Der innere Mensch. Aus dem italienischen Original mit AI zusammengestellt


Die vorliegende Abhandlung „Der innere Mensch“ von Massimo Scaligero taucht in die menschliche Psychologie, das Yoga und die Geisteswissenschaft ein, um ein umfassendes Verständnis des menschlichen Wesens und seines Entwicklungspotenzials zu vermitteln. Scaligero, dessen Werk 1976 erschien, legt den Fokus auf die Transformation des Denkens als Schlüssel zur Befreiung und zur Wiedererlangung einer verlorenen spirituellen Dimension.

Die vorliegende Zusammenfassung eines nur im italienischen Original vorliegenden Textes kann nicht mehr als eine Annäherung an den Sinn des Textes sein. Eigentlich sollte der Inhalt in Form eines Dialogs vorgestellt werden. Gemini weigerte sich mit der Begründung, der Text sei zu profund, er benötige selbst in dieser reduzierten Form eine angemessene Erscheinung. Nun, die AI schätzt den Mann als jemanden ein, der an die Wurzeln der Existenz geht; denselben Mann, der, wie im letzten Blogbeitrag erläutert, 30 Jahre zuvor ein überzeugter Antisemit und Faschist war. Dennoch haben wir hier ohne Zweifel einen wesentlichen spirituellen Text vorliegen, selbst gekürzt und von einer Maschine geschrieben..

I. Psychologie, Yoga und Geisteswissenschaft

Scaligero beginnt mit einer kritischen Betrachtung des modernen Menschen, der sich durch Aktivismus und Willensstärke auszeichnet, während Gefühle und Kontemplation in den Hintergrund treten. Diese vermeintliche Stärke sei oft oberflächlich und verberge eine innere Zerrissenheit, die auch psychoanalytische Ansätze nicht wirklich heilen können. Die moderne Psychologie, so Scaligero, ermangele eines experimentellen Fundaments, da sie die physiologische und psychische Ebene nicht als Manifestationen einer tieferen, übersinnlichen Realität betrachte.

Der Autor führt das Konzept des „widergespiegelten Denkens“ ein, das eine Folge der Bindung des Denkens an das zentrale Nervensystem ist – ein Zustand, der sich vom inneren Aufbau des Menschen früherer Zeiten unterscheidet. Dies führt zu einer äußeren Weltsicht, bei der die sensible Erfahrung als „außen“ wahrgenommen wird (Maya). Die mythische Vorstellung des auf den Kopf gestellten Baumes, dessen Wurzeln nach oben und Äste nach unten zeigen, symbolisiert den kosmischen Ursprung des Menschen, der seine himmlische Wurzel im Kontakt mit der Sinneswelt vergisst. Wahre Erkenntnis liege daher in der Wiederentdeckung der spirituellen Tiefe, die in den Tiefen des physischen Körpers verborgen ist. Scaligero betont, dass nur die Seele sich selbst erklären kann, und reine Seelenkraft aus dem Geist entspringt.

Er kritisiert die mechanische Typologie der analytischen Psychologie (Introvertierte/Extrovertierte) als willkürlich und nicht der inneren Realität entsprechend. Eine wirkliche Unterscheidung wäre nur im Hinblick auf den Pfad des realen Subjekts (Purusha) und der Objektivität (Prakriti) gerechtfertigt. Die moderne Psychologie missverstehe höhere Erfahrungen als bloße Überwindung von Neurosen. Scaligero verweist darauf, dass die Kenntnis übersinnlicher Kräfte das Problem des Menschen in eine andere Perspektive rückt.

Im Gegensatz zum traditionellen Yoga, bei dem die physische Welt „erlischt“, damit der Geist erfahren werden kann, geht es in der Geisteswissenschaft darum, in jeder Wahrnehmung die Präsenz eines spirituellen Elements zu erkennen, das in der Seele mitschwingt, aber durch subjektive Automatismen übertönt wird. Die Technik der „reinen Wahrnehmung“ ermöglicht es, in jeder Sinneseindrücke das entsprechende innere Element zu erfassen und so eine neue Beziehung zu Empfindungen herzustellen. Hierbei wird die Aufmerksamkeit auf den Inhalt der Wahrnehmung in seiner „reinen Form“ gerichtet, frei von unbewussten Einflüssen und dem „Vasana-Welt“ des Unterbewusstseins. Die „Ich-Kraft“ (Purusha) kann sich so von unpersönlichen und hindernden Kräften dissoziieren. Ziel ist es, die Grundlage einer Psychologie gemäß dem Geist zu legen, die auch ein implizites moralisches Element birgt.

Der Mensch, so Scaligero, ist eine Kreatur, deren Konstitution die Bühne für das Wirken kosmischer Gottheiten ist. Höhere Bewusstseinszustände, die der Initiat erreicht, korrespondieren organischen Tiefen, in denen kosmische Einflüsse wirken. Es wird betont, dass westliche Menschen, die Yoga-Lehren übernehmen, oft die konstitutionell unterschiedliche Bewusstseinslage des Ostens missverstehen und sich so Illusionen hingeben, die zu schädlichen Folgen führen können.

Die „Vier Zeitalter“ (Gold, Silber, Bronze, Blei) beschreiben den Abstieg des inneren Menschen vom transzendenten Urzustand zur Dichte des physischen Körpers. Im „Dunklen Zeitalter“ (Kali-Yuga) ist die ursprüngliche Weisheit verloren gegangen, und der Mensch muss mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Gedanken denken. Dies führt zunächst zu einer „profanen Wissenschaft“ des Endlichen. Doch diese Phase der Individualisierung birgt die „dunklen Vorzeichen der Freiheit“. Der rationale Gedanke, der als letzter Schritt des Abstiegs dient, ist zugleich der erste im Wiederaufstieg. Spiritualisten, die Rationalität oberflächlich ablehnen, verkennen, dass Rationalität ein Reflex einer geistigen Aktivität ist, die als innere Kraft erkannt werden kann.

