Vom Verrennen in apokalyptische Weltbilder. Oder: Ansgar Martins ist der Antichrist



Natürlich ist dieser Anteil an der Bevölkerung seit Jahren auffällig, in der einen oder anderen Weise, so auffällig, dass man diese Menschen, die ja auch unsere Familien, Kolleginnen, Arbeitsplätze, Freundeskreise und Bekannten, oft als erfrischend unorthodox gesehen hat; vielleicht eine Spur zu erregbar bei gewissen Themen, die man in der Folge lieber gemieden hat, wenn man sich traf, nicht nur wegen des potentiellen Konflikt- Potentials, sondern vor allem um die nicht endenwollenden Monologe, das exzessive argumentative Anklammern bis hin zu obsessiven Zügen zu vermeiden. Nicht dass wir einem argumentativen Schlagabtausch aus dem Weg gehen müssten, aber dieses verbale Herausplatzen auf Seiten dieser Bekannten - und das am Tag und ohne offensichtlichen Alkoholpegel- lässt einem selbst nur die Wahl: Die Bekannten vor den Kopf zu stossen und einfach zu gehen- oder sich zu stellen und diesen Schwall von Banalitäten und abstrusen Schlussfolgerungen aus trüben Quellen zu ertragen.

Die Rechten, Ideologisierten, Empörten und Querdenker verbreiten ihre ideologische Soße verstärkt und enthemmter seit 9/11, im Selbstgefühl des Blickens- hinter- die Kulissen, der Enthüllung- der - wahren- Zusammenhänge, der Empörung, was man mit ihnen gemacht hat (Manipulation, Lügenpresse, EU- Regierung, NATO- Weltreich, geheime Armeen, Chemtrails) und noch macht; in der Wut darüber, was man mit ihnen noch machen wird (Chip einpflanzen, Fernsteuern, Great Reset, politisch, geistig und persönlich) und in dem kleinen, aber wesentlichen Triumph, zu denen zu gehören, die das Privileg haben, das alles zu durchschauen (Merkel- Diktatur, Bevölkerungs- Austausch, Ausrottung der Kaukasier und der Russen, insbesondere, Islamisierung). Natürlich sind die Erregten und Empörten schlau und aufgeklärt genug, jetzt nicht offen mit ihrem Antisemitismus heraus zu platzen, im Gegenteil, sie selbst empfinden sich ja als die, die die Opfer sind und die den Judenstern tragen sollten. Manchmal entgleist der ohnehin schief stehende geistige Zug dann doch in Bemerkungen wie: Am Ende der angeblich Corona- Epidemie werden wir Impf- Gegner ohnehin in Vernichtungslagern landen, die die Regierung betreibt. Das Wiederkäuen, Fressen und Ausscheiden derselben verdrehten Metaphern verstärkt einen seelischen Zustand, dessen Steuerfunktionen durch den Kreislauf so weit lahm gelegt sind, dass wahnhafte Konstrukte jederzeit internalisiert werden können, wobei selbst deutliche Konsequenzen der nächsten Umgebung (Arbeitslosigkeit, Abbruch von Freundschaften und Kontakten zu Kindern, geplatzte Aufträge) kaum Einsicht bringen. 

