In der österlichen Unvergangenheit

Zu den notwendigen Oster - Vorbereitungen gehören - ohne dass man das unbedingt sucht, es rückt einfach unvermittelt in den Fokus - Erfahrungen der reinen Präsenz, denn in jeder inneren Bewegung auf die Zeitlosigkeit zu (und das ist die Präsenz) erlebt man einen winzigen Aspekt des Geistes der Auferstehung. Natürlich wird das leichter, je älter man wird. Die Endlichkeit - Zeitlosigkeit- naht, ob man es will oder nicht; das biologische Geschehen dominiert aber auch nicht mehr so das seelische Erleben wie in jungen Jahren. Eine innere Wendung wie bei Maria Magdalena ist zumindest dann schon nötig, wenn man zulassen, wenn man es annehmen möchte, dass die Zeitlosigkeit näher und näher rückt. Oder wenn es keine innere Wendung sein kann, dann doch zumindest etwas Mut und Energie, zuzulassen, dass Raum gewinnt, wovor man im Innersten die größte Furcht hat: Sich den eigenen Tod zum Freund zu machen.

Denn in der Präsenz haftet man nicht mehr, besitzt nichts, hat nichts, bezieht sich auf nichts: „Es gibt auch kein „Sich- Berufen“ auf etwas, auf Vergangenheit, Geschehnisse, Prinzipien. Denn auf diesem Gebiet der Unvergangenheit gibt es kein „Etwas“.“*

Alle diese Synonyme - Präsenz, Zeitlosigkeit, Unvergangenheit - deuten auf die „Armut“ hin, wie sie schon im Neuen Testament als geistige Fähigkeit beschrieben wurde - eine Armut in dem Sinne der geistigen Fähigkeit, auf einem Gebiet, in dem es „kein „Haben““* gibt. Und das eben, der völlige Verzicht auf alles, was haftet, worauf man sich berufen und beziehen kann, fällt so unendlich schwer. Das immer währende Haften und Sich-Beziehen ist der Aspekt des menschlichen Leides, der auch im Buddhismus von so zentraler Bedeutung ist. Davon auch nur Augenblicke frei zu sein, verändert die Perspektive in so weit reichender Weise, dass dies einem inneren Ostern gleich zu setzen ist.

Dieser Verzicht ist der Gewinn eines inneren Werdens, das - so die unmittelbare Intuition - keinen Grund, kein Ende, keine Vollendung hat. Er ist ein unaufhörliches Beginnen und ein Vertiefen zugleich, das der Natur des Geistes entspricht:

„So besteht das Sein in dieser Sphäre im andauernden Verzichten auf das Eben- Errungene, im Suchen- Bleiben, im steten Überwinden des Gefunden- Habens, im immerwährenden Werden. Wer „hat“, „gefunden hat“, wer nicht verzichtet, fällt aus diesem Bereich heraus. In der Armut sein, in der Armut bleiben ist die einzige Art, in der Gegenwärtigkeit zu weilen. Denn nur die Armut hat die Anziehungskraft für das Immerneue.“*

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*Georg Kühlewind, Die Erneuerung des Heiligen Geistes, S. 57