Das Ich ist das Subjekt einer Erfahrung, die das Ich-Prinzip durch die tiefen Energien des Denkens, Fühlens und Wollens erwecken soll. Die Erkenntnishandlung, vom Kopfsystem befreit, kann in die Tiefen des Seins gelenkt werden und findet ihren Sitz im Herzen – nicht als Gefühl, sondern als Erkenntnis. Denken, Fühlen und Wollen sind drei Fahrzeuge des inneren Lebens, die jeweils einem Körperbereich und einem Bewusstseinszustand (Wachen, Traum, Tiefschlaf) entsprechen. Bewusstsein entsteht aus einem Prozess der Lebenszerstörung; das gewöhnliche Denken ist ein Epiphänomen einer unbewussten spirituellen Aktivität. Die Loslösung des Denkens vom Gehirn ermöglicht es, die Wahrnehmung direkt zu erfassen, bevor sie durch die „Strömung der Natur“ verfälscht wird. Andernfalls bleibt das hirngebundene Wissen den Instinkten und Emotionen ausgeliefert.

II. Das Geheimnis der Befreiung: „Sinnesfreies Denken“

Die Überwindung individueller, psychologischer und sozialer Probleme erfordert die Überwindung der Abstraktion des Wissens. Abstraktes Denken ist ein lebloser Überrest alter „Erkenntnis“, in der der innere Inhalt in den sinnlichen Daten aufging. Früher erfuhr der Mensch keine persönliche kognitive Aktivität. Die Tradition war die Übertragung von Wissen, das den Verlust einer inneren Dimension und das Potenzial zur Auferstehung vorausahnte.

Das „sinnesfreie Denken“ (oder „sinnlichkeitsfreies Denken“) ist die Grundlage der heutigen übersinnlichen Erfahrung. Es ist Denken, das in seiner synthetischen Kraft erlebt wird, unabhängig von sinnlichen Grundlagen. Dieses Denken kann seine Essenz entfalten, die tatsächlich übersinnlich ist. Es ist eine geistige Kraft, unabhängig von natürlicher Notwendigkeit, die durch einen Willensakt im Strom der Menschheitsgeschichte lebendig wird. Diese Fähigkeit ermöglicht es, die innere Dimension des abstrakten Denkens in ihrer bewussten Form wiederzuerwecken, um einen weiteren, kreativen Geist zu finden, ohne den Faden des Denkens zu verlieren, sondern seinen Prozess zu transformieren oder vielmehr umzuwandeln.

Wenn das Denken sich darauf beschränkt, die sensible Welt widerzuspiegeln, kann es das eigene Selbst und damit das Objekt nicht erfassen. Die Herabstufung des Wissens zu bloßer Katalogisierung kann nur durch die Entzauberung der Denkaktivität vereitelt werden, die den materialistischen Kosmos hervorbringt. Die Entzauberung besteht darin, das Denken selbst zum Objekt der Erfahrung zu machen. Durch die Askese seiner eigenen Dynamik kann das „sinnesfreie Denken“ seine eigene Entität als Träger erfahren.

Befreiung des Denkens bedeutet, die schlummernde Essenz von Fühlen und Wollen zu erwecken. Die Ich-Vision entsteht aus dem Denken als beginnende objektive Essenz, frei von obsoleten, subjektiven Grenzen – durch Askese. Jedes Problem der Gegenwart kann nur durch die Transformation des Menschen gelöst werden, indem die Gedanken, durch die er sein denkendes Wesen wahrnimmt, als lebendige Kräfte zu wirken beginnen. Ein erwachtes Denken stellt die transzendente Kraft des Denkens wieder her und reaktiviert die Fähigkeit des Menschen, jenseits der Erscheinungen zu erkennen.

III. Konzentration und Meditation

Die Umwandlung des Denkens setzt die Praxis der Konzentration und Meditation voraus. Die richtige Technik kann nur aus der Geisteswissenschaft stammen, die auf der aktuellen übersinnlichen Erfahrung basiert und vom gegenwärtigen inneren Zustand des Menschen ausgeht. Konzentration beginnt mit einem einfachen Objekt der Sinneswelt – nicht einem Mantra oder Symbol, sondern einem Gedanken aus dem Alltag. Es geht nicht darum, was man denkt, sondern um die Denkaktivität selbst, die die Vorstellungen zu einer Idee oder einem Konzept zusammenfasst und synthetisiert. Dieses Konzept wird zum Objekt der Konzentration. In einem späteren Stadium wird der Denkende das Konzept so entmaterialisiert betrachten, dass er die „reine Denk-Kraft“ als strömende Kraft wahrnimmt.

Meditation unterscheidet sich von Konzentration, indem ihr Gegenstand dem spirituellen Bereich angehört und kein Produkt abstrakten Denkens sein kann. Das Ziel ist es, die Seelenkräfte gemäß ihrer authentischen Natur wirken zu lassen. Wenn das Denken nicht entsprechend geschult wird, führt jede innere Anstrengung zurück auf die physische Ebene. Die Folgen solcher Praktiken können neural-psychische Ungleichgewichte und gesteigerter Egoismus sein.