Man möchte, wenn man erlebt, wie Erregte in Social- Media- Kanälen ihrer ebenso emotionalisierten Anhängerschaft predigen, von einer Obsession, ja sogar geistigen Infektion sprechen- so etwa, wenn man, wie in diesem Podcast über KenFM (1) mit seinen ehemals Hunderttausenden von Zuschauern, die Astral- Blase erlebt, die ja auch Menschen mit hoher Intelligenz ergreift und durchsetzt, woraufhin sie selbst ebenfalls zu Predigern in der Wüste wurden. Rudolf Steiner hatte ja diesbezüglich seine ganz eigenen Theorien oder Schauungen. Hier sind die Stichworte gelockerte Ätherleiber und innere Gespenster: Er meinte (2), dass das Zeitalter der „Verwachsung“ des geistigen Pols im Menschen („Ätherkopf“) mit dem „physischen Kopf“ (2) mit fortschreitender Zeit vorbei sein werde, wodurch es unbedingt notwendig sei, ein gewisses Rüstzeug zu erwerben für Massen- Suggestion und dunkle Erregungen, Lügen- Epidemien und mediale Wirkungen, die Steiner in seiner schönen Bildhaftigkeit als „Dämonen, Gespenster und Phantome“ (2) benannte. Ein geistiges Rüstzeug, um nicht zu sagen Know How im Umgang mit Suggestionen sei für die in Zukunft immer mehr gelockerten Ätherköpfe anzuraten, um mit diesen Einflüssen umzugehen- ihnen also nicht zu unterliegen. Die Erregungsschleifen sind aber heute medial bereits allerorten sichtbar- manchmal auch bei durchaus unorthodox denkenden Rezipienten, die in der Folge aber von ihrer Blase derartig einvernommen werden, dass sie die Botschaften in ihren typischen Mustern unentwegt wiederkäuen. 

Aber, auf der anderen Seite, ist das apokalyptisch - manichäische Grundempfinden, das Rudolf Steiner wie der Prophet einer düsteren Religion verbreitete- von der zu kommenden Super- Rasse („Denn die Rassenentwickelung wird normale Leiber schaffen, die zu den Seelen passen, die nichts versäumt haben“(2)) über die moralisch- geistig- leibliche Scheidung der Geister („Die Menschen werden sich in der Zukunft teilen in die Guten und die Bösen“(2)), über die hereinbrechenden Dämonenscharen bis hin zur Drohung für die zeitgenössischen Zuhörer und Leser: „Es wird in der Zukunft Seelen geben, die nicht genug getan haben, während der Ätherkopf mit dem physischen Kopf vereint war. Heute sträuben sich viele, infolge der Verwachsung des Ätherkopfes mit dem physischen Kopfe, gegen das Entgegennehmen spiritueller Wahrheiten.“ (2) Die Aussage ist klar: Du, der Leser, der geneigte Adept, hast die spirituellen Möglichkeiten, nimm sie nun auch entgegen, entwickle sie, sonst wirst du „herausfallen aus der fortschreitenden Menschheitsentwickelung.“ (2) Und wer will das schon? Nein, wir wollen lieber zu der exklusiven, vorwärts schreitenden Super- Rasse gehören! 

Die Ambiguität Rudolf Steiners wird an solchen Text- Fragmenten deutlich. Der apokalyptische Ton, das Messianische des Predigers in der materialistischen Wüste: das ergibt einen Grundton, der Faszination für geneigte Adepten erzeugen muss, die einen Hang dazu haben, und die in der Folge daraus für sich soziale und politische Perspektiven basteln, die unerschütterlich sind, weil sie sich auf der richtigen Seite bei der Scheidung der Geister sehen. Das Suggestive dieser ur- religiösen Perspektiven untergräbt und durchsetzt die rationalen, selbstkritischen, pragmatischen Aspekte der Anthroposophie selbst und schafft innerhalb der gesamten Bewegung einen harten Kern, der in jeder realen Krise lieber seinen Glaubens- Kern heraus kehrt, statt zur Lösung der Krise selbst praktisch und perspektivisch beizutragen. Es mag denn auch ausgesprochen interessant sein, dass Rudolf Steiner in eben diesem Zusammenhang, der hier zitiert wird, gerade auch die Fanatiker anspricht, die Anderen ihre Meinung aufzwingen wollen, denn gerade diese seien es, die die „Dämonen“ hervor riefen (3) Gerade der Fanatismus, der Wille, zu überzeugen, die permanente Aufgeregtheit sei „von ganz besonders ungünstigem Einfluß auf unsere menschliche Entwickelung.“ (3) Aber so ist er meist, der Doktor. Er predigt das Eine, und das Gegenteil zugleich. Er eröffnet alle denkbaren Spielarten der Interpretation.

