply that Prokofieff was not always an easy colleague, recalling that: “In 2001 he was finally called to Dornach to join the Executive Council at the Goetheanum. Looking back on his life in personal conversations, he expressed repeatedly that he should have been called to the Executive Council by 1994 at the very latest so he could work intensely in Dornach for the ‘payment of the debt owed’ to Rudolf Steiner and for the culmination.” (The ‘culmination’ refers to Steiner’s expectation that anthroposophy would be transformed in such a way that it would enter significantly into the global scene of the 21st century as a world-changing creative power.)” (4)

Und so war nun auch Jeremy Smith innerlich bereit zu konvertieren und Anhänger der stigmatisierenden Visionärin zu werden: “I would like to say something now about my own feelings concerning Judith von Halle. Up until fairly recently, I had stayed away from the controversies surrounding her and the attacks mounted on her by Prokofieff and others such as T.H. Meyer and Mieke Mossmuller. Then I read a book called The Representative of Humanity – Between Lucifer and Ahriman by Judith von Halle and the late John Wilkes, about the unfinished wooden sculpture by Rudolf Steiner and Edith Maryon, which is today exhibited at the Goetheanum.

As I read this book, I was seized by an absolute certainty of knowing that Judith von Halle in her previous life had been Edith Maryon. How can one explain these things? I just knew.” (4)

Dagegen ist wenig zu sagen. Wer weiß, der will es wissen. Natürlich kommen solche Gewissheiten öfters dann, wenn es einem gerade in den Kram passt. So mancher hat schon gemurmelt, dass er/ sie wusste, dass sie mit ihm/ihr zusammen gehört, aber am nächsten Morgen sah die Sache ganz anders aus. Anthroposophen haben bei solchen Gelegenheiten praktischerweise immer noch das Karma in der Hinterhand. Aber was ist das? Wir lästern schon wieder. Wir zweifeln. Es ist kein Wunder, dass wir rituell verstoßen werden, wie der Inuit- Mann, der dem Flurfunk im Weg stand, während die blutende Stigmatisierte Ahriman die Tür wies, der gerade mit einer Corona- Impfung in der Hand Richtung Goetheanum laufen wollte. Weiche von mir, Satan! 

Anmerkung und Verweis_______________________


1 Rudolf Steiner, 138.79f

2 Rudolf Steiner, 168.94f

3 Gisela (Pseudonym): MENSCHHEITSKARMA und IMPFUNGEN in diversen Facebook- Foren oder in ihrem Account (Link gelöscht, Titel verändert) 

4 https://anthropopper.com/2021/02/07/sergei-prokofieff-judith-von-halle-and-the-representative-of-humanity/

* Namen auf Wunsch von Frau H. abgekürzt