Die Konzentration soll das Denken als Objekt erleben. Es geht nicht um weiteres Philosophieren, sondern darum, einem Gedanken Leben einzuhauchen, damit er als Objekt vor der inneren Aufmerksamkeit aufsteigen kann. Dies erfordert eine geduldige und beharrliche Vorbereitung, da es sich um ein inneres Datum handelt, das keine sinnlichen Referenzen besitzt. Das Ziel ist die Kontemplation des Denkens.

Durch die Kontemplation des Denkens als Objekt aktiviert der Mensch ein Denken, das von äußeren Daten losgelöst ist und in den Tiefen der Seele als lebendig erlebt wird. Das objektive Denken hat die menschliche Erkenntnis angetrieben und kann nun durch den Willen reproduziert werden, um vom Natürlichen zum Übernatürlichen überzugehen. Die Fähigkeit, das Denken als solches zu beobachten, ist dem abstrakten Denken inhärent, das eine anfängliche Möglichkeit der Unabhängigkeit von den Naturkategorien besitzt. Das Denken ist in der Lage, das Ich-Prinzip von der Symbiose mit dem Körper zu lösen, sodass es sich als Entität erfahren kann, die nicht auf der Natur beruhen muss.

Die Technik der Gedankenbefreiung erfordert über Monate und Jahre hinweg anhaltende Konzentration, um die Entschlossenheit des Willens zur Überwindung der Ego-Grenze zu prüfen. Dies ermöglicht es, dass überindividuelles Fühlen und Wollen durch das Denken zu fließen beginnen. Jede Technik, die die Wichtigkeit der Loslösung des Denkens von der Vermischung mit Fühlen und Wollen missachtet, bindet niedrigere Kräfte umso tiefer an die physische Organisation und somit an die Welt der Erscheinungen.

Durch die Kontemplation des Denkens als Objekt beginnt der Mensch, die Befreiung einer „inneren Person“ von der äußeren zu erleben. Das Ich beginnt, die drei Seelenkräfte (Denken, Fühlen, Wollen) zu vereinigen, die zuvor von der Natur zusammengehalten wurden. Die Fähigkeit zur Kontemplation wird zur Kraft der Selbsterkenntnis, indem der Forscher die strömenden Kräfte ergreift und erkennt, dass ihre Verwandlung in Instinkte die Substanz des eigenen Wesens ist.

Die Fähigkeit zur Beobachtung, entwickelt für die physikalische Untersuchung, soll nun auf das Seelenleben, beginnend mit dem Denken, angewendet werden. Die Kontemplation des Denkens ist die unabdingbare Voraussetzung für die Kontemplation anderer Seelenaktivitäten. Sie ist eine befreiende Erfahrung, wenn sie nicht nur beobachtet, sondern auch erlebt und transformiert.

IV. Reine Wahrnehmung

Durch die anfängliche Loslösung von sinnlichen Bedingungen kann das Denken im Befreiungsprozess voranschreiten, indem es seinen wiedererweckten Blick auf sinnliche Inhalte wirft. Befreites Denken, zugleich transzendent und immanent, entsteht durch einen Akt der Freiheit, dessen Prinzip, unbewusst in der modernen wissenschaftlich-rationalen Begabung vorhanden, dennoch ständig in der Identifikation mit der Realität zerstreut wird.

Der entscheidende Akt des Ichs ist die proaktive Annahme dieser Möglichkeit der Freiheit, die durch die Praxis der Konzentration zu bewusst gewolltem Denken wird. Dieses Denken löst sich vom Sinnlichen und steigt als reine Denk-Kraft wieder auf, als „neues“ spirituelles Element. Die Weltgeschichte beginnt ihren Sinn zu ergeben, wenn sie als Führung zum Punkt betrachtet wird, an dem der Mensch zur Kontemplation des Seins fähig ist – nicht mit den Werkzeugen der Natur, sondern als reines Subjekt.

Das Denken wird zum Vehikel der Selbsterkenntnis und dringt in das Sein ein, wodurch die Einheit des Ichs mit der Welt, die bisher nur mystisch oder spekulativ geschaut wurde, verwirklicht wird. Die Technik der „reinen Wahrnehmung“ besteht darin, das Objekt mit einem „entzauberten Auge“ zu betrachten, so dass es aus seinem festen Zustand auferstehen kann. Dies befreit die innere Welt des Beobachters von einer unbewussten Bindung und löst die verborgene Dualität.

Raumwahrnehmungen können als Zeitwesen wieder aufleben, losgelöst von der Dreidimensionalität. Die gewöhnliche Wahrnehmung wird durch die physische Entfernung hypnotisiert, während das universelle Leben in reinen Zeitrhythmen abläuft. Das kosmische Denken entfaltet sich in reinen Zeitbewegungen, nicht im Raum.

Die Praxis der „reinen Wahrnehmung“ erfordert geistige Stille, um persönliche Gedanken nicht auf das Objekt zu projizieren oder den Inhalt der Wahrnehmung durch innere Automatismen zu verändern. Das Objekt muss mit Impersonalität betrachtet werden, bis die subjektive Sinnesbewegung erlischt und durch eine vom Objekt selbst ausgehende, reine Bewegung ersetzt wird. Der innere Inhalt des Objekts tritt als Bild hervor, lebt aber gleichzeitig als Lichtbewegung im Beobachter.