Nun gehört der apokalyptisch- apodiktische Tonfall seit je her zum Repertoire anthroposophischer Kreise, bevorzugt in der Attitüde der Vergeblichkeit, Resignation, Anklage und Opfer- Haltung. (Mich hat ein eingeweihter Meister, der im Nebenberuf anthroposophischer Arzt war, schon den 80ern darüber belehrt, dass die gelockerten Ätherleiber durch die umgebende, stetig zunehmende elektrische Strahlung derartig korrumpiert seien, dass das materialistische Denken kollektiv in den Köpfen voran schreite, aber auch homöopathische Mittel nicht mehr wirksam seien - die Verhärtung sei längst bis in die Physis vorgedrungen, was eine neue Sintflut hervor rufen werde. Das hielt den Eingeweihten übrigens nicht davon ab, sehr erfolgreich Institutionen, Heime, Kunstgemeinschaften, assoziierte Bauernhöfe und Forschungsstätten für Strömung zu begründen oder zu begleiten.)

Heute sehen wir diese resignativ- apokalyptische Attitüde quer durch die Szene wabern, was keinesfalls repräsentativ für die oft pragmatische Bewegung sein mag, aber plakativ in Demonstrationen, bei Twitter und auf Websites auftritt und Schnittmengen zu Alexander Dugin und der neuen deutschen Rechten aufweist. Aber trotz möglicher persönlicher Niederlagen werden im harten Kern der Szene Verschwörungstheorien bis zum bitteren Ende voran getrieben, promotet und instrumentalisiert, gerne um sich selbst als Opfer, Andere als Märtyrer, Dritte als Bösewichter und Antichristen zu inszenieren. 

So kann man nur mit Bedauern und Mitgefühl den Nachruf auf Alain Morau in Die Drei (4) lesen, der sich, schwer psychisch krank, im Juni dieses Jahr das Leben genommen hatte. Morau, der offenbar durch seine psychische Krankheit einige biografische Brüche erlebt hatte, lernte den Autor Eisenhut während seiner Arbeit an einem anthroposophischen Institut kennen: „Später wurde er im Bereich der Koordinationsstelle für biologisch-dynamische Landwirtschaft der Universität Kassel-Witzenhausen als Doktorand tätig.“ (4) Offenbar teilte Eisenhut, der zum Redaktionsteam von Die Drei gehört, mit Morau sachliche Perspektiven, weshalb man sich von nun an austauschte und traf: „Alain war aber auch leidenschaftlich an den politischen Zeitereignissen interessiert.“ (4) Dazu gehörte ab 2016 insbesondere das Thema um die 9/11- Verschwörungstheorien, nämlich „dass bei objektiver Betrachtung der physikalischen Verhältnisse nur eine Sprengung den Zusammenbruch aller drei Gebäude plausibel erscheinen lasse. Bisher war es so, dass jeder, der so etwas nur zu denken wagte, als »Verschwörungstheoretiker« diffamiert wurde. Nun aber wurde diese These ernsthaft diskutiert. Darin sah er ein wichtiges Ereignis. Zumindest ein Teil der wissenschaftlichen Eliten, so hoffte er, würde nun zugeben müssen, dass die offizielle Darstellung der Zusammenbrüche aus physikalischer Sicht nicht nachvollziehbar sei. Er wollte darüber einen Artikel für die Drei schreiben.“ (4) Vorerst schickte der Rekonvaleszent Morau, der eben einen weiteren biografischen Einbruch erlebt hatte (5), Emails und Material. Für Eisenhut war „im Chemiker Alain Morau nun der Alchimist erwacht“ (4), der zugleich die Unwahrhaftigkeit der intellektuellen Eliten erkannte, aber auch die Schläfrigkeit der anthroposophischen Bewegung. Morau schuf sich schreibend ein Weltbild, in dem er zum Beispiel den französische Präsidenten als Marionette der Amerikaner zu enttarnen glaubte: „Macron gewann die Wahl, so konnte Alain belegen, weil die führenden Kreise des Westens es so wollten“ (4). Für Morau wie für den Gesprächspartner Eisenhut, der ihm ideologisch ohne jede kritische Distanzierung folgt, ist der apokalyptische Zustand bereits eingetreten, bei dem Rudolf Steiner von einem Verbot für alles Denken fabulierte, das von Amerika ausgehen werde. Für Morau wurde daraus eine Perspektive, die die politischen Ereignisse der letzten zwanzig Jahre, bis hin zur Corona- Krise, unter diesem Gesichtspunkt des „Denkverbots“ subsumierte, was Eisenhut eifrig zur Zustimmung nötigt: „Ihm war unmittelbar erlebbar, dass das freie Denken immer mehr vom Westen her unterdrückt werden sollte. Und diese Aussage Rudolf Steiners sollte sich ja dann wenige Jahre später in der Coronakrise mit voller Wucht bewahrheiten.“ (4)