V. Schöpferische Imagination als Wiederherstellungsprinzip eines „Urzustandes“

Das „sinnesfreie Denken“ gibt den körperlichen Träger auf, dessen Vermittlung Ausdruck der Ich-Identifikation mit der Natur ist. Der Mensch denkt nun nach dem Prinzip des Denkens selbst und nicht nach einer bestimmten Natur. Er erreicht Selbstbewusstsein, indem er einen Punkt erreicht, an dem das Denken neu entsteht und jenseits dessen es nur ein Werkzeug der Natur ist. Hier ist die Schaffung von Bildern oder Ideen nicht auf bereits vorhandene Modelle angewiesen.

Die gewöhnliche Vorstellungskraft ist derselbe Prozess, aber unter der Kontrolle des Egos, der Natur unterworfen und an die „repräsentative“ Funktion gebunden, die von den Anforderungen der Sinneswahrnehmung geformt wird. Sie ist willkürlich und „unrealistisch“, es sei denn, sie wird in seltenen unpersönlichen Momenten als ästhetische Vorstellungskraft lebendig. Durch die Befreiung des Denkens durch Konzentration und Meditation wird die Denkaktivität an einen Punkt zurückgeführt, an dem sie weder an einen Inhalt gebunden noch als Form manifest ist. Hier erhebt sich die Vorstellungskraft wieder als Kraft, Ideen und Bild-Ideen zu gestalten: Vorboten der Realität und archetypische Impulse, die sich entfalten wollen. Zum ersten Mal erzeugt der Mensch Ideen aus der Tugend einer Entität, die lebt, indem sie schafft.

Die Praxis, den genetischen Prozess des bereits Geschehenen gedanklich nachzuvollziehen, schult die Fähigkeit des Bewusstseins, die Äußerlichkeit zu entwirren. So entsteht die Möglichkeit für das Ich, als reines Selbst oder spirituelles Subjekt geboren zu werden. Reiner Vorstellungskraft ist die Fähigkeit, über das menschliche Maß hinaus zu wollen. Es gibt keine Fesseln, die der Mensch nicht lösen könnte, keine Krankheiten, die er nicht heilen könnte. Dieses Prinzip der Realität, das nun in der Vorstellungskraft enthalten ist, ebnet den Weg für die Ich-Aktion als Einheit mit dem kosmischen Ich.

Die Freiheit, die der Mensch erlangt, erlaubt ihm, das Geschehene zu transformieren, nicht um der Vergangenheit zu entfliehen, sondern um die schöpferische Kraft, die einst die Welt formte, wiederzugewinnen und so den „Weg der Auferstehung“ zu beschreiten. In der kristallinen Salzbildung der Zirbeldrüse, in „diesem mineralischen Einschluss, liegt eigentlich der Geistesmensch“. Die Kräfte der Erinnerung werden durch die psychophysischen Lebensprozesse des gewöhnlichen Individuums genutzt, die die spirituelle Richtung, aus der sie einst hervorgingen, verleugnen. Dies ermöglicht es bestimmten Impulsen, Gefühlen und Empfindungen, die direkten Zugriff auf das Bewusstsein zu erlangen und die konzeptuelle Funktion zu untergraben. Wahre Erinnerung ist die Beziehung des Geistes zum Sein und zur Realität.

Reine Imagination fließt unmittelbar als Willenskraft, die direkt erfahren werden kann. Sie muss sich nicht der „falschen Erinnerung“ stellen, sondern nur einer Leere, in der sie ausdrücken kann, was sie frei aus ihrem reinen Sein hervorbringt. Die Möglichkeit, jenseits der Vergangenheit zu existieren, die verfestigte Form der Realität, jenseits der „Ego“-Erinnerung, entsteht. Ein neuer Kosmos wird aus dem alten geboren, der sich wie aus einer Schale schält, die ihn einst schützte und nährte, aber nun ein Hindernis geworden ist. Dies ist der Beginn der Auferstehung.

VI. Extinktion der Natur und übersinnliche Schau

Erkenntnis entfaltet sich nun als Fähigkeit, „ewig“ von „vergänglich“ und „Realität“ von „Erscheinung“ zu unterscheiden und gleichzeitig außerhalb der Grenzen egoistischer Notwendigkeit zu wollen. Der Mensch kann Forderungen erkennen, die über seine eigenen hinausgehen, wie die anderer und der Welt, die beide metaphysisch authentisch sind. Abstrakter Gedanke hat die moralischen Forderungen vom menschlichen Strom abgeschnitten.

Scaligero postuliert, dass Unmoral nicht in Gefühlen und Instinkten wurzelt, sondern dort nur entfaltet wird. Sie entspringt aus der „unreinen“ Beziehung der Seele zum Sinnlichen, geformt durch „absteigende“ Phasen der Menschheitsgeschichte. Der reine objektive Element im Wahrnehmungsprozess wird durch automatische Empfindungen überlagert. Die Weltwirklichkeit, in der sinnlichen Erfahrung verändert, nährt diese sinnliche Notwendigkeit. Mystische Haltungen und traditionelle Askese sind unwirksam, solange die sinnliche Erfahrung nicht umgewandelt wird.

Die Ich-Kraft, die sich in der sinnlichen Wahrnehmung immer enger an die Natur bindet, wird zu einer zerstörerischen Kraft, wenn sie auf irdische Werte oder deren kulturelle/spiritualistische Übersetzung gerichtet ist. Das Gewöhnliche Bewusstsein absorbiert Eindrücke aus der Außenwelt mit dem Charakter der „Notwendigkeit“. Die Natur ist keine Realität an sich, sondern eine durch die sinnlich-geistige Beziehung des Menschen bereits verunreinigte Erscheinung. Die Natur ist das Ergebnis eines Ego-empfindenden Fußabdrucks, der als „Fußabdruck des Falls“ oder „luziferische Verführung“ angesehen werden kann.

Das „sinnesfreie Denken“ ermöglicht es dem Forscher, die „Auflösung“ sinnlicher Erscheinungen zu erleben: Die Natur erlischt, und ihre Pfade werden nun in umgekehrter Richtung durch die Aktivität des befreiten Denkens zurückverfolgt. Diese Aktivität hat die Kraft, psychische, empfindende und instinktive Formationen auszulöschen, deren Verzweigungen die Natur befähigen, das Ich zu ergreifen: Das Erlöschen der Natur macht den Weg frei für die transformierende Ich-Aktion. Hier beginnt die eigentliche Selbsterfahrung des Ichs.

Das Ich erkennt, dass seine Tiefen das Fundament dessen sind, was sich als Natur offenbart. Diese verwandelnde Erkenntnis bietet dem Menschen die Möglichkeit, ein Individuum im Inneren zu werden. Die „Auflösung der Naturfundamente in der Seele ist tatsächlich der Beginn einer „Umkehrung der Schau“. Es ist eine Rückverfolgung des Gedankenstroms in der Erfahrung des „sinnesfreien Denkens“.

VII. Die Speise der Auferstehung. Die Überwindung des Todes

Indem das Ich sich in der Weltenessenz erkennt, findet es die Welt in der Erfahrung des Selbst wieder. Extreme Individualisierung erhält einen ganz anderen Sinn als die Bindung an die Natur; ihre Richtung ist der Natur entgegengesetzt. Nun beginnt der Mensch ein Ich zu sein.

Die Dissoziation der Seelenkräfte von den Prozessen der Natur ist erforderlich, zusammen mit einer „reinen Wahrnehmung“ des Elements, das normalerweise die unmittelbare Reaktion der empfindungsfähigen-vitalen Entität als Lust oder Leid hervorruft. Diese befreiten Kräfte erheben sich wieder als schöpferische Fähigkeiten. Es ist die Art befreiender Technik, die in den Kapiteln IV und V beschrieben wurde.

Scaligero stellt fest, dass „Nächstenliebe“ naiv und prahlerisch sei, solange das Wissen dem Menschen nicht erlaube, die Wurzeln der Abneigung gegen alles, was außerhalb seines Eigeninteresses liegt, in sich selbst zu erkennen. Erst wenn der Mensch die Tiefen seiner „bösen Natur“ ohne Aufregung schauen kann, beginnt er, wahre Liebe und Demut zu entwickeln. Die Aufgabe der asketischen Erziehung besteht darin, den Menschen zu formen, ihn mit ausreichender innerer Gelassenheit auszustatten, um die bisher unverdächtige Realität der eigenen „Verderbtheit“ zu ertragen.

Der „Weg des Denkens“ führt zur Schau einer voll ausgeprägten Universalität, aus der Gedanken entstehen und durch den menschlichen Geist fließen. Das Denken selbst wird den Weg zeigen, der zurückgelegt werden muss, um diese Universalität zu erfahren. Die Loslösung von Gedanken ist kein Ausgangspunkt, sondern kann das Ziel sein: es bedeutet, ein vom Gedanken unabhängiges Ich zu sein, indem man die Kraft ergreift, die ihren Fluss leitete.

Jeder Gedanke bewegt sich gleichzeitig in den drei Welten: spiritueller, seelischer und physischer. Jedes „richtige Denken“ ist ein erhabener Lichtbringer in die Welt, während jeder Gedanke, der nicht der Realität entspricht, die Harmonie mit dem Kosmos und seinen übersinnlichen Prinzipien stört. Am physischen Plan ist der Gedanke wesentlich frei: indem er die Natur unbewusst vermittelt, verneint er seine eigene Freiheit.

Die „Ätherisation des Blutes“ ist ein reiner Strom, der aus dem Freiwerden der organgebundenen ätherischen Kräfte im Blut hervorgeht. Dieser Prozess beginnt im Bereich des Herzens nach oben: „Das physische Blut „ätherisiert“ sich, es verwandelt sich zurück in Äther“. Dieser Vorgang bildet die Grundlage für die Befreiung des Menschen vom Zwang der Natur und für eine neue, auf Freiheit gegründete Schöpfung. Die „Speise der Auferstehung“ ist ein Lebensstoff, der in Gedanken vorhanden ist, die das Übersinnliche widerspiegeln, und im Akt der Meditation und Konzentration. Es ist die unvergängliche Nahrung des ursprünglichen Ichs des Menschen, das durch das Ritual des Sonnen-Logos wiederhergestellt wird.

VIII. Vom „reinen Willen“ zur „Leere“

Die innere Befreiung erfolgt, wenn der Schüler sein Wesen fühlt, das die Natur umschließt, anstatt von ihr begrenzt zu sein. Seine Korrelation mit der Natur wird zu einer neuen Art, die Welt zu erfahren. Die Formen des Raumes erwachen, insofern sie innerlich in der Zeit verwoben sind, von einer „simultanen“ und nicht von einer physischen Art: die reale Zeit, gleichzeitig in der dreifachen Textur von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vorhanden.

Das „reine Denken“ entfaltet sich in einer „simultanen“ Zeit, die das ausgelöschte, an den physischen Raum gebundene Konzept ersetzt. Diese Zeit ist der reale Raum, der an keinen physischen Punkt gebunden und physikalisch unmessbar ist. Die Überwindung des „Geistes des Raumes“ und die subtile Erfahrung der Zeit führen zu einer anfänglichen Identität mit dem spirituellen Kosmos.