Natürlich ist die Übertragung apokalyptischer Aussagen Rudolf Steiners, die sich ja häufig auf Zeiträume von Tausenden von Jahren beziehen, auf heutige Verhältnisse ohnehin mehr als problematisch; die Subsumierung der gesamten politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Prozesse unter eine einzige dieser Erzählungen stellt aber eine derartige Verkürzung dar, dass das Weltbild einer sektiererisch- ideologischen Monokausalität erreicht ist. Dass ein akut psychisch Erkrankter sich in derartige Weltbilder mit paranoider Konnotierung verrennt, erscheint verständlich, nicht aber, dass Eisenhut dem Erkrankten nicht nur in allen Einzelheiten folgt, sondern in der Folge, nach einem weiteren biografischen Bruch bei Morau, in dessen Verlauf dieser - offenbar aufgrund seiner auffälligen Beiträge in Die Drei- seine Stellung verliert- beginnt, in Morau einen Märtyrer zu sehen. 

Anlass ist ein Vortrag Ansgar Martins, bei dem es um Perspektiven der anthroposophischen Bewegung ging: „Im Januar 2019 hielt der Religionswissenschaftler Ansgar Martins einen Vortrag an der Universität Witzenhausen mit dem Titel: ›Die Wohlgesinnten: Anthroposophie, Waldorfpädagogik und biologisch-dynamische Landwirtschaft im Dialog mit der radikalen Rechten‹. Alain schrieb mir im Vorfeld, dass er dies als bedrohlich für die Anthroposophie erlebe, aber auch als eine Chance, wenn es zu einer sachgemäßen Auseinandersetzung führe.“ (4) Morau, der selbst den Vortrag gar nicht hören konnte, wird, so behauptet Eisenhut, dennoch von den Auswirkungen getroffen, da die anthroposophischen Institutionen Martins Darstellungen ernst genommen hätten und Moraus perspektivisch extrem verengten Beiträge in die drei daher als nicht mehr tragbar empfunden hätten: „Bei diesem Vortrag muss Martins die Bemerkung fallen gelassen haben, dass in Zukunft die Verschwörungstheoretiker unter den Anthroposophen das größte Problem sein würden. Daraufhin schauten sich seine Kollegen Alains Artikel zu politischen Fragen in die Drei an und bekamen es mit der Angst zu tun. Sein Vertrag wurde nicht mehr verlängert.“ (4) Die Gründe dafür führt Eisenhut teilweise auf, betont aber vor allem das „Framing“, das Ansgar Martins für die politische Rechte innerhalb der anthroposophischen Szene gewählt habe: „Das Problem war aber nicht nur, dass er sich mit solchen Positionen genau in dem Framing bewegte, das Ansgar Martins in seinem Vortrag entwickelt hatte, und er damit für die sowieso schon unter Beobachtung stehende biologisch- dynamische Abteilung der Kasseler Hochschule zu gefährlich wurde, sondern auch, dass er an den »guten Politiker« glaubte.“ (4) Eisenhuts letztes Gespräch mit Morau drehte sich um einen Staatsstreich des guten Politikers Donald Trump: „Er glaubte bis zur Inaugurationsfeier Joe Bidens, dass Trump mit Hilfe des Militärs die Sache irgendwie noch drehen könnte. Unser letztes Gespräch im Januar 2021 drehte sich um diese Frage“ (4). Danach machte ein weiterer psychotischer Schub einen Klinik- Aufenthalt notwendig. Die verschriebenen Medikamente setzte Morau ab und setzte seinem Leben ein Ende.