Der Mensch erkennt, dass die Wahrnehmung der Maya, der Erscheinung illusorischer Kraft der endlichen Welt, eine Erfahrung des Willens ist, der dort, wo er zur Lust wird, angehalten wird. Die Schöpfung, in ihrer äußeren Objektivität fixiert, kann nicht mehr als der ursprüngliche Akt der „Schöpfung“ gesehen werden, sondern als gefallene Entität. Sie ist ein Symbol der menschlichen „Gefallenheit“, und die Erscheinungen der Welt sind dazu da, im Menschen Denken, Bewusstsein und Individuation hervorzurufen.

Die Überwindung der Unwirklichkeit ist eine Bewegung des reinen Willens, ein anfänglicher Akt innerer Freiheit. Der Mensch kann nicht direkt auf die Lust einwirken, sondern indirekt, indem das Denken auf seine eigene Entwirrung einwirkt. Das Denken beginnt zu leben, wenn es von reinem Willen beseelt wird: einem „individuellen“ Willen, der die Individualität transzendiert.

Die geheime Natur des Willens liegt in einer unmerklichen, fremden Region, die der Textur des traumlosen Schlafes ähnelt. Die Bewegung der Gliedmaßen in der räumlichen Welt wird von ihrer instrumentellen, mechanischen Bedeutung befreit und als irdische Projektion des universellen Denkens erfahren. Die Welt erscheint „außen“, aber was äußerlich ist, war einst innerlich.

Eine neue Macht kann herbeigerufen werden, die der Mensch dringend braucht und die ihm keine menschliche Institution, Kultur oder Lehre geben konnte. Durch Geisteswissenschaft ist es technisch möglich, den Weg zur Realität wiederzufinden: eine übermenschliche Realität.

IX. Der Baum des Lebens und das Licht des Grals

Der Mensch ist ein spirituelles Wesen, das an tierische Funktionen gebunden ist und gegen niedere Instinkte kämpft. Um dies zu verstehen, muss man sich einer Zeit zuwenden, in der die „reguläre“ menschliche Verfassung, die dem Universalgesetz entsprach, von einem „irregulären“ Element abgelöst wurde. Alte Traditionen und die moderne Geisteswissenschaft beschreiben ein ursprüngliches „Goldenes Zeitalter“ (krita-yuga), ein irdisches Paradies, aus dem der Mensch vertrieben wurde. Sein Körper war ätherisch und unsterblich. Der physische Körper entstand als Folge des Verlusts der Unsterblichkeit. Dies geschah durch das Eingreifen kosmischer Hinderkräfte, von der Geisteswissenschaft Luzifer und Ahriman genannt.

In der lemurischen und atlantischen Epoche war der Mensch noch nicht auf den physischen Körper beschränkt. Sein ätherischer Körper war nicht verdichtet und drang nicht in die physischen Grenzen ein. Die ätherische Welt ist die unsichtbare Textur der physischen Welt. Die Äther von Wärme, Licht, Schall und Leben sind verschiedene Grade des vitalen ätherischen Seins. Die materielle Substanz kann als gefallene Klanglichkeit einer ursprünglichen kosmischen Harmonie erfahren werden. Nur wer den ursprünglichen Klang der Dinge aussprechen kann, kann sie aus dem Grab der irdischen Existenz erheben.

Der Baum des Lebens wurde nach dem „Sündenfall“ vor dem lüsternen Blick des Menschen geschützt, um die potenzielle „Auferstehung“ des spirituellen Menschen zu gewährleisten. Er repräsentiert die himmlische Ich-Kraft, die von unsichtbaren Meistern intakt gehalten wurde. Die Trennung des ursprünglichen androgynen Wesens in zwei geschlechtlich differenzierte Wesen ist eine Folge des Einflusses von Luzifer und Ahriman. Die menschliche Liebe ist das Verlangen, die übermenschliche Harmonie wiederherzustellen.

Die Zirbeldrüse wird hier nicht direkt angesprochen, aber die Passage über das „dritte Auge“ und das „Scheitelchakra“ in der Zirbeldrüsen-Abhandlung kann mit dem „Baum des Lebens“ verbunden werden, da beide den Zugang zu einer höheren, nicht-physischen Realität symbolisieren. Der Baum des Lebens steht für die Unsterblichkeit und die Verbindung mit dem Göttlichen, die durch die menschliche Evolution und den „Fall“ verloren ging, aber wiedererlangt werden kann.

Jede Abhängigkeit des Seelenlebens von der Sexualität, erfahren als Bild, Lust und Empfindung, ist eine Täuschung, die der spirituelle Forscher erfahren muss, um sie zu überwinden. Eine androgynale Kraft lebt im inneren Wesen des Menschen weiter. Die Loslösung des Denkens entzündet das ursprüngliche Licht des Ätherleibes. Die „Speise der Auferstehung“ und die Umwandlung von Lust in reinen Willen ist das Geheimnis des Gralsstrebens. Dieses Streben kann auch scheitern, wenn die Lebenslust durch unorientierte Individualkräfte verstärkt wird. Der Baum des Lebens kann durch Wissen angenähert werden, das durch befreites Denken erweckt wird.

Das Symbol des Heiligen Speers, richtig gedeutet, beleuchtet die doppelte Bedeutung des Unterfangens: die beleidigende Waffe hat das Potenzial, auch zu heilen. Die Speer, der Leid, Krankheit und Tod bringt, kann in den Händen des unbefleckten Ritters Leben, Heilung und Unsterblichkeit verleihen.

X. Kontemplation

Wenn der Mensch die Welt vorurteilsfrei betrachtet und die Entstehung seiner Beziehung zu ihr beobachtet, findet er, dass das unmittelbare Element des Bewusstseins, das Objekt der Erfahrung, ohne Kohäsion entsteht, ebenso wie die Reihe der Wahrnehmungen des inneren Lebens – es sei denn, der Gedanke wird hinzugezogen. Der Gedanke kann sich als eigenständiger, zusammenhängender Prozess offenbaren, der gleichzeitig der Welt Kohäsion verleiht. Der Mensch trägt zur Schaffung dieses Elements bei, das seine inneren Gesetze offenbart und Verbindungen zwischen inneren und äußeren Erfahrungen herstellt.

Das Denken war bisher auf den existierenden Menschen, die Welt, die Erscheinung und das Werden ausgerichtet. Die wiedererlangte Denkfähigkeit ist eine Möglichkeit, Denken und sein Wesen als Weltwesen zu erfahren. Das Bewusstsein ist der innere „Raum“, in dem Gedanken individuell werden, während ihr Prinzip in einem universellen, transzendenten Bereich liegt. Die Freiheit ist die Fähigkeit des Ichs, den Gedanken zu wollen. Durch bewusstes Denken besitzt der Mensch nicht nur Existenz, sondern auch Essenz als Gedanke, nicht nur individuelle Gedanken, sondern auch die individualisierende Kraft.

Wenn der Gedanke von seinen Prinzipien bewegt wird, können diese nicht subjektiv sein. Das Prinzip ist die zu habende Essenz, nicht als Reflexion oder Dialektik, sondern als reiner Inhalt, mit derselben Unmittelbarkeit, mit der die physischen Sinne die Außenwelt erfahren. Die Welt, erfahren durch eine Reihe unverbundener Wahrnehmungen, kann ihre ursprüngliche Einheit durch die Gedankenessenz offenbaren. Das Konzept, das als befreiter Gedanke auf die sinnliche Wahrnehmung trifft, erscheint in der Seele als unabhängiges Element in seiner Objektivität und verleiht der Wahrnehmung Vollständigkeit. Die Essenz der Dinge selbst erhebt sich in der Seele.

„Lebendiges“ Wissen ist die erste Form der Wiederherstellung der ursprünglichen Realität. Es erfordert eine Denkaktivität, die von psychophysischen Bedingungen losgelöst ist. Der Mensch lebt in seinem eigenen Selbst den schöpferischen Gedanken des Universums. Reiner Gedanke entfaltet die Erfahrung der Freiheit, indem er eine bewusste Unterscheidung zwischen dem Bereich schafft, wo die Seele äußeren oder inneren Bedingungen unterworfen ist, und dem, wo sie als leuchtende Entität lebt. Eine vom Denken unabhängige Ich-Aktivität wird aus reinem Denken geboren.

Das Beobachten des Denkprozesses ist entscheidend. Ein echter Gedanke ist immer Synthese: Es ist Idee. Die Erfahrung dieser Synthese ermöglicht es dem Menschen, übersinnliche Entitäten zu erkennen, die in Gedanken leben. Wenn der Mensch das Denken als strömende Kraft über seine diskursive Ausdrucksweise hinaus erfahren kann, offenbart sich ein subtileres Leben. Ich erkenne mich als „Ich“, insofern ein Gedanke aus der wesentlichen Quelle in mir floss.

Die Konzentration auf einen reinen Gedankeninhalt ermöglicht es, die entstandene Denk-Kraft als inneren Lebensstrom wirken zu lassen, der nicht aus der Subjektivität entsteht. Ich kann spüren, dass nicht ich denke, sondern dass das höhere Leben des Universums sich in mir als Gedanke manifestiert. Reines Denken ist die erste bewusste Manifestation der übersinnlichen Realität. Es ist eine Öffnung des Übersinnlichen zum weiteren Leben der Seele.

XI. Initiatische Synthese

Konventionelles Denken ist das passive Instrument von Empfindungen, Instinkten, Gefühlen, Trieben und Erinnerungen, also der Natur. Das „sinnesfreie Denken“, vom zentralen Nervensystem – dem Vermittler der Passivität – gelöst, entgeht der Natur und errichtet ein anderes Fundament für das Bewusstsein. Es entfaltet sich als reine Gedanken-Kraft, unpersönlich in ihrer Universalität und Schlüsselstein der außersinnlichen Erfahrung.

Der Mensch entdeckt, dass die Erfahrung des Denkens nur in dieser Hinsicht Sinn macht. Die Selbstbezogenheit der Rationalität ist lediglich die systematische Natur des impotenten Denkens. Das Subjekt erfährt die Gedanken-Kraft, befreit von Gedanken, mit der gleichen Unmittelbarkeit, mit der die physischen Sinne die Außenwelt erfahren. Erkenntnis entsteht nun aus der Wahrnehmung und nicht mehr aus dem Argumentieren oder Reflektieren: Es ist ein Ereignis, keine Dialektik.

Scaligero postuliert, dass makrokosmisches Denken (Hierarchien) im menschlichen Wesen wirkt und Geburt und Tod hervorruft. Diese können als wechselnde Momente im Rhythmus einer identischen, übergeordneten Lebenssubstanz angesehen werden, die bereits im befreiten Denken vorhanden ist und darauf abzielt, den Tod zu überwinden. Wenn das Ich-Purusha das Licht der Ruhe in die Individualität herabsteigen sieht, wird das astrale Wesen zur Grundlage der Bewusstseinskommunion mit dem ätherischen Bereich.