Dass die apokalyptischen Visionen Rudolf Steiners bei psychisch labilen Persönlichkeiten zu einer selbstzerstörerischen Radikalisierung führen könnten, verwundert nicht. Dass das damit verbundene Weltbild distanzlos, und auch noch im Rahmen eines Nachrufs, in einer anthroposophischen Zeitschrift präsentiert wird, als wäre es ein Fakt, erscheint mir allerdings kaum entschuldbar. Hier sind wohl einige Ätherköpfe längst völlig losgelöst und entschwebt ins Land der Apokalyptiker und Schwurbler. Sicherlich wäre der gesammelte Unsinn, den Stephan Eisenhut hier anhäuft, in anderen Zusammenhängen und vor allem in anderen Nachrufen eine einzige Peinlichkeit. Die weitgehend fehlende Distanzierung von intellektuellen Exzessen Moraus während oder zwischen psychotischen Schüben als bare Münze zu nehmen oder geradezu zum eigenen Weltbild zu erklären, dazu gehört schon einige Chuzpe. Aber Ansgar Martins Vortrag dann zum Vorwand zu nehmen, um die folgende Entlassung Moraus zu erklären, Martins im Ablauf des Textes zum Sündenbock zu machen, vor allem vor dem Hintergrund des weiteren Zusammenbruchs und Todes Moraus- das ist dann schon eine dreiste Interpretation der Zusammenhänge. Aber offenbar sind derlei Entgleisungen in einer anthroposophischen Zeitschrift heute ohne Einwände oder Anmerkungen möglich. Ansonsten kann man sich kaum ein Medium vorstellen, das derartig abwegige Artikel tragbar fände. Die Essenz: *Ansgar Martins ist der Antichrist und die wahrhaftigen Anthroposophen sind seine Opfer!*… schreibt freilich bestimmte Erzählmuster fort, die mittels Schuldzuweisungen von dem eigenen Abirren in immer extremere, abwegige Weltbilder ablenkt, bzw die Verantwortlichkeit dafür abschiebt. Natürlich dient als Hintergrund für solche Muster die apokalyptische Ausnahme- Situation, für die es auch diverse Schuldige gibt: Die Bundesregierung, die Freimaurer, eine geheime Organisation innerhalb des Vatikan, die Materialisten, die Wissenschaft.. Wer so weit geht wie Eisenhut, dem mag der losgelöste Ätherkopf noch viele weitere Welterklärungs- Muster zuraunen.  


Gegendarstellung Claudius Weises

Lieber Herr Eggert, ich finde es ja immerhin ehrlich, dass Sie zuerst ausführlich das Deutungsmuster darstellen, durch das Sie diesen Nachruf lesen. Aber wenn Sie zum Schluß dermaßen die Backen aufblasen und diesen Nachruf für »unentschuldbar« erklären, muss ich doch mal auf einige polemische Verkürzungen hinweisen. 

a) Beim 9/11-Thema verschweigen Sie, dass der Anlass für Moraus Beitrag in unserer Zeitschrift eine Folge von entsprechenden Artikeln und Leserbriefen in den ›Europhysics News‹ war. Dass die Sprengungsthese in dieser renommierten Fachzeitschrift diskutiert wurde, und nicht nur irgendwo, das war es, was Morau für ein »wichtiges Ereignis« hielt. 

b) Die Einschätzung, dass »im Chemiker Alain Morau nun der Alchimist erwacht« war steht nicht, wie Sie suggerieren, im Zusammenhang mit 9/11, sondern mit seiner Beschäftigung mit dem Landwirtschaftlichen Kurs. 

c) Dass Stephan Eisenhut »ihm ideologisch ohne jede kritische Distanzierung« gefolgt ist, stimmt einfach nicht, und wird am Ende des Nachrufs deutlich, wenn bestimmte Ansichten Moraus als »illusorisch« bezeichnet werden. 

d) Man kann nicht dauernd über verschwörungsideologisches Denken herziehen, wie Sie das auch gern tun, und dann die Augen verschließen, wenn die praktischen Konsequenzen, die man damit zumindest implizit fordert, tatsächlich eintreten und die Betroffenen das als Schicksalsschlag empfinden. Sie versuchen, die ganze Geschichte ins Lächerliche zu ziehen, indem Sie behaupten, Morau würde als »Märtyrer« dargestellt und Ansgar Martins als »Antichrist«. Das ist mal wieder Ihre bewährte Masche, Ihren Diskussionsgegnern hysterische Übertreibungen zu unterstellen. Es war nun einmal die zeitliche Reihenfolge, dass auf den Vortrag von Ansgar Martins hin die Artikel von Morau ins Blickfeld seiner Kollegen gerieten, diese daraufhin kalte Füße kriegten und sein Vertrag nicht verlängert wurde. Stephan Eisenhut weist aber darauf hin, dass »der entscheidende Punkt« wahrscheinlich Moraus Engagement für die obskure Kleinpartei UPR war, wozu dann noch seine Sympathie für Donald Trump kam. Dabei ist er so distanziert, wie man das in einem Nachruf auf einen Freund eben sein kann.

e) Richtig perfide ist dann dieser Satz: »Eisenhuts letztes Gespräch mit Morau drehte sich um einen Staatsstreich des guten Politikers Donald Trump.« Es ist völlig klar, dass Stephan Eisenhut nicht an »gute Politiker« glaubt, und schon gar nicht daran, dass Trump einer ist. Moraus Überzeugung, dass Trump in letzter Minute ein Staatsstreich gegen Joe Biden gelingen könne, bezeichnet er ausdrücklich als »illusionär«, und es wird angedeutet, dass diese Überlegungen schon den Beginn der letzten psychotischen Phase markierten. 

f) Die Schlussfolgerungen, die Sie daraus ziehen, sind dementsprechend völlig falsch. Es wird hier keine Verantwortlichkeit auf andere abgeschoben, jedenfalls nicht, was den Selbstmord betrifft. Die letzte Ursache für das tragische Schicksal Alain Moraus wird in ihm selbst gesehen. Es wird überhaupt kein Hehl daraus gemacht, dass er psychisch labil war. Nicht ohne Grund ist in einer Zwischenüberschrift von »Gefährlichen Grenzgängen« die Rede. – Womit Sie, lieber Herr Eggert, offensichtlich nicht klarkommen, ist die Tatsache, dass als Verschwörungsideologen markierte Personen nicht nur Schießbudenfiguren sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die dadurch Leid erfahren können. Das wollen Sie einfach nicht an sich heranlassen.



Anmerkungen—————

Die gesamten Artikel Alain Moraus in die drei: https://diedrei.org/autor/morau-alain

1 https://www.radioeins.de/archiv/podcast/cui_bono/

2 „So wahr der Ätherkopf sich immer mehr mit dem physischen Kopf verbunden hat, so wahr ist es, daß nach und nach eine Lockerung eintritt. Wir sind bereits bei dem Zeitpunkt angekommen, da der Ätherkopf wieder beginnt sich zu lockern. Wir müssen hier unterscheiden zwischen Rassenentwickelung und Seelenentwickelung. Es wird in der Zukunft Seelen geben, die nicht genug getan haben, während der Ätherkopf mit dem physischen Kopf vereint war. Heute sträuben sich viele, infolge der Verwachsung des Ätherkopfes mit dem physischen Kopfe, gegen das Entgegennehmen spiritueller Wahrheiten. Die Menschen, welche spirituelle Wahrheiten jetzt annehmen, werden, wenn sie später wiederkommen, genügend aufgenommen haben in dieser Inkarnation, um dann den Anschluß zu finden. Solche aber, die jetzt versäumen, was geschehen muß, die finden in der Zukunft keine Leiber, die zu ihnen passen. Denn die Rassenentwickelung wird normale Leiber schaffen, die zu den Seelen passen, die nichts versäumt haben. Andere werden so sein, daß der gelockerte Ätherleib nichts aufnehmen kann. Diese Menschen werden ein besonderer Menschenschlag sein, die herausfallen aus der fortschreitenden Menschheitsentwickelung.