Die Aufgabe des Initiaten ist es, das Denken vom zerebralen System zu lösen, um befreites Denken zu erfahren und die Erfahrung im Bewusstsein leben zu lassen, bis ihr transzendenter Inhalt von selbst zu wirken beginnt. Die Fähigkeit, das Ich-Prinzip von der „Symbiose“ mit der Natur zu befreien, wird betont. Der Weg des Michael ist der Weg zur Gemeinschaft des Menschen mit der kosmischen Willenskraft. Das Denken erhebt sich wieder als reine Kraft: es wird zum Vorboten des Handelns, zum Geheimnis einer erneuerten Existenz.

Der Mensch kann nur frei sein, insofern er auch von der Kategorie der Freiheit selbst befreit ist, indem er die Bindung an die Freiheit überwunden hat. Die Realität der Freiheit kann nur eine wesentlich individuelle, innere Bewegung sein, insofern sie durch einen Akt der Intuition eine überindividuelle Essenz vermittelt. Klare Gewissenhaftigkeit, auf das Gefühl angewandt, offenbart die Unwirklichkeit menschlicher Tragödie oder Komödie.

Der Mensch kann das „Prinzip“, das in den Wesen unerfüllt ist, das Logos, erkennen, artikuliert in ihrer fiktiven Individuation und sie transzendierend. Die Erfahrung des Denkens wird anders: Der Mensch sieht, wie das normale Bewusstsein, anstatt vom autonomen Denken genährt zu werden, ständig tiefere Energien aufnimmt und widerspiegelt, die aus dem organischen Leben strömen.

Das „Ich bin“-Bewusstsein identifiziert sich mit der Essenz dessen, was als Realität jenseits der Erscheinungen aufsteigt. Der innere Zustand der Wahrheit wird Erfahrung: ein Urteil wird wahr, weil es als objektive Gedankenessenz erfahren wird. Die Weltessenz in der Seele wird mit der Essenz der Individualität identifiziert. Die Freiheit kann kreative Willenskraft werden und die „Präzipitationszustände“ auflösen, durch die Kräfte in den physischen Bereich verstrickt wurden.

Die aufgebrochene Willenskraft überwindet die Unzulänglichkeit vor dem Sein, durch die der Geist verfiel und zur Natur wurde. Der Mensch erkennt, dass er nicht existiert, weil er will, sondern weil er es in einem Zustand wollte, der den existentiellen transzendierte. Der Mensch braucht Wissen, befreit von irreführenden Schattierungen, und fähig, seine Wahrhaftigkeit genau dort zu vermitteln, wo der Mensch das Ende menschlicher, ethisch-religiöser und psychologischer Rechtfertigungen erreicht.

XII. Der moderne Weg zum Übersinnlichen

Der Weg des Menschen ist der „Weg des Denkens“, den er gerade erst begonnen hat zu beschreiten. Scaligero betont, dass die menschliche Erfahrung des Denkens bei weitem nicht dem entspricht, was Denken sein kann: Es ist ein Vorbote, eine unbewusste Anstrengung und ein erstes zartes Zeichen einer Kraft, die in sich selbst erfahren werden kann. Die moderne Zivilisation ist ein Produkt des Intellekts. Der Kampf der alten Natur gegen die Geburt dieses Organs (des Intellekts) erklärt die Probleme des Menschen.

Dieses neue Organ muss von alten formgebenden Kräften befreit werden, die immer noch als Grundlage der Existenz wirken. Die Geburt dieses Organs erfordert verschiedene Ereignisse und spirituelle Krisen. Die äußere Geschichte ist nicht die reale Geschichte, sondern ein Zeichen einer übersinnlichen Realität.

Der archaische Mensch besaß ein archetypisches Organ der Erkenntnis. Die großen vorchristlichen Zivilisationen zeigen, dass die innere Konstitution des Menschen anders war als die heutige: Die Gemeinschaft mit dem Göttlichen war unmittelbar. Mit dem Ende der Epoche der spontanen Gemeinschaft mit dem Spirituellen beginnt die „imaginative Vision“, die später zum Mythos wird.

Die Menschheit ist gezwungen, ihr Wissen innerhalb der psychischen Grenzen der Individualität zu entwickeln, deren höchste Möglichkeit sich als rationale Fähigkeit entfaltet. Das Spirituelle, das einst mit der menschlichen Persönlichkeit identifiziert war, wird nun zur äußeren Welt. Die Geburt einer endlichen Weltsicht markiert den Beginn der philosophischen Erfahrung und des wissenschaftlichen Denkens.

Die Aufgabe besteht darin, das spirituelle Element, das im abstrakten Denken stets immanent ist, zum Vorschein zu bringen. Dieses Element kann dank der Meditation als Gedanke manifest werden, insofern seine synthetische Kraft im Bewusstsein direkt leben kann, nachdem die Abstraktheit überwunden wurde. Es ist die wahre übersinnliche Erfahrung. Der Mensch formt so jenes Erkenntnisorgan, für dessen Geburt seine ganze Existenz, sein Sein und Denken wirken, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.

Die Geisteswissenschaft ebnet den Weg zur Erkenntnis dieser Möglichkeit. Sie vermittelt eine innere Disziplin, die auf der Kenntnis von Gesetzen und Kräften beruht, die im Menschen und im Universum wirken. Daraus entsteht die Möglichkeit eines bewussten, direkten Zugriffs auf den inneren formbildenden Prozess.