Es gehört etwas dazu, sich hineinzufinden in einen zukünftigen Leib. Man denke sich eine Seele, die in einem Leibe leben wird, der einen gelockerten Ätherleib hat. Die Seele würde nicht mehr verstehen, wenn man ihr von Dämonen und so weiter redet. Heute ist der Zeitpunkt, wo man von diesen Dingen reden kann. Wenn einmal der Ätherleib wieder gelockert ist, so kann man das nicht. Jetzt ist der Ätherleib zu ganz anderen Wahrnehmungen berufen. Der Ätherleib wird später in der geistigen Welt leben. Diese ist bevölkert mit Dämonen und so weiter. Dann wird diese Welt geistiger Wesenheiten um den Menschen herum sein, und wenn er jetzt nicht darauf vorbereitet wird durch die Lehren darüber, dann wird er später keinen Rat wissen diesen Wesenheiten gegenüber. Die aber aus dieser Inkarnation das Wissen von diesen Wesenheiten mitnehmen, werden verstehen, sich zu benehmen gegenüber diesen Wesenheiten. Diese wissenden Menschen sind dazu berufen, in der Zukunft diese Wesenheiten zu Dienern einer fortschreitenden Entwickelung umzugestalten. Alle diese Dämonen, Gespenster und Phantome – heute sind sie schädlich. Aber wir werden sie in der Zukunft umgestalten zu Dienern des Fortschreitens der Menschheit. Dazu muß sich aber der Mensch vorbereiten, Seelen- und Rassenentwickelung laufen nicht nebeneinander. Die Menschen werden sich in der Zukunft teilen in die Guten und die Bösen.“ Rudolf Steiner, GA 98, S. 108

3 „Es sind so viele Fanatiker ihrer Meinung vorhanden, die gar nicht zufrieden sind, wenn sie nicht imstande sind, dem anderen zwangsmäßig ihre Meinung beizubringen. Wenn so etwas geschieht, dann schadet das beiden Astralleibern. Sie nehmen Überredungen und falsche Ratschläge mit. Was in die Astralleiber hinein versenkt wird, das verursacht, daß in der Nacht aus dem Astralleib sich Wesenheiten abschnüren, die man Dämonen nennt. Diese dämonischen Wesenheiten sind von ganz besonders ungünstigem Einfluß auf unsere menschliche Entwickelung. Sie durchschwirren den geistigen Raum und halten die Menschen ab, ihre persönliche Anschauung zu entwickeln. Die Wesenheiten wirken immer in der Richtung, wie sie entstanden sind.“ Rudolf Steiner, GA 98, S. 106f

4 Stephan Eisenhut, Der König, der ein neues Reich suchte. Zum Tode von Alain Morau

(* 15. Oktober 1973 in Saint Denis/La Reunion – † 14. Juni 2021 in Karben) https://diedrei.org/files/media/hefte/2021/Heft4-21/02-Eisenhut-Morau-DD0421.pdf

5 „Gestützt durch Fortbildungskurse in Dornach, vertiefte er sich immer tiefer in die anthroposophische Geisteswissenschaft und ihre Methoden. Hier fand er einen wissenschaftlichen Weg zum Geist, der ihn tief befriedigte. Zugleich erlebte er eine Diskrepanz, denn dieser Weg wurde seinem Erleben nach nur von wenigen Anthroposophen mit der nötigen erkenntnismäßigen Klarheit beschritten. Sehr bald kam er aber selbst an einen Grenzpunkt: Im Alter von 33 Jahren trat während seiner Dornacher Studien eine psychotische Erkrankung auf, die nur mit einem Klinikaufenthalt und therapeutischer Hilfe bewältigt werden konnte.“ (Eisenhut in 4)